
Harry Geiger hat keine Zeit zu verschenken. Der Mann mit dem weißen Bart scheint ständig unter Strom zu stehen. Das liegt auch an seinem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement. Dazu zählt die Vermittlung von (brach liegenden) Kleingärten an Flüchtlingsfamilien.
Das nennt sich offiziell „Projekt zur Einbindung von Flüchtlingen bei der Rekultivierung von Kleingärten“, hemdsärmeliger ausgedrückt: „Gemüse schafft Freu(n)de: Integration übern Gartenzaun . . .“ Ende 2015 habe er gedacht: „Wir müssen was tun“, erzählt Geiger. Als „kleiner Rentner“ habe er sich potente Mitstreiter gesucht, um Taten folgen zu lassen.
Gewinnen konnte er ehrenamtliche Helfer, die Kleingartenvereine Union und Walle, die Kulturwerkstatt Westend als Projektträger sowie den Senator für Bau, Umwelt und Verkehr als Geldgeber. Finanziert wird das Projekt aus dem „Pop“-Programm für Stadtentwicklung. „Pop“ steht für projektorientiertes Handlungsprogramm.
Geiger, Gärtnerin Heike Grönefeld und andere Mitstreiter helfen mit Rat, wenn nötig, auch mit Tat, die verwilderten Gärten in Schuss zu bringen. Ihre Aufgabe sei es auch, den künftigen Pächtern die Vereinsregeln nahe zu bringen. Ein Jahr lang zahlt die Stadt die Pacht für die Familien, „ein Kind Minimum“, dann kommen sie selbst dafür auf und bewirtschaften die Parzellen selbstständig weiter.
Syrern beispielsweise liege das Gärtnern nicht ferner als Deutschen, sagt Heike Grönefeld, allein die bevorzugten Pflanzen seien teilweise unterschiedlich, Syrer bauten gerne Wein an. An diesem Tag übergibt Harry Geiger einen neuen Garten an Nour Caso, sie übernimmt die Schlüssel für ihre Schwester und ihren Schwager.
Auch hier ist länger keine ordnende Hand mehr am Werk gewesen. Die Laube ist noch komplett ausgestattet, absichtlich, weil die Familien nicht in der Lage seien, neben der eigenen Wohnung auch noch eine Gartenhütte auszustatten. „Im Großen und Ganzen läuft es sehr gut. Aber es gibt immer ein paar Mitglieder im Verein, die skeptisch sind.“
Meist legten sich etwaige Vorbehalte, sobald die Nachbarn ihre gärtnerische Arbeit aufgenommen hätten und Engagement bewiesen. „Ich sage denen immer: Bleibt mal geschmeidig. Wie würde es uns gehen, wenn wir plötzlich in Syrien zurechtkommen müssten?“ Ein wenig Nachsicht sei anfangs unerlässlich, schließlich beträten die meisten Neubürger und -nutzer auch Neuland: Nirgendwo sonst auf der Welt sei das Gärtnern so durchreguliert wie hier.
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