
Ein Bier kunstgerecht zu zapfen, dauert sieben Minuten. Ein Kaffee zum Mitnehmen ist in 15 Minuten getrunken. Zumindest ist das die durchschnittliche Nutzungsdauer der Einwegbecher, weiß der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Während das Bierglas einfach abserviert und gespült wird, landet der aufwendig hergestellte Becher nach dem letzten Schluck im Abfall oder in der Landschaft.
In Bremen sind das laut BUND jedes Jahr 18,5 Millionen leere Kaffeebehälter. Vor mehr als einem Jahr hat die Bremische Bürgerschaft beschlossen, gemeinsam mit Handels- und Umweltverbänden ein Mehrwegsystem zu entwickeln. Noch läuft da – nichts. Gemessen an der Langlebigkeit der Becher aus Plastik oder kunststoffbeschichteter Pappe, sei die Nutzungsdauer der Einwegbecher „fatal kurz im Verhältnis zu den Umweltauswirkungen“, sagt Isabelle Maus vom BUND Bremen. „Es werden viele wertvolle Rohstoffe und Energie verschwendet und große Abfallmengen produziert.“
Maus engagiert sich für den Meeresschutz, und das hat durchaus mit den Bechern und anderen Einwegverpackungen zu tun: Die wissenschaftliche Mitarbeiterin geht davon aus, dass jährlich zehn Millionen Tonnen Müll im Meer landen, bis zu 80 Prozent davon über die Flüsse oder durch die Luft – weggetragen vom Wind, auch aus Bremen. Die Deutsche Umwelthilfe schätzt, dass sich bei konsequenter Nutzung von Mehrwegbechern etwa 87 000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen ließen.
Zu den Trinkgefäßen kommen weitere Hinterlassenschaften, weiß Antje von Horn, Sprecherin der Bremer Stadtreinigung: Picknickreste oder Kohltourmüll. Die Menge werde nicht erfasst. Der Verband Kommunaler Unternehmen hat schon 2016 festgestellt, dass die Entwicklung "hin zu To-Go-Bechern und sonstigem Einweggeschirr” einen enormen Ressourcenverbrauch zur Folge habe. "Es schadet der Umwelt und dem Stadtbild. Zudem kostet das Sammeln aus Papierkörben, von der Straße, aus Gebüschen oder Parks Zeit und Geld." Die Bremer Stadtreiniger können das bestätigen. Isabelle Maus vom BUND spricht von bundesweit insgesamt rund 350 000 Tonnen Abfall aus Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen jährlich.
Auf der Suche nach einem Weg zum Becherpfandsystem für Bremen sind der BUND und die Handwerkskammer längst zusammengekommen. Die Kammer stellt fest, dass Bäckereien und Konditoreien einem solchen System breite Zustimmung entgegenbrächten. Die Lebensmittelüberwachung im Lande stellte klar, das Befüllen mitgebrachter Gefäße sei unter Beachtung weniger Grundsätze hygienisch unbedenklich. Mehrere Anbieter von Mehrwegkaffeebechern stellten ihre Modelle vor.
Einen Bremen-Becher gibt es dennoch nicht. Zwar hat eine Fragebogenaktion des BUND in der Gastronomie ergeben, dass drei Viertel der Betriebe mitgebrachte Becher auffüllen, 82 Prozent der Kunden einen Deckel ordern und rund die Hälfte der 14 befragten Betriebe einen eigenen Mehrwegbecher anbiete. Auf die gewaltige Menge Einwegbecher hat das noch keinen durchschlagenden Einfluss.
Hannover beispielsweise hat just die Vorstellung eines Pfanddeckels für den städtischen Pfandbecher „Hannocino“ gefeiert. Seit dessen Einführung im Jahr 2017 sind nach Angaben des Abfallverbandes mittlerweile 50 000 Stück im Umlauf. Das Aufkommen von 20 Millionen Einwegbechern pro Jahr soll seither um 30 Prozent gesunken sein.
Vor allem in Unternehmen mit vielen Kunden werde mit erhöhtem Aufwand durch die Becherrücknahme gerechnet, stellte die Handwerkskammer Bremen fest. Um den Vorgang automatisieren zu können, müssten die wiederverwertbaren Gefäße ähnlich gestaltet sein. Ein „Bremer Bündnis für Mehrweg“ befindet sich im Aufbau.
Dass unterdessen viele Becher nicht ordentlich entsorgt werden, ist nicht zu übersehen – und ein Fall für „Bremen räumt auf“. Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne) lädt gemeinsam mit der Bremer Stadtreinigung, den Stadtwerken Bremen, dem WESER-KURIER, der Sparkasse Bremen und der Gewoba zur 17. Auflage der Aktion ein. Im vergangenen Jahr hatten 14 000 Kinder aus 94 Schulen und 43 Kindergärten und Erwachsene aus etwa 40 Bremer Unternehmen 27 Tonnen Müll gesammelt.
Freitag, 29. März, ist der Sammel-Auftakttag der Kinder und der Firmen. Tags darauf sind alle anderen an der Reihe. Der Sonnabend ist auch der „Tag des Gewässerschutzes“. Gesammelt wird von 10 bis 13 Uhr an den Weserterrassen, damit Picknickreste und Getränkebecher gar nicht erst in den Fluss und so in die Nordsee gelangen können. Anschließend gibt es ein Getränk, verspricht der BUND. Im Mehrweggefäß, zum Anstoßen auf das Gemeinschaftswerk.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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job4u ist die regionale Plattform, wenn es um Lehren und Lernen geht. Neben dem WESER-KURIER, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen machen sich hiesige Firmen für junge Leute stark.