
Der Frühling hebt ab – auch wenn noch nicht „alle Vögel, alle“ eingeflogen sind, die in dem alten Kinderlied besungen werden. Amsel, Drossel, Fink und Star und viele andere tragen dazu bei, dass sich im Garten oder in der freien Natur viel entdecken lässt. Für die Ornithologin Karin Menke vom Bremer BUND ist es eine „Freude, den Frühling zu spüren“. Florian Scheiba, Vogelkundler beim Bremer Nabu, spricht vom „Übergang in den Vogelfrühling“. Und der verläuft manchmal schneller, als gedacht.
Noch hört man am häufigsten die Vögel, die den Winter in Norddeutschland verbracht haben – Amseln zum Beispiel. Aber nahezu wöchentlich werden es mehr. „Das Vogelkonzert wird lauter. Die Partnersuche, die Balz, beginnt.“ Die beiden Fachleute kennen die besten Aussichtspunkte, von denen aus Vogel-Fans die Frühlingsboten besonders gut sehen können, ohne sie zu stören. Und sie wissen, wo welche Vögel mit ein bisschen oder mit sehr viel Glück zu beobachten sind. Wer gerne Kraniche im Pulk sehen will, ist in der Diepholzer Moorniederung an der richtigen Adresse. Wer einfach nur Vögel gucken will, kann in Bremen und umzu ganz entspannt den Blick schweifen lassen.
Kohlmeise und Blaumeise sind in Gärten, Kleingartengebieten und in Parkanlagen jetzt, Anfang März, am häufigsten zu sehen und zu hören. „Wer Glück hat, dem begegnet ein Trupp quirliger Schwanzmeisen“, sagt Karin Menke. Und Florian Scheiba hat in Knoops Park bei Dunkelheit „schon den Kauz gehört“. Unter den Spechten, die seit Februar balzen, ist der schwarz-weiß-rote Buntspecht in Bereichen mit größerem Baumbestand anzutreffen, aber auch in einer großen, alten Eiche im Steintor unweit des Osterdeichs. An seinen spitzen Rufen und dem Trommeln an Baumstämmen ist er auch für Laien leicht zu erkennen. Wenn Karin Menke ein „lachendes Rufen“ hört, hält sie Ausschau nach dem Grünspecht, der sich besonders gerne an Ameisen gütlich tut.
Außer den Amseln machen besonders die etwas schrillen Rotkehlchen auf sich aufmerksam. Der viel kleinere Zaunkönig ist nicht leicht zu entdecken, aber schwer zu überhören: Man erkennt ihn an seinem kräftigen, schmetternden Gesang. Auch die Ringeltaube und die seltenere Türkentaube mit ihrem schwarzen Nackenring finden sich in Gärten und Parks, weiß Karin Menke. Und der kleine braune Gartenbaumläufer, ein Vogel mit einer hohen Stimme, klettert Baumstämme hinauf. Der Kleiber, gut erkennbar an seiner orangefarbenen Bauchseite und der blaugrauen Oberseite, kann auch kopfüber den Stamm hinunter laufen.
In und an der Weser und der kleinen Weser, auf Poldern, Wiesen und an Seen ist die Vogelwelt ebenfalls in großer Vielfalt vertreten. Überwiegend sind Stockenten und Bläßrallen (weiße Stirn) und die kleiner Teichralle (roter Schnabel) zu sehen. Möwen, meist Lachmöwen, und vereinzelt auch Haubentaucher mit ihrer rotbraun-schwarzen aufgestellten Haube sind zumeist an der Weser anzutreffen. Am Vogelbeobachtungsplatz Kuhgrabensee im Hollerland sollte man sich einen Blick auf die Eisvogelnisthilfe nicht entgehen lassen, findet Florian Scheiba. Eisvögel sind auch am Kanal in der Uniwildnis zu entdecken. Am Kuhgrabensee rasten gerade Kanadagänse, Pfeifenten in größerer Zahl und Löffelenten.
Grau-, Bläß-, Kanada- und Brandgänse sind von der Aussichtsplattform an der Brokhuchtinger Landstraße aus zu sehen. Außer dem dort angelegten Rastpolder gibt es an der Mündung der Ochtum in die Weser den Rastpolder Duntzenwerder. Zusammen mit den diversen Gänsen lässt sich an beiden Adressen auch die große Familie der Enten mit dem Fernglas in den Blick nehmen: Stock-, Schnatter-, Pfeif- und als kleinste die Krickente hat Karin Menke dort gesehen. Und Spießenten, „die nach einem Zwischenstopp in den Poldern bald nach Nordosten in ihre Brutgebiete weiterziehen werden“. Zwischen den Wasserflächen sind rastende und balzende Kiebitze zu beobachten – und mit Glück ein Brachvogel.
Auch Silberreiher und Graureiher halten sich im und am Wasser auf. „Graureiher haben ihre kleine Kolonie, in der sie gerade mit dem Nestbau beschäftigt sind, an der anderen Seite des Überstauungspolders“, sagt Karin Menke. Dort, „gegenüber der Milchtankstelle an der Stromer Landstraße“, seien ihre großen Nester in den Baumkronen jetzt noch sehr gut zu erkennen. Zumindest solange die Bäume noch kein Laub tragen. Florian Scheiba weiß von vier oder fünf Brutstellen des Weißstorchs an der Stromer Landstraße. „Der Schwarzstorch ist kaum beim Brüten zu sehen, der Weißstorch dagegen auf den Nisthilfen gut zu beobachten.“ Die nimmt der Wappenvogel des Nabu gerne an – und setzt sich quasi ins gemachte Nest.
Kormorane sind im Naturschutzgebiet Neue Weser in Obervieland und am Weserwehr in größerer Zahl zu finden. In der Nähe des Wehrs, beispielsweise auf dem Gelände der Lloyd-Dynamo-Werke, kleben Nester der Rauchschwalben und Mehlschwalben oder werden in wenigen Wochen dort neugebaut, wenn die streng geschützten Langstreckenflieger nach Bremen zurückgekehrt sind.
Am Ochtumsperrwerk hat Florian Scheiba Blaukehlchen entdeckt. Zu den guten Beobachtungspunkten zählt er außerdem die Plattform Dunger See nahe der Lesum (Heinrich-Müller-Weg) und den Beobachtungsturm am Holler Deich (Oberneuland). In den Wiesen am Bunker Valentin in Farge sind ihm Wacholderdrosseln und Rotdrosseln aus Skandinavien aufgefallen.
Wer sich mit dem Rad auf Vogel-Tour ins Grüne begibt, kann womöglich Gänse im Polder Oberblockland sehen, die Borgfelder Wümmewiesen sind allemal einen Blick wert, wenn Vogelfreunde etwas vor die Linse bekommen wollen. Im Niedervieland ist eigens eine Storchenroute ausgeschildert. Im St. Jürgensland, weiß Karin Menke, ließen sich „bei einer Radtour größere Gänsetrupps und mit viel Glück auch noch kleinere Trupps von Zwerg-, Sing- und Höckerschwänen entdecken“. Denn so mancher frühe Vogel ist schon weitergezogen.
Kuckuck im Stress
„Singvögel kommen immer früher, zumindest die, die nicht aus so großer Entfernung zurückkehren“, sagt Nabu-Ornithologe Florian Scheiba. „Viele bleiben sogar eher in der Nähe, um früher anfangen zu können mit der Brut. Das betrifft zum Beispiel auch Grauschnäpper oder Gartenrotschwanz, die eigentlich weiter weg ziehen, bis über die Sahara hinaus." Wer nur nach Spanien oder Frankreich fliegt, hat es nicht so weit und ist schneller wieder da. Dass die Vögel früher aus den Winterquartieren zurückkommen, liege an einer zeitlichen Verschiebung, die dem Klimawandel zuzuschreiben sei: Die Vögel reagieren auf die milde Witterung. Unter Umständen könne das zu Futterengpässen führen: „Schließlich brauchen alle Vögel Raupen für ihren Nachwuchs“, sagt Scheiba. Diese Veränderung im Vogelzug setze einen ganz besonders unter Zugzwang: den Kuckuck. „Der muss nun immer früher dran sein, um seine Eier noch in Wirtsnestern unterzubringen“, weiß Scheiba. „So ein Ei würde ja auffallen zwischen den Jungvögeln.“
Auf der Homepage www.erlebnisraum-natur.de lässt sich noch mehr erfahren über die Bremer Naturschutzgebiete und über Erlebnistouren ins Grüne.
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