
„Hoffentlich stolpert er jetzt nicht“, das denkt man sich, wenn man Ralf Jacobs da so ein paar Meter entfernt vom eiskalten Wasser auf den Rutschen im Stadionbad herumturnen sieht. Nicht aus Spaß macht er das an diesem Donnerstagmorgen bei gefühlten minus zwei Grad – Jacobs ist Sachverständiger und Prüfer des Tüv Nord und damit zuständig dafür, dass die Bremerinnen und Bremer in gut einem Monat, wenn die Temperaturen tatsächlich wieder in freibadfreundliche Höhen steigen, auch nicht stolpern.
Jede Fuge, jede Kante, jedes Brett wird von Jacobs begutachtet und dahingehend geprüft, ob durch den Gebrauch im vergangenen Sommer oder das raue Wetter im Herbst und Winter Schäden entstanden sind, die einen Badebesuch trüben könnten: „Hier, eine Abplatzung“, sagt Jacobs und deutet auf eine kleine Stelle im Einstiegsbereich der blau-gelben Viererrutsche, an der das Material aufgesprungen ist. „Ist nur eine Kleinigkeit, aber da könnten sich Besucher am Fuß verletzen.“ Wird notiert, kommt auf die To-do-Liste für die entsprechenden Firmen, die Badleiter Jürgen Maas und Frank Werpup, stellvertretender Leiter der technischen Abteilungen der Bremer Bäder, schon ab Herbst erstellen und schon ab Winter Aufträge verteilen.
Für Jacobs ist der Rundgang durchs Stadionbad längst Routine, seit rund 18 Jahren kontrolliert er immer im Frühjahr, ob das Bad grundsätzlich startklar für den Sommer ist. Sein Glück im Fall der Rutschen, vor allem bei der sich 23 Meter steil nach unten neigenden Turbo-Version: Ob das Stadionbad die „Verkehrssicherheitspflichten“ einhält, kann er mit Augenmaß kontrollieren, ausprobieren muss er sie nicht. „Vor der habe ich Respekt. Ich sage immer, das ist Kamikaze“, sagt Jacobs.
Ist das Piktogramm noch lesbar, auf dem unter anderem die korrekte Turbo-Rutschen-Haltung, nämlich mit den Füßen vorweg, ebenso wie die Arme am besten über Kreuz gelegt, angezeigt wird? Alles gut, nichts ist verwittert oder angerostet. Also weiter zum Spielplatz. Dort hat der Winter dem Holz eines der Schaukel-Pfosten so zugesetzt, dass er ausgetauscht werden muss. Auch das kommt auf die Tüv-Liste, in der die Mängel der späteren Überprüfbarkeit halber auch fotografisch dokumentiert werden. Alle Reparaturen zusammen werden laut Werpup rund 10.000 Euro kosten, so viel wie in den vergangenen Jahren auch.
Insgesamt haben sie es in diesem Jahr mit den „normalen Verschleißschäden“ zu tun, erklärt Badleiter Maas. „Wir hatten schon deutlich schlimmere Winter. Aber man muss eben immer dranbleiben.“ Durchschnittlich sechs bis acht Wochen Vorbereitung braucht es, bis das Stadionbad besuchertauglich ist. Jacobs ist an diesem kalten Aprilmorgen nicht der einzige Freibadbesucher. Auch im jetzt leeren Sportbecken ist Bewegung, fünf Mann, also drei Auszubildende und zwei Hilfsschwimmmeister schieben in Gummistiefeln Putzdienst.
Die letzten Schlammreste des Wassers – das Becken bleibt über den Winter hinweg gefüllt, damit der Frost ihm nichts anhaben kann – müssen weggeschrubbt werden, die Kachelfolie des Beckens will entkalkt werden. Praktisch für die Bremer Bäder, dass gerade Berufsschulferien sind. „Für die Kollegen wäre Nieselregen jetzt natürlich schöner, das würde die Arbeit erleichtern“, sagt Maas. Anderthalb Tage dauert es, bis das Sportbecken sauber ist, das Naturbecken haben sie schon fertig.
Rund 300.000 Gäste kamen im rekordverdächtig heißen Sommer 2018 in die Bremer Freibäder. Gegen Ende war er vielen laut Maas sogar zu heiß zum Freibaden. „Ende August, Anfang September sind viele dann doch lieber zu Hause geblieben“, sagt er. Die ersten, die ins Wasser springen, bevor das Stadionbad je nach Wetterlage Ende Mai oder Anfang Juni öffnet, sind übrigens die Bademeister und Rettungsschwimmer.
Weil das Südbad, in dem sie ihre Tauchprüfungen ablegen, flacher ist als das Stadionbad unterhalb des Zehn-Meter-Sprungturms mit seinen 5,60 Meter Tiefe an der Eintauchstelle, müssen sie auch hier ihre Rettungseignung beweisen. Dann kommen die Stammgäste, zumindest die hartgesottenen, denen 17 Grad kaltes Wasser nichts ausmacht. „Vor denen ziehe ich meinen Hut“, sagt Maas.
Die Preise für den Sommer 2019: Tageskarte Erwachsene 4,60 Euro, Tageskarte Jugendliche (12 bis einschl. 15 Jahre) 3,40 Euro, Tageskarte Kinder (bis einschl. elf Jahre) 2,80 Euro.
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