
Thomas G. schmunzelt. Seit über 20 Jahren arbeitet er in der Sicherheitsbranche, aber zugegeben, die Ladendiebinnen, die da vor Kurzem von Kollegen geschnappt wurden, die seien schon ein besonderes Kaliber gewesen. Gleich fünf Frauen auf einen Schlag waren in einem Bremer Kaufhaus festgenommen worden. In ihren prall gefüllten Handtaschen fanden sich wahre Berge von Diebesgut.
Größtenteils Kleidung, aber auch Uhren, Schmuck und ein gestohlenes Handy. Eine der Frauen hatte allein vier Tüten mit gestohlenen Sachen bei sich. Und damit noch nicht genug – in dem in der Nähe geparkten Wagen einer der Frauen fanden die Beamten eine weitere prall gefüllte Tasche mit Kleidungsstücken sowie Werkzeug, um Sicherheitsetiketten zu entfernen.
Kein persönlicher Groll
Thomas G. ist Einsatzleiter der Hanse Security, einer von mehreren Sicherheitsdiensten in Bremen. Wachdienste, Streife, Objektschutz, Kaufhausdetektive – alles, was so anfällt in der Innenstadt. Wenn der 41-Jährige über Ladendiebstahl spricht, klingt das fast ein wenig nach sportlichem Wettbewerb: „bloß nicht zweiter Sieger sein“.
Natürlich hat er kein Verständnis für die Täter, aber er hegt auch keinen persönlichen Groll gegen sie. „Die versuchen es, wir schnappen sie und fertig.“ Von daher wolle er „das Ganze möglichst gerade und vernünftig über die Bühne bekommen“. Was aber lange nicht immer so funktioniere.
Statistiken führt der Sicherheitsdienst nicht, aber gefühlt nehme die Aggression der Ladendiebe zu. Schlagen, treten, kratzen, beißen, spucken... und manchmal werde auch schon mal ein Messer gezückt. „Zugenommen hat auf jeden Fall auch die Härte der Auseinandersetzungen, die hören einfach nicht auf“, berichtet G. und erzählt von einem Fall aus der vergangenen Woche.
EInfühlungsvermögen und Menschenkenntnis
„Da haben wir zu dritt auf einem gelegen, alle gut 100 Kilo schwer. Das hat den überhaupt nicht interessiert. Der hat immer weiter auf uns eingeschlagen und getreten.“ Fälle, in denen Thomas G. zugute kommt, dass er fast zwei Meter lang ist. Und ja, auch ein grimmiger Blick wirke manchmal durchaus Wunder.
Mindestens genauso wichtig seien in seinem Job aber Einfühlungsvermögen, Menschenkenntnis und ein Gespür für die Situation. Und apropos Körpergröße: „Wenn sie als Kaufhausdetektiv mit zwei Metern Länge im Laden stehen, hilft das nicht eben beim Versuch, möglichst unbemerkt zu bleiben.“ Letztlich mache es die Mischung im Team.
Und die Möglichkeit, bei Bedarf schnell ausreichend Leute zum Tatort zu bekommen. G. und seine Kollegen sind über ein eigenes Digitalfunknetz per Knopf im Ohr miteinander vernetzt. Drei Minuten hat sich der Sicherheitsdienst, der mit mehreren Streifen in Bremens Einkaufspassagen unterwegs ist, als Frist bei Hilferufen gesetzt, um vor Ort zu sein.
Rollstuhlfahrerin erwischt
Besondere Täterprofile kann Thomas G. beim Ladendiebstahl nicht ausmachen. Sicher, es gebe jede Menge Junkies, die in die Regale griffen, um das Diebesgut später zu Geld für ihre Drogen zu machen. Ansonsten aber sei alles dabei, vom Grundschüler bis zum Rentner, nichts, was es nicht gibt. Kürzlich habe man in der Sögestraße eine Rollstuhlfahrerin erwischt, die die Beute hinter ihrem Rücken bunkerte.
„Als wir ihre Personalien aufgenommen haben, hat sie gesagt, dass sie so lange weiterklaut, bis sie genügend Geld für ihre Zugfahrkarte nach Bremerhaven zusammen hat.“ Eine Ankündigung, die die Frau sofort in die Tat umzusetzen versuchte. „Als wir mit ihr fertig waren, ist sie sofort in ein Kaufhaus gerollt und hat da wieder zugegriffen.“
Ihr Pech, dass die Kollegen des 41-Jährigen über Funk vorgewarnt waren und keine Mühe hatten, die Frau erneut zu stellen. „Später abends ist sie übrigens noch einmal erwischt worden – im Zug nach Bremerhaven. Beim Schwarzfahren.“ Die Frechheit, mit der manche Diebe zu Werke gingen, sei schon bemerkenswert, findet der Security-Mann.
Justiz hat kaum Möglichkeiten
„Ist mir scheißegal, wie oft ihr mich schnappt, ich klau' sowieso weiter“, habe ihn einmal ein Ladendieb angeschrien, den er zum wiederholten Mal erwischt hatte. „Die spielen doch Katz und Maus mit uns.“ Auch, weil die Justiz kaum Möglichkeiten habe, dagegen etwas zu tun.
Thomas G. registriert das zwar kopfschüttelnd, doch wundern tut es ihn schon lange nicht mehr. Wenn die Diebe Personalpapiere bei sich tragen, nehmen die Kaufhausdetektive die Daten auf und leiten sie an die Polizei weiter. Die Täter lassen sie anschließend laufen.
In größeren Fällen oder wenn Gewalt im Spiel ist, wird die Polizei dagegen zum Tatort gerufen. So wie im Fall der fünf Diebinnen, die vor gut einer Woche geschnappt wurden. Vier der Frauen waren der Polizei bereits durch ähnliche Taten in Niedersachsen und Bremen bekannt.
Wieder einer dieser Fälle
Bei der Durchsuchung ihrer Wohnungen waren ein Spezialeinsatzkommando der Polizei sowie eine Hundestaffel im Einsatz, das zeigt das Ausmaß der Taten dieser Frauen. Bei den Durchsuchungen wurde weiteres Diebesgut wie Töpfe, Pfannen, Bestecksets, Schmuck, Parfüm, Bekleidung und Bettwäsche beschlagnahmt.
Gegen die Frauen wurden Ermittlungen wegen gewerbsmäßigen Diebstahls eingeleitet. Sie bleiben aber auf freiem Fuß, weil keine Haftgründe gegen sie vorlagen. Wieder einer dieser Fälle, über die sich Thomas G. schon längst nicht mehr wundert.
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