
Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hat Forderungen eine Absage erteilt, zur Koordinierung der vielen Projekte in der Bremer Innenstadt ein übergeordnetes Gremium einzurichten. „Das bringt nichts“, sagte Bovenschulte bei einer Veranstaltung des Beirats Mitte, „wir haben ein Innenstadtkonzept, das bis Ende kommenden Jahres auf den neuesten Stand gebracht wird. Und wir stimmen uns permanent zwischen den verschiedenen beteiligten Ressorts ab.“ Der Beirat Mitte wünscht sich einen Stab, um für alle Bereiche der Innenstadt den gleichen Ansprechpartner zu haben. Genauso tun es die Kaufleute: „Wir brauchen jemanden, der den Hut aufhat und handlungsfähig ist“, sagt die City-Initiative, „die Ressorts stehen in Konkurrenz zueinander, das hemmt die Entwicklung.“
Die Innenstadt steht in den nächsten Jahren vor gewaltigen Herausforderungen. Zentral ist der Plan des Bremer Unternehmers Kurt Zech, der das Parkhaus Mitte abreißen will, um die Fläche zusammen mit den Gebäuden von Karstadt und Kaufhof neu zu entwickeln. Zech nennt sein Projekt City-Galerie. Darüber hinaus wird in unmittelbarer Nachbarschaft in den nächsten zwei Jahren der Lloydhof entkernt und neu aufgebaut. Auf der anderen Seite der Einkaufsmeile Obernstraße entsteht zurzeit das sogenannte Balgequartier, das in den Händen von Christian Jacobs liegt. Ins Stocken geraten ist der Plan, das Sparkassengelände am Brill leer zu räumen und neu zu bebauen. Die Bank zieht dort Ende kommenden Jahres aus.
Der Beirat Mitte hatte vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen am Mittwochabend zu einer Diskussionsveranstaltung eingeladen. Das Interesse war enorm. Bovenschulte betonte während der Veranstaltung, dass er die Fortschreibung des Innenstadtkonzeptes für das geeignete Mittel halte, die vielen Projekte aufeinander abzustimmen. Darin eingewebt werden müsse das Ziel, die Innenstadt möglichst frei von Autos zu halten. „Wenn diese Pläne nur von oben kommen, läuft das gegen die Wand“, so der Bürgermeister. Benötigt werde eine Teilhabe möglichst vieler Bürger, um für Akzeptanz zu sorgen. Ein Projekt in Groningen, wo mitten in der Stadt ein spektakulärer Neubau entstanden ist, um die Innenstadt zu beleben, nahm Bovenschulte als Beispiel, was nach seiner Einschätzung bei einem Plan dieser Art in Bremen los wäre: „Dann würden sich sofort drei Bürgerinitiativen bilden, um so einen Bau zu verhindern.“
Christian Jacobs, Spross der Bremer Kaffeedynastie, sprach in der Diskussion von einer „gigantischen Chance“, die Bremen habe: „Wohl in keiner Innenstadt steht so viel Fläche für Neuentwicklung zur Verfügung.“ Nur zu sagen, dass mehr Wohnungen geschaffen werden sollten, neue Büros und öffentliche Institutionen, sei zu wenig. „Wir brauchen Visionen, müssen uns fragen, wie wir in der Stadt leben wollen.“ Die City als Schwerpunkt des Einzelhandels sei im Zeitalter der Digitalisierung und des Onlinehandels ein Modell der Vergangenheit. Wie sehr, hat Jacobs selbst gespürt, als er für das neue Stammhaus seiner Familie, das gerade an der Obernstraße entsteht, Mieter suchte. „Makler haben uns 100 mögliche Interessenten genannt, niemand davon hat sich gemeldet.“ Einziehen würden jetzt Mieter, von denen Bremen noch nie gehört habe. Namen nannte Jacobs nicht.
Der Unternehmer lobte Groningen als Beispiel, wie neue Zentralität geschaffen werden könne. Münster sei das auch gelungen. Beide Städte lebten vor, was Bremen noch bewältigen müsse: „Ich glaube, die Innenstadt muss deutlich jünger werden.“ Wichtig sei auch, die überregionale Bedeutung zu begreifen. „Bremen ist die größte Stadt zwischen Amsterdam und Hamburg und sollte eine entsprechende Rolle spielen.“
Auf die Kaufleute kommen immense Belastungen zu, wenn die Innenstadt in den nächsten Jahren umgebaut wird. „Das wird eine schwere Zeit“, sagt Stefan Storch von der City-Initiative, „für uns überwiegen aber die Chancen, die in dieser Entwicklung stecken.“ Anders sei es bei den Kunden; die seien verunsichert. „Was kommen soll, wird schlecht kommuniziert“, beklagt der Unternehmer. Viele würden zum Beispiel glauben, dass das Parkhaus Mitte nicht mehr in Betrieb ist, seit Zech es für seine City-Galerie von der Stadt erworben hat. Auch dafür, für eine bessere Informationspolitik, werde dringend ein Stab für die Innenstadt benötigt.
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