
Herr Fasche, mehr als 500 Ihrer Kollegen, also fast 20 Prozent, haben außer ihrer Arbeit als Polizist auch noch eine Nebentätigkeit. Wie erklären Sie sich das?
Lüder Fasche: Hierzu muss man wissen, dass solche Nebentätigkeiten für Polizisten und Polizistinnen ab einer relevanten Summe anmelde- aber nicht mehr wie früher genehmigungspflichtig sind. Insofern ist das nur die Anzahl der eingegangenen Mitteilungen, die aber nicht aussagt, wie viele Polizisten tatsächlich aktuell einer Nebentätigkeit nachgehen.
Aber es bleibt ja trotzdem eine relativ hohe Zahl.
Hierunter fallen aber auch zahlreiche Übungsleiter im Sport, die dafür eine nur geringe Aufwandsentschädigung erhalten. Die wären tatsächlich eigentlich eher unter die Ehrenamtlichen einzuordnen. Aber natürlich gibt es wie in jedem anderen Bereich auch Beschäftigte, die sich etwas dazu verdienen möchten oder gar müssen. Polizeibeschäftigte gelten als sehr zuverlässig und sind deshalb in dem Segment gerne genommen. Und solange keine Konflikte mit dienstlichen Tätigkeiten möglich sind, spricht ja auch nichts dagegen.
Haben Sie keine Sorge, dass die Nebentätigkeiten die eigentliche Polizeiarbeit ihrer Kollegen und Kolleginnen beeinträchtigen könnten?
Angesichts der zu geringen Anzahl Polizeivollzugsbeschäftigter in Bremen sind viele Beamte und Beamtinnen ohnehin schon zu flexibler Handhabung ihrer Dienstzeit und zur Ableistung von Überstunden gezwungen und deshalb besonders belastet. Da wäre es schon gut, die Kollegen und Kolleginnen würden sich nicht auch noch genötigt sehen, darüber hinaus nebenberufliche Belastungen auf sich zu nehmen.
Warum tun sie dies trotz der angesprochenen Belastungen dann trotzdem?
Es befinden sich etliche Beamte und Beamtinnen im Land Bremen nach 20 Jahren Dienstzeit immer noch im Eingangsamt, obgleich ihre Funktion mehr hergeben würde. Wer unter solchen Umständen eine Familie gründen und Wohneigentum erwerben möchte, kann das oft nur tun, indem zusätzliche Verdienstmöglichkeiten wahrgenommen werden. Schnelle Regelbeförderungen sind hier nach Ansicht der GdP der richtige Weg. Und natürlich hat in Bremen die Besoldungsstruktur unter der jahrelangen Haushaltsanierung gelitten. Hier muss nachgebessert werden.
Das Gespräch führte Ralf Michel.
Lüder Fasche (56) ist Kriminalbeamter und seit März 2018 Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Bremen.
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