
Pejman Mohseni hat seit dem 16. Oktober viel Freizeit. Der IT-Fachmann wurde beim städtischen Klinikkonzern Gesundheit Nord (Geno) von jetzt auf gleich vor die Tür gesetzt, weil er einen kritischen Text über die mögliche Ausgliederung weiterer nicht-medizinischer Unternehmensbereiche in eine Tochtergesellschaft über den firmeninternen E-Mail-Verteiler verbreitete.
Den Brief hatte er an die Chefetage gerichtet. Als Copy ging das Schreiben aber auch an rund 5000 weitere Empfänger. Verunglimpfendes steht nicht drin, wohl aber geharnischte Kritik am Kurs der Geschäftsführung. Diese hatte bereits vor einiger Zeit damit begonnen, Teile der patientenfernen Unternehmensteile in die Tochter Gesundheit Nord Dienstleistungen (GND) zu überführen.
Dort werden deutlich geringere Löhne gezahlt. Reinigungskräfte, Sicherheitsleute und Teile der Logistik sind bereits ausgegliedert worden, und es ist erklärte Absicht der Geno-Spitze, dass als Nächstes die Küchenkräfte an die Reihe kommen sollen – auch wenn Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) kürzlich in einem Interview mit dem WESER-KURIER erklärte, einer weiteren Personalverlagerung „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ nicht zustimmen zu wollen.
Sollte es früher oder später doch dazu kommen, würde es laut Mohseni für die aktuell Beschäftigten eine finanzielle Besitzstandswahrung geben. Neu eingestellte Küchenkräfte bekämen allerdings deutlich weniger Geld. Eine Geno-Küchenkraft verdient zur Zeit je nach Gehaltsstufe zwischen 2200 und 2700 Euro. Unter dem Dach der GND wären es lediglich knapp 1800 Euro.
In seinem Brief an Geno-Chefin Jutta Dernedde und ihre Co-Geschäftsführer wurde Pejman Mohseni deutlich: „Es verletzt das soziale Gerechtigkeitsgefühl der breiten Öffentlichkeit, wenn Leitungskräfte, deren Monatseinkommen so hoch ist wie das Jahresgehalt von Mitarbeiter*innen der Speisenversorgung, diesen hart arbeitenden Menschen das kleine Gehalt noch weiter schmälern wollen.“
Mohseni verschickte seine Mail am 15. Oktober. Am Folgetag wurde er für 12 Uhr zu Personalchef Torsten Hintz zitiert. Dieser teilte Mohseni mit, dass er mit sofortiger Wirkung von der Arbeit freigestellt sei. Der Versand des kritischen Schreibens via E-Mail an die gesamte Geno-Belegschaft sei nicht zu tolerieren. Hintz nahm Mohseni Schlüssel und Dienstausweis ab. Der 63-Jährige, der ohnehin nur noch bis zum 30. November arbeiten müsste, weil er dann die passive Phase seiner Altersteilzeit erreicht, durfte noch seinen Schreibtisch ausräumen. Danach musste er das Haus verlassen.
Geno-Sprecherin Karen Matiszick bestreitet diese Darstellung nicht. Grund für die entschiedene Reaktion der Geschäftsführung sei nicht der Brief an sich gewesen. „Es geht nicht darum, dass hier niemand eine kritische Meinung äußern dürfte“, sagt Matiszick. Die Nutzung des firmeninternen Mail-Systems zur Verbreitung einer privaten Ansicht sei jedoch unzulässig gewesen. Daher die Freistellung bei Wahrung der Bezüge.
Pejman Mohseni geht inzwischen juristisch gegen die Sanktion seines Arbeitgebers vor. Sein Schreiben behandele dienstliche Belange, betont er. Er habe auch keine vertraulichen Informationen ausgeplaudert. Offenbar gehe es der Geschäftsleitung aber darum, ein Signal der Abschreckung an die Belegschaft auszusenden. So sieht es auch der Betriebsratsvorsitzende des Klinikums Links der Weser, Roman Fabian. Auch er will die Sache keinesfalls auf sich beruhen lassen. Innerhalb der Geno gebe es eine Welle der Solidarität mit Pejman Mohseni.
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