
Es gibt Toiletten für Frauen und Toiletten für Männer. Doch auf welche gehen Menschen, die sich weder als das eine noch als das andere fühlen? Im Alltag müssen sie sich meist entscheiden – und stehen dann mitunter gefühlt auf dem falschen Klo. In den USA und Schweden gibt es deshalb schon länger Unisex-Toiletten. Aber auch in Bremen und Niedersachsen ist die Geschlechterdebatte auf dem stillen Örtchen angekommen.
So haben die Grünen in Bremen, einige Schulen und Universitäten Unisex-Toiletten eingerichtet. Die Grünen haben nach eigenen Angaben bisher nur gute Erfahrungen mit ihren Toiletten mit beziehungsweise ohne Urinal gesammelt, die es seit dem Umzug in die neue Parteizentrale gibt. Die Mitarbeiter hätten darüber vorher sehr kontrovers diskutiert, sagt Søren Brand vom Landesverband der Bremer Grünen. Doch jetzt seien die Reaktionen auf die Unisex-Klos durchweg positiv. „Diese sollen nicht nur Menschen ansprechen, die sich nicht als Frau oder Mann fühlen. Sie sind auch praktikabel, um Schlangen vor einer bestimmten Toilette zu vermeiden.“
Erst im Sommer wurden laut Bildungsressort nach Beschlüssen der Gesamtkonferenz und des Elternbeirats auch in der Schule am Alten Postweg in Hastedt Unisex-Toiletten eingerichtet. Die Schule sei damit einem Beispiel der Schule Osterholz gefolgt, wo es entsprechende WCs seit gut eineinhalb Jahren gibt. Nach Angaben der Behörde habe es in der Vergangenheit in den bisherigen Toiletten Verschmutzungen gegeben, die keinem Verursacher zugeordnet werden konnten.
Stattdessen sind dort Toilettenkabinen einzelnen Klassen zugeordnet worden, die nur mit Schlüsseln genutzt werden können. Auf diese Weise werde der Nutzerkreis eingegrenzt, es greife die soziale Kontrolle innerhalb der Klassengemeinschaft. „Die Rückmeldungen der Schulen und Eltern sind positiv“, sagt eine Sprecherin des Bildungsressorts. Es gebe aber keine grundsätzliche Vorgabe und bislang auch nicht die Absicht, grundsätzlich Unisex-Toiletten einzurichten. Aber: „Bei Neu- und Umbauten wird mit geschlechtergetrennten Toiletten geplant, allerdings teilweise beispielsweise mit gemeinsam genutzten Vorräumen“, sagt die Sprecherin weiter.
Im Göttinger Hainberg-Gymnasium sind seit diesem Schuljahr zwei der zwölf WC-Anlagen geschlechtsneutral. „Es gab keine große Diskussion darüber“, sagt Schulleiter Georg Bartelt. Eine Schülerin des Gymnasiums, die im Landesschülerrat sitzt, hatte die Unisex-Toiletten angeregt. Die Klos hätten viel bewirkt, sagt Bartelt: Zwei Jugendliche hätten sich inzwischen getraut, sich zu ihrer Transsexualität zu bekennen.
Die niedersächsische Landesregierung befürwortet Unisex-Toiletten in öffentlichen Gebäuden. „Toiletten nur für Frauen oder Männer diskriminieren trans- und intergeschlechtliche Menschen“, sagte die damalige Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) im Frühjahr 2017 auf eine Anfrage aus der FDP-Fraktion. Diese baurechtlich vorzuschreiben sei aber nicht geplant. Auch in Niedersachsen gibt es keine Vorgabe für Schulen, dass diese geschlechtsneutrale Toiletten einrichten müssen. Dies sei Angelegenheit der Schulträger, heißt es aus dem Kultusministerium.
Die Hochschulen und Universitäten sind seit jeher Vorreiter, was Geschlechterfragen betrifft. Toiletten für alle haben unter anderem die Universitäten Göttingen, Lüneburg und Bremen sowie die Hochschule Hildesheim-Holzminden-Göttingen.
Die German Toilet Organization steht solchen Vorstößen gespalten gegenüber. Es sei gut, wenn Unisex-Toiletten Diskriminierung verhinderten. „Gleichzeitig wollen wir aber zu bedenken geben, dass Unisex-Toiletten wiederum von anderen als Einschränkung wahrgenommen werden können, solange nicht auch geschlechtergetrennte Toiletten vorhanden sind“, sagt Sprecher Johannes Rück. In vielen Kulturen würden gemischte Klos die Sitten oder religiöse Regeln verletzen.
+++dieser Text wurde um 11.07 Uhr aktualisiert+++
Das dritte Geschlecht
Das Bundesverfassungsgericht hat 2017 entschieden, dass es neben „männlich“ und „weiblich“ einen weiteren Geschlechtseintrag geben muss. So soll auch Menschen, die sich nicht im binären Geschlechterverhältnis wiederfinden, entsprochen werden. Eine entsprechende Gesetzesänderung muss die Bundesregierung nun bis Ende dieses Jahres verabschieden. Auf einer Veranstaltung im Alten Fundamt (Auf der Kuhlen 1a) am Dienstag, 4. Dezember, diskutieren ab 19 Uhr Lucie Veith vom Verein Intersexuelle Menschen, Konstanze Plett, Mitverfasserin der Verfassungsbeschwerde, und Laura Adamietz, Rechtsanwältin der Beratung des Vereins Transrecht, über die Folgen.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.