
Die wirtschaftliche Talfahrt des städtischen Klinikverbundes Gesundheit Nord (Geno) kostet die bisherige Chefin Jutta Dernedde den Job. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) hat die Sprecherin der vierköpfigen Geschäftsführung mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben entbunden. Das teilte sie am Freitagnachmittag dem Aufsichtsrat der Geno mit. Bis auf Weiteres wird Finanzchefin Heike Penon den Klinikverbund nach außen vertreten. An einer Nachfolgeregelung für Dernedde wird im Gesundheitsressort bereits intensiv gearbeitet.
Dass Jutta Derneddes Stuhl bedenklich wackelte, war für Beobachter zuletzt kein Geheimnis mehr. In zu kurzer Folge waren schlechte Nachrichten aus der Geno-Zentrale in der Vahr gekommen. Zweimal musste der Verbund der vier Krankenhäuser in Nord, Ost, Mitte und Links der Weser sein voraussichtliches Jahresdefizit für 2019 nach oben korrigieren: von ursprünglich 5,5 Millionen Euro über 17,8 im September auf 27,7 Millionen im Oktober. Und auch dieser Betrag ist womöglich noch nicht das Ende der Fahnenstange.
Unter Derneddes Leitung bekam die Geno auch das Problem der Zwangssperrung von Klinikbetten nicht in den Griff, das durch den Mangel an Pflegepersonal hervorgerufen wird. Hintergrund: Weil die Krankenhäuser bei bestimmten Behandlungen einen gesetzlich vorgeschriebenen Personalschlüssel nicht mehr unterschreiten dürfen, müssen an anderer Stelle Kräfte abgezogen werden, so dass eine wachsende Zahl von Betten nicht mehr mit Patienten belegt werden kann.
Dass mit Jutta Dernedde an der Geno-Spitze die Wende noch zu schaffen sei, dieses Vertrauen hatte Claudia Bernhard verloren, wie sie nach der Aufsichtsratssitzung im Gespräch mit dem WESER-KURIER deutlich machte. Die Gespräche mit einem potenziellen Nachfolger sind offenbar bereits relativ weit gediehen. "Wir werden aber nicht den Super-Hexenmeister finden, und dann wird alles gut", sagte die Linken-Politikerin. "Die Botschaft an die Geno muss sein: Wir müssen uns alle zusammenreißen, sonst war's das."
In der rund dreistündigen Aufsichtsratssitzung stand laut Bernhard das Problem der Bettensperrungen und der damit verbundenen Erlöseinbußen im Vordergrund. Unter anderem soll versucht werden, durch mehr Patientenverlegungen bestehende Personalreserven an einzelnen Standorten zu nutzen.
Was die Gesamtsteuerung des Klinikverbundes angeht, ist ein Trend zur Dezentralisierung erkennbar. Anders gesagt: Strukturpolitisch wird bei der Geno das Steuer abermals herumgeworfen. Bis 2014 besaßen die vier Standorte eine hohe Eigenständigkeit und jeweils eine eigene Spitze mit medizinischem, kaufmännischem und pflegerischem Geschäftsführer. Dann wurde diese Gliederung durch eine stark zentralisierte Struktur ersetzt. Jetzt schwingt das Pendel in die entgegengesetzte Richtung zurück, es sollen wieder mehr Entscheidungsbefugnisse an die Klinikstandorte delegiert werden.
Keine große Rolle spielte im Aufsichtsrat dem Vernehmen nach ein Katalog mit Ad-hoc-Maßnahmen zur möglichst raschen Verringerung des Defizits, der noch unter der Leitung von Jutta Dernedde entstanden war. Dabei handelt es sich um ein ganzes Bündel von Verbesserungsvorschlägen, die teilweise nur ein finanzielles Volumen von wenigen zehntausend Euro haben – eigentlich kein Beratungsgegenstand für einen Aufsichtsrat, sondern Tagesgeschäft der Geschäftsführung.
Unter anderem ist in dem Papier von einer Steigerung der Einnahmen durch ambulante Behandlungen und ihre bessere Abrechnung die Rede. Bei den Personalkosten werden Vorschläge zur Umstellung von Schichtsystemen gemacht. Auch um ein besseres Operationssaal-Management, das die Zahl ausgefallener Eingriffe reduzieren soll, geht es in dem Maßnahmenkatalog. Interne Kritiker monieren allerdings, dass für die Umsetzung teils zusätzliches Personal erforderlich ist – über das die Geno derzeit nicht verfügt. Bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung im Dezember soll das Konzept nun weiter im Detail ausgearbeitet werden.
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