
Im Herbst kam Bremen mit der Kontaktverfolgung nicht mehr hinterher, inzwischen funktioniert sie wieder: Das Gesundheitsamt kann derzeit alle positiv auf Corona Getesteten und ihre Kontaktpersonen kurzfristig informieren, jedenfalls dann, wenn deren Telefonnummern vorliegen. Bremens Personalausstattung für diese Aufgabe ist an diesem Donnerstag auch Thema in der Fragestunde des Landtags.
Die Kontaktverfolgung gilt der Gesundheitsbehörde weiter als ein zentraler Baustein der Pandemiebekämpfung. Angesichts der in Bremen angekommenen Variante B.1.1.7 sei dieses Werkzeug aktuell „wichtiger denn je“, sagt der Bremer Virologe Andreas Dotzauer. Mit einer Mutante, die sich besonders schnell ausbreite, sei es erst recht wichtig, Infektionsketten nachzuvollziehen.
Zuletzt wurden im Januar 75 Prozent aller positiv Getesteten innerhalb von 24 Stunden vom Amt erreicht, sagt Behördensprecher Lukas Fuhrmann. Allerdings liegen der Behörde nicht immer die benötigten Kontaktdaten vor: Bei elf Prozent sei von Laboren keine Telefonnummer der Infizierten übermittelt worden. Weitere 13 Prozent konnten telefonisch nicht direkt am ersten Tag erreicht werden. „Wir versuchen es dann natürlich erneut“, sagt Fuhrmann
In den vergangenen Monaten war die Lage oft völlig anders: In Bremen wie auch in vielen anderen deutschen Städten kamen die Gesundheitsämter im Herbst bei weitem nicht mehr hinterher. Die Kontaktverfolgung ging in die Knie. Im November habe man nur 30 Prozent der Neuinfizierten kurzfristig informieren können, sagt Fuhrmann und benennt die Talsohle: „Am 8. November konnten wir beispielsweise nur 17 Prozent der positiv Getesteten am ersten Tag erreichen.“ Immer wieder wurden Fälle bekannt, in denen Kontaktpersonen erst Wochen nach ihrer Risikobegegnung Post vom Gesundheitsamt bekamen und darin lasen, dass sie sich zuvor eigentlich für zwei Wochen in Quarantäne hätten begeben sollen.
Nach Senatsangaben erfüllt Bremerhaven seit Anfang Januar die Vorgabe des Robert-Koch-Instituts (RKI), das fünf Vollzeitstellen in der Kontaktverfolgung pro 20.000 Einwohner empfiehlt. Bremen liegt derzeit knapp darunter. Dutzende Studierende wurden als sogenannte Containment-Scouts eingestellt, auch die Bundeswehr hilft weiter mit aus.
Dass jetzt Infizierte und ihre Kontakte wieder rasch informiert werden können, wurde laut Gesundheitsbehörde nicht nur durch mehr Personal, sondern auch durch Digitalisierung und veränderte Arbeitsstrukturen erreicht. Beide Gesundheitsämter im Land Bremen sind nun an die Software Sormas angeschlossen. Diese soll die Kontaktverfolgung und Vernetzung der Ämter erleichtern. Zudem liege die Kontaktverfolgung nun fast komplett in den Händen der Scouts, dadurch könne sich das ärztlich ausgebildete Personal der Behörde auf den Umgang mit größeren Ausbrüchen beispielsweise in Kliniken konzentrieren, so Fuhrmann.
Die Bremer Schnittstellen zum RKI und zu den Laboren funktionieren Fuhrmann zufolge schon länger gut. „Wir wurden vom RKI schon mehrfach gelobt für die hervorragende Qualität unserer Daten“, so der Sprecher. Auch am Wochenende werde das RKI von Bremen digital mit 100 Prozent der Daten beliefert. Die hiesigen Labore seien nun ebenfalls gut digital angebunden.
Und wenn nun die Fallzahlen in Bremen durch die Virus-Mutation wieder ansteigen sollten? „Wir sind aktuell auch für steigende Fallzahlen in diesem Bereich gut gerüstet“, sagt Fuhrmann.
„Ich glaube und hoffe, dass die Kontaktverfolgung in Bremen jetzt gut funktioniert“, sagt Andreas Dotzauer. „Im November ist die Welle uns hier richtig über den Kopf geschwappt.“ Wichtig sei auch, dass Bremen kontrolliere, ob Quarantäne-Maßnahmen eingehalten würden. Dies müsse gerade bei Personen geschehen, die sich mit der Mutante infiziert hätten. „Das muss man besonders im Blick behalten.“
Die Personalausstattung des Amts
In der Stadt Bremen ist die Kontaktverfolgung derzeit laut Behördensprecher Lukas Fuhrmann mit knapp 130 Vollzeitstellen ausgestattet. Dies entspricht nach Senatsangaben mehr als 210 Personen. Immer wieder wurde in den vergangenen Monaten Personal aufgestockt. 131 Studierende wurden von der Stadt Bremen als sogenannte Containment-Scouts angelernt und eingestellt. Hinzu kommen laut Behörde elf Vollzeit-Stellen für Scouts des Robert-Koch-Instituts und 30 extern beschäftigte Scouts. Zudem unterstützen weiterhin 20 Helfer von der Bundeswehr diesen Bereich. Zum Vergleich: Im Spätsommer zu Beginn der zweiten Welle arbeiteten in Bremen etwa 50 Personen in der Kontaktverfolgung.
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