
„Diese Stadt hat jedes Jahr 3000 Tiere zu beklagen, die nach den Tierversuchen, die an ihnen durchgeführt werden, allesamt getötet werden“, bilanziert Robert Porzel vom Verein Ärzte gegen Tierversuche. Zwar gebe es in Bremen keine industriellen Labore wie es in Hamburg der Fall sei, so der Sprecher der Bremer Arbeitsgruppe des Vereins weiter, aber an Bremer Hochschulen werde dennoch tagtäglich an Tieren geforscht.
„Am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven werden toxikologische Untersuchungen an Fischen gemacht, bei denen die Tiere vergiftet werden. An der Jacobs University sind Hamster sinnlosen Bestrahlungsversuchen ausgesetzt und an der Bremer Universität haben wir nach wie vor die Affenversuche“, zählt Robert Porzel auf.
Eine Gegenrede bleibt aus, denn die genannten Institutionen sind nicht vor Ort, als am Sonnabend 15 regionale und bundesweit agierende Tierschutzorganisationen für ein „Tierleid-freies Bremen“ werben. Der Marktplatz gehört an diesem Tag ganz den Tierschützern. Affen im Schraubstock, kopfüber aufgehängte Masttiere und Pelztiere mit Wunden, die in enge Käfige gepfercht sind – das Plakat zur Veranstaltung spricht eine eindeutige Sprache.
Schock-Bilder wie diese sind auch an den Ständen zu sehen, aber die Organisationen wollen vornehmlich mit Sachinformationen aufklären und sind dabei auch um Verständigung bemüht. Christine Dittmann vom Stadttaubenverein Bremen räumt beispielsweise von sich aus ein, dass es in Städten wie Bremen ein Tauben-Problem gebe.
Die Ursache sei jedoch ganz eindeutig menschengemacht, betont sie. „Das sind entflogene Brieftauben, die sich in ihrer Not in den Städten angesiedelt haben und sich auch in Bremen unkontrolliert und unter Elendsbedingungen vermehren.“ Gemeinsam mit ihren Mitstreitern fordert Dittmann zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit den Tieren auf.
Die vielerorts eingesetzten Vergrämungsmaßnahmen brächten nicht den gewünschten Erfolg, verursachten aber viel Leid: „Die Tauben verletzten sich an den Spikes, die an den Gebäuden angebracht werden oder sie verheddern sich in den Netzen und bleiben dort oftmals tagelang hängen, bis sie qualvoll verenden.“ Das Ziel des Vereins ist es, betreute Taubenschläge einzurichten.
An solchen Plätzen werden die Tiere mit artgerechtem Futter versorgt und ihr Gelege durch künstliche Eier aus Gips ausgetauscht. „Auf diese Weise kann die Population langfristig verringert werden“, sagt Dittmann. Der Verein arbeite daran, das Thema auf die Tagesordnung der Bremischen Bürgerschaft zu bringen. Der Bremer Ortsverband des Vereins Sokarun verfolgt ebenfalls ein klares politisches Ziel.
„Wir setzen uns dafür ein, dass die Rasseliste der sogenannten Kampfhunde abgeschafft wird und nach niedersächsischem Vorbild durch einen Hundeführerschein ersetzt wird“, erklärt Tina Maibach am Stand von Sokarun. Der Name ist Programm: „Soka“ ist die Abkürzung für „sogenannte Kampfhunde“ und „run“ der Hinweis auf die Demonstrationen, die der Verein in losen Gruppierungen seit 2008 bundesweit durchführt.
Für die Mitglieder ist nicht das Wesen einzelner Hunderassen problematisch, sondern der Mensch auf der anderen Seite der Leine. Die Halter müssten fit gemacht werden für den richtigen Umgang mit den Tieren. Die Rasseliste führe dazu, dass die Tiere in die illegale Haltung abgedrängt würden, so Maibach. „Sie werden bei Nacht und Nebel über die deutsche Grenze gebracht und unter der Hand verkauft. Da kontrolliert dann niemand mehr den Halter“, warnt sie.
Welche Folgen der illegale Handel mit sich bringt, weiß auch Brigitte Wohner-Mäurer, die Vorsitzende des Bremer Tierschutzvereins. Noch immer kauften viele Menschen Hunde von dubiosen Händlern im Internet. „Diese Tiere sind billig und auf die Schnelle zu haben“, berichtet Wohner-Mäurer. Im neuen Zuhause zeigten sie oftmals ein auffälliges Verhalten oder würden sehr schnell krank.
„Beim Tierarzt stellt sich dann raus, dass die Papiere gefälscht sind und die Tiere nicht geimpft sind. Dann kommen sie zwangsweise zu uns ins Tierheim in Quarantäne.“ Auf den Kosten bliebe die Einrichtung anschließend häufig sitzen. „Die Halter wollen die Tiere meist nicht mehr zurück“, kritisiert sie.
Die oberste Tierschützerin hat jedoch auch einen Bremer Erfolg zu vermelden: Die Zahl der wild lebenden Katzen habe sich verringert. „An Plätzen, wo wir noch vor fünf Jahren 60 unkastrierte Katzen angetroffen haben, sind es heute vielleicht noch sechs“, sagt die Vorsitzende des Tierschutzvereins. Der Verelendung habe man Einhalt gebieten können.
|
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.