
Es war ein Traum, sagt Bülent Gök knapp. Das ist eine Antwort, die zunächst ebenso abgedroschen klingen könnte wie die Reflexion unserer Tischtafel „wie in Tausendundeiner Nacht“ zu betiteln. In diesem Fall sind beide Formulierungen allerdings nicht nur angebracht, sondern geradezu notwendig. Denn erstens erinnert der mit einer großen, ein Kilogramm schweren Fleischplatte (55,90 Euro) sowie zahlreichen, Mezze genannten kleinen Gerichte zugepflasterte Tisch instinktiv an ein orientalisches Festmahl. Und zweitens war es tatsächlich ein Traum, der Gök im Dezember 2016 auf die Idee brachte, Gastronom zu werden.
„Ich wollte etwas machen, womit ich Menschen begeistern kann“, erinnert der 27-Jährige die Lebensphase, als er mit seiner Anstellung bei einem Automobilhersteller nicht mehr zufrieden war und ihm jener Traum schließlich den neuen Karriereweg offenbarte: sein Hobby, das Kochen und Grillen, zum Beruf zu machen. Das war die Geburtsstunde des Urban Grills, das im Sommer 2017 eröffnete. Bis heute ist das Restaurant mit seinem interaktiven Indoor-BBQ-Konzept, in dem Gäste selbst an am Tisch eingefassten Infrarotgrills brutzeln, bremenweit einzigartig. Der Reiz, bequem und unabhängig vom Wetter grillen zu können, ist das zweite Alleinstellungsmerkmal, das mich auch an diesem kalten Wintertag hierher zieht.
Während Betriebsleiter Maxim Butorin schon mal den Grill auf Temperatur bringt, schnappe ich mir eines der frisch zubereiteten Lahmacun-Fladen. „Die sind nach Mamas Rezept“, kommentiert der Türke voller Stolz. Und das darf er auch sein: heiß aus dem Ofen sind diese türkischen Pizzen nämlich schon allein der pure Genuss, lauwarm als Träger, um sich etwa durch die vor uns liegende 6er-Variation Mezze (24,90) zu löffeln. Was Gök und ich sodann auch tun, derweil Butorin die erste Fleischrunde auf dem bis zu 300 Grad heißen Rost brutzeln lässt.
Probiert und empfohlen: Zu Beginn machen wir das, was wahrscheinlich jeder beim Grillen zu Hause auch tut: einmal den Teller mit den allesamt hier hausgemachten Beilagen auffüllen. Abgesehen vom Zaziki und Hummus sind die weiteren Mezze – der cremige Spinat, die Auberginenspeise sowie das in der Türkei sehr bekannte, „Aci Ezme“ genannte Paprikapüree – eher Unbekannte der eigenen BBQ-Tafel.
Nach der ersten Probierrunde stehen meine Favoriten fest: zum einen gefallen mir – ebenso wie Gök – die cremigen, zuvor gegrillten und dadurch dezent rauchig schmeckenden Auberginen sowie zum anderen das leicht scharfe Püree aus Tomaten, Paprika, Zwiebeln und Mandelsplittern. Beim Spinat scheiden sich indes unsere Geschmäcker: während Gök die mit Knoblauch-Joghurt zubereitete Beilage schätzt, finde ich sie langweilig. Alles andere als langweilig schmeckt hingegen der herrlich buttrige, in der Türkei klassisch mit Suppennudeln gekochte Reis, der zusammen mit Fladenbrot zu jeder Fleischplatte serviert wird.
Apropos Fleisch, die erste Runde ist durch. Während das zarte Hähnchen auf den Punkt fertig ist, scheint mir das Rind jedoch fix und fertig zu sein. Auch Gök findet das dünn geschnittene Filet zu trocken. „Nicht einmal kannst du mich loben“, sagt Butorin scherzhaft-vorwurfsvoll und gibt die Überwachung der zweiten Runde an den Chef ab.
Während jener darauf achtet, dass die Garpunkte beim Lammfleisch genau getroffen werden, probieren Butorin und ich den Urban Salat (5,90) mit Kirschtomaten, Rucola, Rosinen, Granatäpfeln, Walnüssen und Weißkäse im hauseigenen Dressing. „Wenn ich ihn von dir bekomme, ist er leckerer“, bemerkt der 22-Jährige. Aber selbst dann, denke ich mir, wären die Rosinen zusammen mit den Granatäpfeln und der Vinaigrette des Süßen zu viel. Wovon ich hingegen gar nicht genug bekommen kann, sind die soeben von Gök gereichten, butterzart gegrillten Kotelett- und Lachsstücke. Auch der Grillmeister ist mit seinem Werk zufrieden.
Der Gruß aus der Küche: „Ich gehe gerne ins Jaya in der Überseestadt“, sagt Gök, der neben den leckeren Curries auch den sympathischen Inhaber Subry schätzt. Butorin empfiehlt mit der Mommies Corner in der Neustadt ein Lokal, in dem es „leckere afrikanische Küche und eine liebevolle Inhaberin“ gibt.
Temi Tesfay hat Hunger auf Bremen. Auf seinen wöchentlichen Streifzügen durch die heimische Gastroszene hat er schon viele Küchen, Köche und kulinarische Schätze der Stadt kennen gelernt. Unter dem Titel „Mahlzeit Bremen“ schreibt er außerdem einen Foodblog.
Urban Grill Bremen, Am Hulsberg 14, 28205 Bremen, Telefon: 04 21 / 17 53 94 14, Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 17
bis 23 Uhr, barrierefrei, www.urban-grill.de.
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