
Es gibt einen Platz im Herzen der Stadt, da scheint der Augenblick leicht, das Leben heiter, vor allem an milden, hellen Vorfrühlingstagen. Der Himmel sanfte freundliches Blau, die Sonne scheint so freundlich, als wäre die Welt, die sie Tag für Tag beleuchtet, wie sie immer war – ohne Coronavirus, ohne Schnelltests, ohne Covid-19.
Menschen schlendern – wie jedes Jahr um diese Zeit – an den Paletten, an den Töpfen und Reihen vorbei, die Gärtner Marco Engelhardt von sieben Uhr an auf dem Blumenmarkt aufgereiht hat. Um ihn herum sprießt der Frühling. Die Pflanzen recken sich in ihren Töpfchen aus der Erde, Blüten zupfen mit satten Farben an der Aufmerksamkeit der Passanten. Sobald sich der Frühling blicken, schmecken, spüren lässt, beginnen für Engelhardt die arbeitsreichen Tage, vor allem, wenn die Sonne scheint. „Die Leute sind ganz anders drauf“, ob mit oder ohne FFP 2-Maske.
Manche bleiben nur stehen, um zu schauen und zu schwelgen. Andere kommen ganz gezielt, um ein bisschen Frühling nach Hause zu tragen. Aus dem bisschen wird häufig etwas mehr, es blüht aber auch zu schön, und es gibt Mengenrabatt. 3,50 das Stück, drei Stück für zehn Euro.
Sebahattin Yüksel kauft eine Palette Stiefmütterchen, Farbe: gemischt. Am Vortag habe er schon eine Palette Primeln gekauft – für den Garten in Walle. Eine Kundin fragt Marco Engelhardt nach Rosen, eine andere sucht Kamelien – vergebens. Dafür ist es noch zu früh, sagt er, „sie kommen bald mit, in allen Farben“.
Eine andere Frau fragt nach Pflanzen für den Halbschatten. Engelhardt rät zu Rhododendren und Azaleen. Rosmarin? „Der schafft es eigentlich überall.“ Einer anderen Kundin rät er: „Den Eukalyptus kann man zurückschneiden, der wächst ja wie Hulle.“ Eine knappe Frage, die er immer und immer wieder zu hören bekommt: „Sind die winterhart?“
Das Sortiment umfasse derzeit rund 200 verschiedene Pflanzenarten und -sorten, erzählt der Gärtner, „quasi alles, was aktuell blüht“ und auch ein bisschen, das bald blüht. Seit mehr als 27 Jahren ist er für die Baumschule Wilfried Müller aus Rastede auf verschiedenen Blumenmärkten unterwegs, erzählt er. Dass ihm das liegt, erkennt man sofort. Er ist flink, er weiß mit den Kunden zu schnacken und zu scherzen. Sein Rat ist gefragt: „Woran erkenne ich, ob die Hortensie noch lebt?“ „Am Stängel kratzen, wenn es darunter grün ist, ist alles gut“, antwortet Engelhardt.
Kunden kommen mit Blättern und wollen wissen, zu welcher Pflanze sie gehören, ob im Kleingartengebiet gepflückt oder bei einem Urlaub im Ausland. Handyfotos bekomme er häufig entgegengestreckt. Von Erfolgen wird berichtet, von Misserfolgen, von Pflanzen, auf dem Weg nach Hause noch voller Leben, die bald die Blütenköpfe hängen ließen. „Meistens wird falsch gegossen – viel zu viel oder viel zu wenig.“
„Alles, was bunt ist“, verkaufe sich derzeit gut. Hornveilchen beispielsweise eine dankbare Pflanze, die bis in den August blühe. Pandemieauffälligkeit gebe es kaum: „Obst ist seit letztem Jahr etwas mehr geworden.“ Die jungen Pfirsichbäume, die Engelhardt mitgebrachte hat, blühen in knalligem Pink, nicht für die Menschen, eigentlich, sondern für Insekten. Aber wen stört das schon?
Der Pflanzenstand kommt ohne elektronische Kasse aus. Engelhardts Kopf ist der Scanner. Alle Preise sind dort programmiert, sozusagen, die Grundrechenarten sowieso. Ralph Baumer geht zielstrebig auf den Duftlavendel zu, er braucht zehn Stück. Engelhardt hat sie schneller zusammengepackt, als man das Portemonnaie zücken kann.
Ralph Baumer lässt sich von der ausgebreiteten Pracht nicht verführen und geht mit zwei Tüten Lavendel davon. Das ist eher Ausnahme als Regel. Viele Kunden lassen den Blick schweifen, können sich nicht entscheiden. Doch lieber Ranunkeln? Tausendschönchen? Tulpen? Primeln? Hyazinthen? „Meine Frau möchte das hier haben“, sagt ein älterer Herr und streckt Engelhardt eine Palette mit zwölf kleinen Pflanzen entgegen. Sie schaut sich noch ein bisschen um, die kleinen Osterglocken müssen auch noch mit. Jemand fragt nach Lavendel. „Davon habe ich nur noch das Preisschild da. Morgen früh wieder.“
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