
Konzentriert füllt Bürgerschaftspräsident Christian Weber flüssiges, orangefarbenes Silikon in einen Zylinder. Der Zylinder ist rund 30 Zentimeter groß. Im Inneren hat er die Form eines Delfins und dient als Vorlage für ein Sexspielzeug. Christian Weber produziert gerade einen Dildo. Der Bürgerschaftspräsident ist zu Gast bei der Fun Factory im Gewerbegebiet Hohentorshafen. Das Bremer Unternehmen gehört nach eigenen Angaben zu den Weltmarktführern bei der Herstellung und dem Vertrieb von Sexspielzeugen aller Art.
„Ich kannte die Fun Factory gar nicht“, gesteht Christian Weber zu Beginn seines Besuches. Und das, obwohl er fast einmal im Monat ein bremisches Unternehmen besucht und sich den Betrieb zeigen lässt. Jetzt lernt er die Fun Factory kennen. Auf dem Areal im Hohentorshafen werden die bunten Sexspielzeuge nicht nur produziert und gelagert, auch Marketing und Vertrieb haben ihren Sitz in den Gebäuden mit direktem Blick auf die Weser. Rund 90 Mitarbeiter sind in Bremen tätig, weitere 60 sind bei der Tochterfirma in Los Angeles / USA angestellt. Weber ist begeistert: „Aus einer kleinen Firma ist ein mittelständisches Unternehmen geworden.“ Klein deshalb, weil alles mit 50 Mark begann, wie Geschäftsführer Dirk Bauer erklärt.
Ein Pinguin für 69 Mark
Vor 21 Jahren habe er mit seinem Freund und Studienkollegen Michael Pahl am Küchentisch zusammengesessen und den ersten Dildo entworfen – in Form eines Pinguins. In die Fertigung haben sie besagte 50 Mark investiert. Die Einnahmen beliefen sich dann immerhin schon auf 69 Mark. „50 Mark haben wir wieder investiert, so ging es weiter. 19 Euro haben wir für Bier und Pizza ausgegeben“, erzählt Bauer. Er harmoniere immer noch gut mit Pahl. „Das ist ja auch nicht alltäglich."
Aus den Anfängen hat sich ein Unternehmen entwickelt, das einen Jahresumsatz von rund 30 Millionen Euro macht, knapp ein Drittel in den Vereinigten Staaten. Ein wichtiger Absatzmarkt ist China. „Dort werden zwar viele Spielzeuge produziert, trotzdem verkaufen wir in China auch noch sehr gut“, erklärt Bauer. In Asien werde Erotik noch sehr offen präsentiert.
In Deutschland sehe das anders aus, sagt der Geschäftsführer. „Wir werden zunehmend konservativer.“ Weber ist erstaunt. Gerade in Zeiten des Internets werde die Gesellschaft doch offener. „Es ist alles leicht und schnell zugänglich.“ Bauer erklärt, dass dies zwar auf pornografische Inhalte zutreffe. „Aber Erotik verschwindet zunehmend aus der Öffentlichkeit und findet hinter geschlossenen Vorhängen statt.“ Daher schließt auch der Laden der Fun-Factory im Viertel. „Wir wollen die Erotik in die Öffentlichkeit zurückbringen, dafür ist der Laden zu klein“, erklärt Bauer. Die größeren Läden in Berlin und München bleiben geöffnet.
Flippige Farben und Formen gefragt
Auf dem Markt seien vor allem flippige Farben und Formen Markt gefragt. Die Fun-Factory hat sogar schon mehrere Design-Preise gewonnen. Während Bauer das erzählt, deutet er auf eine hinter ihm hängende Tafel. 50 bunte Kreise mit Beispielfarben prangen dort. „Der Fantasie, was Form und Farbe angeht, sind keine Grenzen gesetzt“, sagt der Geschäftsführer. Das lernt auch Christian Weber, als er unter Anleitung des Mitarbeiters Andreas Franiack den Delfin-Dildo gießt.
Das Silikon befindet sich in einem großen Kanister. Über einen Schlauch und eine Kanüle wird es in die vorgesehene Form gefüllt. Wichtig ist, dass man es über den Rand hineinlaufen lässt. „Sonst bilden sich Blasen“, erklärt Franiack. Das passiert bei Webers Exemplar nicht. Nach rund 20 Minuten ist das Material ausgehärtet und es kann aus der Form gezogen werden. Gar nicht so einfach, wie sich zeigt. Weber hat einige Mühe, hält den Dildo nach wenigen Augenblicken in den Händen. Dann sagt Dirk Bauer: „Was man selbst herstellt, darf man auch behalten.“ Weber bedankt sich, versteckt das Sexspielzeug dann aber doch in der Tasche.
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