
Mit einer Flasche Sliwowitz kommt Omer Durakovic zu uns an den Tisch und will einen Schnaps ausgeben. „Das kannst du vergessen“, sagt Küchenchefin Marina zu ihrem Mann und schickt den Gastgeber des Hauses wieder weg. Recht hat sie. So gerne ich diesen haustypischen Pflaumenschnaps auch probiert hätte, so wenig braucht unser Gespräch einen Eisbrecher. Zwar sitzen wir beide erst am Vorspeisenklassiker, den Scampi „Toscana“ (9,90 Euro), doch im Gespräch sind wir längst im Hauptteil angekommen: der Familiengeschichte des mehr als 50 Jahre alten Restaurants Lukullus.
„Für mich war es nie eine Frage, das Lokal zu übernehmen“, erzählt Marina Durakovic über die Zeit, als das Geschäft noch von ihren Eltern betrieben wurde und sie als Jugendliche gelegentlich aushalf. Damals wollte sie eigentlich in die Schweiz gehen und eine Kochausbildung beginnen. Bis ihr Vater 1982 plötzlich starb. Und aus dem Wunsch der damals 18-jährigen Tochter wurde die Pflicht, gemeinsam mit der Mutter das Lokalerbe anzutreten.
Ich höre schweigend zu, nehme ein Stück von diesem leckeren – Priganice genannten – frittierten Hefeteig und tunke ihn in die Weißweinsauce. „Das ist einfach so lecker“, sagt Marina Durakovic. Wie könnte es auch nicht lecker sein angesichts der fast sicheren Kombination aus buttriger Knoblauch-Sahnesauce, saftigen Scampi und gratiniertem Parmesan. Ebenso schwer allerdings, wie diese Vorspeise zu versauen ist, liegt sie im Magen. Da kommt Omer Durakovic mit seinen zwei neuen Schnäpsen zur richtigen Zeit.
Dass es das Lukullus immer noch gibt, erzählt die heute 55-Jährige, mache sie schon stolz. Marina Durakovic zeigt auf das hinter uns sitzende Paar und beschreibt, dass es seit vielen Jahren jeden Mittwoch komme, die Gattin stets Hähnchen mit Brokkoli und der Mann immer Steak bestelle – sie brauchen keine Karte. „Es macht mich glücklich“, sagt Marina Durakovic, „dass hier alles so familiär geblieben ist.“ Hierauf will Omer Durakovic nun endlich anstoßen, was wir beide dann auch tun, derweil seine Frau in die Küche verschwindet, um die Hauptspeisen vorzubereiten.
Probiert und empfohlen: Zunächst kommt der Klassiker der Balkan-Küche: Cevapcici (10,90 Euro). Meine Vorfreude ist groß, weil ich diese gegrillten Hackfleischwürstchen einfach liebe. Doch nach dem ersten Bissen die Ernüchterung: Statt würzig-saftiger Erlösung finde ich eher Mittelmaß, das erst in Kombination mit der leckeren, scharfen Ljuti Sos genannten Sauce zu gefallen weiß. Was mich von vornherein überzeugt, ist dieser aromatische Djuvec-Reis, der nichts mit den faden und trockenen Zubereitungen vieler anderer Balkan-Küchen gemein hat. „Es hört sich doof an, aber ich koche wirklich mit Leidenschaft“, verrät Marina Durakovic das Geheimrezept, zu dem auch frische Chilis gehören.
Die nächste Speise ist Omer Durakovics Favorit: Muckalica (16,90 Euro), ein serbischer Eintopf aus geschnetzeltem Schweinefilet mit Paprika, Tomaten, Zwiebeln und frischen Chilis, dazu Butterreis und Salat. Marina Durakovic hätte lieber besser nochmal auf ihre eigene Karte schauen sollen, wo das Pfannengericht mit dem Zusatz scharf beschrieben wird, denn nachdem sie einen großzügigen Bissen probiert, kommt sie ins Schwitzen. „Jetzt habe ich aber `ne Schärfe gekriegt“, sagt sie. Da kommt die Tsatziki-Beilage sehr gelegen. Mir hingegen gefällt diese würzige Schärfe, überhaupt die Deftigkeit dieser Speise.
Zum Schluss gibt es etwas von der Tafel: das Kalbskotelett mit Bratkartoffeln. Soll ich ehrlich sein? Für mich hat das zweifellos wohlschmeckende Karree den Grill einige Momente zu lang geküsst. „Ne, genauso muss das sein“, widerspricht die bekennende Kalbsliebhaberin energisch. Auch wenn wir hier nicht zueinander finden, bei den knusprig-buttrigen Bratkartoffeln sind wir uns wieder einig.
Der Gruß aus der Küche: Marina Durakovic muss nicht lange überlegen und empfiehlt das im Buntentor gelegene Restaurant Da Vittorio, wo sie immer die Pizza mit Parmaschinken und Rucola bestellt. Als sie für den zweiten Tipp überlegt, stupst Omer Durakovic sie an, zeigt auf die andere Straßenseite und lacht. „Jannings“, sagt Marina. „Wie kann ich darauf nicht kommen? Ich liebe die Pasta Vitello da doch so sehr.“
Temi Tesfay hat Hunger auf Bremen. Auf seinen wöchentlichen Streifzügen durch die heimische Gastroszene hat er schon viele Küchen, Köche und kulinarische Schätze der Stadt kennen gelernt. Unter dem Titel „Mahlzeit Bremen“ schreibt er außerdem einen Foodblog.
Restaurant Lukullus, Vor dem Steintor 188, 28203 Bremen; Telefon: 760 01; Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag von 17 bis 23 Uhr, Dienstag geschlossen, barrierefrei, www.lukullus-bremen.de
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