
Herr Weyrauch, Tabula rasa bei Bremen Vier. Was ist der Grund?
Jan Weyrauch: Von Tabula rasa kann keine Rede sein. Wir werden einiges verändern, das schon. Bremen Vier bleibt aber Bremen Vier, die Redaktion bleibt die gleiche. Es muss sich also niemand von unseren Hörerinnen und Hörern vor Schreck zurückziehen.
Okay, Sie feilen aber schon an den Formaten, ändern die Musikfarbe und engagieren neue Moderatoren. Das ist viel auf einmal. Warum?Wir haben mit Bremen Vier in den vergangenen vier, fünf Jahren nach und nach Hörerinnen und Hörer verloren, weil unser Programm nicht mehr ganz passgerecht für die Zielgruppe ist . . .
. . . für die 19- bis 49-Jährigen.Mit dem Alter will ich das gar nicht eingrenzen. Es geht um Menschen, die mitten im Leben stehen, deren Bedürfnisse sich um das Familienleben drehen. Diese Menschen, die übrigens bestens digital vernetzt sind, wollen wir besser ansprechen und erreichen, darauf sollte das Programm abgestimmt sein. Wir haben mit Next etwas für die ganz Jungen und mit Bremen Eins etwas für Ältere. Nun wollen wir uns auch wieder stärker um die Gruppe dazwischen kümmern. Mit Musik und mit Inhalten. Die Konkurrenz schläft ja nicht. FFN, Antenne, NDR 2 und Energy luchsen uns in diesem Segment Hörer ab.
Warum musste es aber so ein kalter Schlag sein? Viele Stammhörer von Bremen Vier sind vergrätzt.Wir haben auch in der Vergangenheit schon einiges versucht. Zum Beispiel den Claim verändert, kontinuierlich an der Musik geschraubt oder eine wortlastige Sendung in der Mittagszeit aus dem Programm genommen. Das hatte aber leider keinen Erfolg und ist auch gar nicht richtig wahrgenommen worden. Auch deshalb soll es jetzt ein richtiger Aufschlag sein.
Verantwortlich für Bremen Vier ist seit mehr als zehn Jahren Helge Haas. Er bleibt, während die Moderatoren gehen müssen.Die Moderatoren gehen ja gar nicht, sie bleiben – bei Bremen Vier, Eins und Zwei. Und Helge Haas bleibt auch, weil er's gut macht. Helge Haas leitet bei uns den gesamten Programmbereich Junge Angebote, dazu gehören neben Bremen Vier auch Bremen Next, die Digitale Garage und alle Zulieferungen von Radio Bremen für Funk, das junge Angebot von ARD und ZDF. Mit all dem sind wir als kleinste Rundfunkanstalt extrem erfolgreich. Und so wird es unter Haas auch bei Bremen Vier wieder werden.
Die neuen Moderatoren sind sehr jung. Viel Verantwortung für die beiden. Zu viel?Sie dürfen nicht vergessen, dass Keno Bergholz bereits mehr als sieben Jahre moderiert, vier davon bei Bremen Vier. Marilena Dahlmann, die in der neuen Morgenshow als Frau für die Online-Seiten und sozialen Netzwerke zu hören sein wird, hat in diesem Bereich ebenfalls viel Erfahrung. Seien Sie also unbesorgt: Die beiden sind Profis.
Das waren die Vorgänger gewiss auch. „Jens-Uwe Krause gehört zu Bremen Vier wie der Papst zur katholischen Kirche“, schrieb einer Ihrer Hörer.JUK, wie wir ihn nennen, ist einer der besten Moderatoren, die ich kenne. Insofern haben Sie recht, seine Nachfolger treten in große Fußstapfen. Darum bin ich ja so froh, dass er uns erhalten bleibt. Er wechselt zu Bremen Eins, und was soll schlecht daran sein? Bremen Eins ist derzeit schließlich unser Marktführer.
Trotzdem hatte man bei Krause nicht den Eindruck, dass er sich über den Wechsel freut. Genauso wenig bei Arnd Zeigler, der seine Fans mit der Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Pop“ gewinnt. Ist vorher zu wenig mit den beiden geredet worden?Im Gegenteil, natürlich haben wir sie eingebunden. Intern wurde vorab mit allen Betroffenen gesprochen, für alle Beteiligten gibt es eine gute Lösung, dafür haben wir sogar Lob vom Personalrat bekommen. „Zeiglers wunderbare Welt des Pop“ wird nicht abgeschafft, sondern läuft fortan bei Bremen Zwei.
In der Öffentlichkeit kamen die Informationen zu Bremen Vier Ende Dezember wie Kai aus der Kiste.Ja, das hatten wir uns anders vorgestellt. Wir wollten erst jetzt, in diesen Tagen, mit allem nach draußen gehen. Die Aufmerksamkeit sollte auf den inhaltlichen Wandel gelenkt werden und nicht so sehr auf die Personen. Dann gab es aber zur Unzeit Medienberichte und entsprechende Reaktionen in den sozialen Netzwerken. Also mussten wir etwas tun.
Stand eigentlich auch zur Debatte, Bremen Vier aufzugeben? So ein kleiner Sender, aber fünf Hörfunkwellen . . .. . . falsch, es sind vier. Cosmo, das frühere Funkhaus Europa, gehört zum WDR, wir liefern am Wochenende lediglich zu.
Gut, dann also vier, immer noch üppig.Das sagen Sie. Ich sage, dass es mit weniger Wellen nicht geht. Bremen Zwei sendet neben der Musik Kultur und Information. Das ist etwas ganz Besonderes und soll es auch bleiben. Um darüber hinaus alle Beitragszahlerinnen und Beitragszahler zu erreichen, von den jungen Menschen bis zu den Großeltern, brauchen wir sowohl Bremen Next als auch Bremen Vier und Bremens Eins. Mit nur zwei Wellen schaffen wir das nicht, dann wäre die Spreizung viel zu groß. Wir haben diesen Spagat jahrelang mit Bremen Vier versucht. Der Preis war, dass es das Programm irgendwann fast zerrissen hätte.
Das Gespräch führte Jürgen HinrichsJan Weyrauch,
ist 51 Jahre alt und wurde in Berlin geboren. Seit 2011 arbeitet er als Programmdirektor von Radio Bremen. Der Journalist ist dort für die Bereiche Fernsehen, Radio und Online zuständig.
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was auf den tisch kommt.
und wer greift vorher ins regal ?
de muddi ...