
Autos, Radfahrer, Fußgänger und Straßenbahnen: Die Wilhelm-Kaisen-Brücke ist eine der meist befahrenen Brücken in der Stadt. Da kann es eng werden, gerade zu Stoßzeiten, im Berufsverkehr oder bei besonderen Ereignissen. Am Sonntagabend gab es auf der Brücke zwei Unfälle fast zeitgleich: Beide ereigneten sich aus verschiedenen Gründen, bei beiden stießen jeweils ein Radfahrer und ein Autofahrer zusammen. Zwei Radfahrer – ein fünfzehnjähriger Junge und eine 19-jährige junge Frau – wurden mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Bremer, die täglich die Kaisen-Brücke passieren, erzählen von einer Vielzahl gefährlicher Situationen, in denen es immer wieder zu Stürzen oder zu Beinahe-Unfällen kommt. Radfahrer überholen auf der Brücke häufig auf engstem Raum und bewegen sich dabei kurzzeitig wie Geisterfahrer auf die Fahrspur der Radfahrer, die ihnen entgegen kommen. Auf der Kaisen-Brücke dürfen Radfahrer auf beiden Straßenseiten in beide Richtungen fahren. Viele nutzen auch den Fußweg, um dort zu überholen.
Verkehrsbehörde: "Zu wenig Weserquerungen"
Zuletzt wich bei einem der beiden Unfälle am Sonntag ein Autofahrer, der stadteinwärts unterwegs war, auf Höhe der Werderinsel auf den Radweg aus, weil er einem Stau von rechts abbiegenden Autos auf seiner Fahrspur aus dem Weg gehen wollte. Daraufhin stieß er mit einem Radfahrer zusammen. Auch im Februar kollidierten auf der Kaisen-Brücke eine Radfahrerin und ein Auto, die Frau wurde schwer verletzt.
Könnte die Verkehrsführung auf der Brücke verbessert werden und für mehr Sicherheit sorgen? Oder sind alle, die hier die Brücke kreuzen und besonders die Radfahrer, dazu angehalten, mehr aufzupassen und mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen?
„Insbesondere, was Fahrradfahrer betrifft, ist die Wilhelm-Kaisen-Brücke temporär überlastet“, sagt Jens Tittmann, Sprecher der Verkehrsbehörde. Besonders der Radweg auf der dem Weserstadion zugewandten Seite werde massiv genutzt. Ein Mittel, um die Brücke zu entlasten, soll eine neue Fahrradbrücke sein, die im Verkehrsentwicklungsplan verankert ist. „Das Problem ist bekannt, Bremen hat zu wenig Weserquerungen.“ Unklar ist aber, ob die Brücke tatsächlich gebaut wird – selbst wenn sie kommt, könnte sie der Behörde zufolge frühestens 2022 fertig sein.
War der Bremen-Marathon ein Grund für die Unfälle?
Wie könnte man bis dahin die Sicherheit verbessern? „Wir werden die Unfälle zum Anlass nehmen, um uns die Situation auf der Kaisen-Brücke noch einmal genau anzusehen“, sagt Tittmann. Denkbar sei eine verbesserte farbliche Markierung, die anzeigt, dass die Radwege in beide Richtungen befahren werden. Es sei auch vorstellbar, Radfahrern das Fahren in beide Richtungen künftig zu untersagen.
In diesem Fall ereigneten sich die beiden Unfälle an einem Sonntagabend, also nicht werktags im Berufsverkehr, wohl aber am Tag eines großen Ereignisses in Bremen. Für den Bremen-Marathon waren am Sonntag viele Strecken in der Stadt gesperrt. „Als einen Faktor müssen wir prüfen, ob wegen des Marathons viele ortsunkundige Autofahrer unterwegs waren“, sagt Tittmann.
ADFC: Kaisen-Brücke eine der gefährlichsten Stellen für Radfahrer
Die Radfahrervertretung ADFC benennt die Kaisen-Brücke schon länger als eine der gefährlichsten Stellen für Radfahrer in der Stadt. „Die Verkehrssituation ist unübersichtlich, zu Stoßzeiten ist die Brücke überfüllt“, sagt Albrecht Genzel vom ADFC Bremen. „Radfahrer dürfen dort links fahren, aber viele rechnen nicht mit links fahrenden Radfahrern.“ Genzel kritisiert auch das Verhalten von Radfahrern: „Radfahrer überholen oft auf dem Fußweg, anstatt ein paar Minuten mehr für ihren Weg durch die Stadt einzuplanen – sie nerven oder bedrängen dann Fußgänger, das ist nicht in Ordnung.“ Allerdings seien die Radwege auf der Brücke auch sehr eng.
Die Autofahrervertretung ADAC hält die Verkehrsführung auf der Brücke für grundsätzlich gut geregelt: „Wenn sich alle an die Regeln halten, ist es eigentlich keine gefährliche Stelle“, sagt Nils Linge vom ADAC Bremen. Doch wo viele Autos, Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger gleichzeitig auf so engem Raum unterwegs seien, könne es gefährlich werden, sobald jemand die Regeln missachte. Linge appelliert an alle Bremer: „Alle Verkehrsteilnehmer sollten sich etwas zurücknehmen. Der Raum ist begrenzt, wir müssen mehr aufeinander Rücksicht nehmen, nur so kann es gehen.“
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