
Wenn die Bremer Grünen am 2. Dezember einen neuen Landesvorstand wählen, wird es auf beiden Positionen in der Doppelspitze zu Kampfkandidaturen kommen. Das zeichnete sich am Montag ab. Bis zum Wochenbeginn sollten die männlichen und weiblichen Anwärter für das Führungstandem ihre Bewerbungen einreichen. Vier liegen nun vor: Bei den Männern kommt es zum parteiintern bereits erwarteten Duell zwischen dem amtierenden Landesvorsitzenden Ralph Saxe und seinem Vorgänger und früheren Bürgerschaftsabgeordneten Hermann Kuhn. Bei den Frauen ist zur Bewerbung der Anwältin Petra Fritsche-Ejemole kurzfristig noch eine Kandidatur hinzugekommen. Aus den Reihen der Grünen Jugend bewirbt sich die Soziologiestudentin Alexandra Werwath. Die amtierende Landesvorsitzende Kai Wargalla hatte kürzlich bereits angekündigt, nicht erneut ins Rennen zu gehen.
Alexandra Werwath mischt bereits seit zehn Jahren bei den Grünen mit. In der Jugendorganisation der Partei hat die 24-Jährige drei Jahre lang im Bundesvorstand mitgewirkt. „Mit der Mobilisierung junger Leute kenne ich mich aus“, hält sich Werwath zugute. Sie nennt drei inhaltliche Akzente, die sie an der Spitze der Bremer Grünen setzen würde: Da ist zum einen die Auseinandersetzung mit der AfD, „die hier in Bremen bei der Bundestagswahl trotz ihres desolaten Zustandes ein zweitstelliges Ergebnis bekommen hat. Dem müssen wir etwas entgegensetzen“, fordert Alexandra Werwath. Als zeitweiliges Mitglied der Wirtschaftsdeputation hat sie außerdem einen Interessenschwerpunkt bei der Förderung von Start-up-Unternehmen entwickelt. Darüber hinaus sollten die Grünen nach Werwaths Ansicht ihr sozialpolitisches Profil schärfen. „Es gibt allein in Bremen 18 000 arbeitslose, alleinstehende Mütter. Dieser Gruppe müssen wir uns stärker zuwenden“, ist die 24-Jährige überzeugt.
Das sieht Werwaths Konkurrentin Petra Fritsche-Ejemole ganz ähnlich. Die Politik könne es nicht auf Dauer hinnehmen, „dass viele Alleinerziehende in den Armutsstatistiken auftauchen“. Fritsche-Ejemole betreibt in Walle eine Rechtsanwaltskanzlei mit Schwerpunkten im Familienrecht sowie im Ausländer- und Asylrecht. Die 55-Jährige traut sich an der Spitze der Partei vor allem zu, „ein guter bindender Faktor zu sein“. Anders als Alexandra Werwath hat Petra Fritsche-Ejemole dem Grünen-Landesvorstand bereits in der zu Ende gehenden Wahlperiode als Beisitzerin angehört. Sie verfügt also über Erfahrung.
Den männlichen Teil der Grünen-Doppelspitze verkörpert zurzeit Ralph Saxe. Der 58-jährige Weinhändler und Bürgerschaftsabgeordnete hatte am 11. November auf der Landesmitgliederversammlung – dem Parteitag der Grünen – angekündigt, auf jeden Fall wieder für das Amt des Landesvorsitzenden zu kandidieren. An der Parteibasis gab es zuletzt immer mal wieder kritische Stimmen zur Amtsführung der Doppelspitze Saxe/Wargalla. Die Partei, so der Vorwurf, werde im Verhältnis zu den grünen Senatoren und der Bürgerschaftsfraktion zu wenig wahrgenommen. Auf dem Parteitag hatte Saxe mit knapper Mehrheit durchgesetzt, dass die Grünen bei der Bürgerschaftswahl 2019 die sicheren Listenplätze fünf und sechs für junge Leute unter 30 Jahren reservieren werden. Das wiederum stieß in Teilen der Fraktion auf Unmut. Dadurch sei der Wiedereinzug wichtiger grüner Spitzenleute ins Parlament gefährdet, so die Kritik.
Saxe wird es nun am 2. Dezember mit Hermann Kuhn zu tun bekommen. Der 72-jährige Parteisenior gehörte von 1991 bis 2003 sowie von 2007 bis 2015 der Bürgerschaft an und stand ab 2011 gemeinsam mit Henrike Müller zwei Jahre lang an der Spitze des Landesverbandes. Sein Wort hat bei den Grünen nach wie vor Gewicht. Auf der Landesmitgliederversammlung am 11. November erfuhr ein Antrag aus seiner Feder große Zustimmung. „Konsequenzen aus der Bundestagswahl ziehen!", hatte Kuhn sein Papier überschrieben. Darin forderte er "einen neuen Schub des Meinungsaustausches mit Bürgerinnen und Bürgern", beispielsweise durch Stadtteilkonferenzen, die Problemanalysen für einzelne Quartiere liefern. Im Gespräch mit dem WESER-KURIER sagte Kuhn über seine mögliche Rückkehr an die Parteispitze, er verspüre nach wie vor "eine enorme politische Neugier und Energie". Natürlich sei eine neuerliche Ära Kuhn "kein Projekt für Jahrzehnte". "Aber ich bin im selben Alter wie Jupp Heynckes, und der kriegt seinen Job bei den Bayern ja auch noch ganz gut hin", fügte der Saxe-Rivale augenzwinkernd hinzu.
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