
„Passagierberuhigte Zeit“ – so nennt man bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) die Spanne zwischen 9 und 16 Uhr, also die Zeit außerhalb des Berufsverkehrs. Dirk Mittermeier würde diese Zeit gerne mit Leben füllen, oder vielmehr die Busse und Straßenbahnen. „Bei einem Besuch der BSAG wurde uns erklärt, dass Busse und Bahnen in dieser Zeit mit unverminderter Frequenz fahren, obwohl sie nur spärlich besetzt sind“, erzählt der Sprecher der Bremer Senioren-Vertretung. „Das finden wir schade.“
Der Vorstand der Senioren-Vertretung setzt sich darum jetzt für ein verbilligtes Seniorenticket ein, das ausschließlich während der passagierberuhigten Zeit gültig sein soll. Außerdem soll es, anders als beispielsweise die MIA-Card, nicht übertragbar, sondern personengebunden sein. „Wichtig ist uns, dass das Verfahren unkompliziert ist“, betont Mittermeier.
Mehrfach gestaffelte Tarife, womöglich noch mit Sonderregelungen, schreckten nur ab. Ein einheitlich günstiger Preis schwebt dem Vorstand der Seniorenvertretung daher vor. „Vielleicht zwischen 20 und 30 Euro pro Monat“, sagt Mittermeier. Der Einfachheit halber schlägt er als einzige Auswahlkriterien monatliche oder jährliche Laufzeiten vor und keine kleinteiligen Einzeltickets.
Bei vielen Senioren sei das monatliche Budget knapp, gleichzeitig vergrößere sich der Radius, in dem sie die Angelegenheiten des Alltags erledigen können, sagt Mittermeier. „Warum sollen Senioren nicht von den in dieser Zeit oft fast leeren Bahnen und Bussen mit einem besonderen Mobilitätsangebot profitieren?“ Allein die zunehmende Schließung von Bankfilialen oder deren Umwandlung in reine Automaten-Filialen erforderten eine erheblich weitere Anfahrt, wenn ein persönliches Beratungsgespräch gewünscht sei, gibt der Sprecher zu bedenken.
Mit dem Vorschlag, ein Seniorenticket ins Programm aufzunehmen, ist die Seniorenvertretung jüngst bei der BSAG vorstellig geworden. „Wir haben unsere Wunschvorstellung vorgetragen“, erzählt Mittermeier. Nun heiße es abwarten. „Die BSAG hat gerade mit der Stadt einen Fünfjahres-Vertrag abgeschlossen, der finanzielle Rahmen liegt also fest und kann nicht neu verhandelt werden“, berichtet er.
Ein solches Projekt zu kalkulieren, werde daher nicht einfach sein. Frühestens in zwei bis drei Monaten sei damit zu rechnen, dass die BSAG – auch nach den notwendigen Absprachen mit dem Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) – auf die Senioren-Vertretung zukomme.
Bei der BSAG nimmt man die bisherigen Gespräche ebenfalls als konstruktiv wahr. „Wir haben die Wünsche und Vorstellungen der Senioren-Vertretung aufgenommen“, berichtet Sprecher Andreas Holling. „Wir sind für neue Ideen immer offen. Nun prüfen wir, ob und wie diese Ideen in die Angebotsstruktur der BSAG passen.“
Freilich spiele dabei vor allem die Finanzierung eine Rolle, denn das Angebot müsse ja bezahlbar sein. „Wichtig ist beispielsweise, für welche Gruppe das Ticket konkret gelten soll.“ Ein neues Ticket müsse sich natürlich auch in die Angebotsstruktur innerhalb des VBN einfügen, betont Holling. Auf das selbstbestimmte Leben von Senioren und die Möglichkeit, möglichst lange im gewohnten Umfeld leben zu können, richtet sich bekanntlich auch der Fokus des Sozialressorts.
„Ob ein Seniorenticket dafür ein Baustein sein könnte, wäre zu prüfen, wenn dazu mehr Informationen von den Verkehrsbetrieben vorliegen“, erklärt Ressort-Sprecher David Lukaßen. Daraus leitet sich dann auch die Kostenfrage ab, die letztlich für eine Entscheidung ebenfalls wichtig wäre. Auch Fragen zu der Zahl potentieller Nutzer und deren bisheriges Nutzungsverhalten des ÖPNV seien hierfür in den Blick zu nehmen.
Dass sehr genau geprüft werden muss, ob die BSAG für ein Seniorenticket nicht am Ende draufzahlen muss, ist auch Dirk Mittermeier klar. Wenn ein Großteil der Senioren schon jetzt ein Dauerticket abonniert habe, werde sich das neue Konzept natürlich nicht rechnen. Dennoch halte er es für wichtig, dass es sich möglichst alle Senioren leisten können, so mobil wie möglich zu bleiben, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können.
Wenn das aus dem aktuellen Budget der BSAG nicht machbar sei, dann müsse die Politik eben nachbessern. „Wir haben in den einzelnen Stadtteilen so tolle Initiativen, wie zum Beispiel die Vahrer Löwen, um der Vereinsamung älterer Menschen entgegenzuwirken“, lobt Mittermeier. „Wenn Bremen jetzt noch das Mobilitätsangebot verbessern würde, könnte man wirklich von Vorzeigecharakter sprechen.“
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