
Eine jahrzehntelange Entwicklung hat offenbar ein Ende. Die Tarife für Busse und Bahnen bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) sollen zum Jahreswechsel nicht angehoben, die Ticketpreise konstant gehalten werden. Zudem soll der Preis des Stadttickets für Erwachsene gesenkt sowie für Kinder und Jugendliche kostenfrei werden. Das geht aus zwei Senatsvorlagen hervor, die dem WESER-KURIER vorliegen. Sie sollen in der Sitzung am kommenden Dienstag beschlossen werden. Die Stadt Bremen müsste dafür mehr als neun Millionen Euro in die Hand nehmen.
Eigentlich war eine Erhöhung der Tarife um 1,7 Prozent vorgesehen. Das sah der Businessplan vor, der dem öffentlichen Dienstleistungsauftrag der BSAG zugrunde liegt. Die Landesregierung plant jedoch, die Anpassung wegen der Corona-Krise zum 1. Januar 2021 auszusetzen. Damit soll der Rückgang der Fahrgäste aufgehalten und dem sinkenden Vertrauen in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) durch die Pandemie entgegen gewirkt werden. Laut dem Senatspapier entstehen bei der BSAG dadurch Kosten in Höhe von circa 1,7 Millionen Euro, die ausgeglichen werden müssen.
Die zweite Vorlage dreht sich um den Preis des Stadttickets für Erwachsene. Er soll von derzeit 38,90 Euro auf 25 Euro pro Monat sinken. Berechtigte Kinder und Jugendliche, die momentan 30,30 Euro pro Monat für das Stadtticket zahlen, sollen im kommenden Jahr kostenfrei mit Bus und Bahn befördert werden. Berechtigt sind Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen. Ziel ist es laut Vorlage, „mehr Teilhabe und eine sozial gerechtere Mobilität zu ermöglichen“.
Durch diese Preisabsenkungen entsteht laut Papier ein finanzieller Mehrbedarf bei den Verkehrsunternehmen von 7,6 Millionen Euro. Die Kosten sollen jeweils zur Hälfte vom Verkehrsressort sowie der Sozial- und Jugendbehörde in den Haushalt 2022/2023 eingeplant und damit übernommen werden.
Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) bestätigte auf Nachfrage des WESER-KURIER, dass die Vorlage am Dienstag im Senat auf der Tagesordnung steht. „In dieser schwierigen Zeit sollte Bus- und Bahnfahren nicht teurer werden. Im Gegenteil: Wir wollen die Bremer und Bremerinnen entlasten und dafür sorgen, das Vertrauen in den ÖPNV zurückzugewinnen“, sagte Schaefer. Die Maßnahmen seien ein wichtiger Beitrag zur Verkehrswende – den Umstieg vom Auto auf Bus, Bahn und Straßenbahn. „Und damit auch zum Klimaschutz“, so Maike Schaefer.
Anja Schiemann, Verkehrspolitikerin und Bürgerschaftsabgeordnete der SPD, begrüßt die Pläne ausdrücklich: „Mit einer Entscheidung des Senats, das Stadtticket auf 25 Euro im Monat zu reduzieren und für berechtigte Kinder kostenlos zu stellen, kommen wir der von uns im Koalitionsvertrag geforderten Zielsetzung, Menschen und insbesondere Familien mit geringem Einkommen eine bezahlbare Mobilität und damit mehr gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, einen riesigen Schritt näher." Als einen „sehr wichtigen Baustein“, um den Mobilitätswandel zu unterstützen, bezeichnet Anja Schiemann den Plan, die Preise für Bus und Bahn im nächsten Jahr stabil zu halten.
In den vergangenen 20 Jahren gab es Ticketpreis-Erhöhungen, die bis in den Bereich von fünf Prozent vorgedrungen sind. Am geringsten fiel der Anstieg mit 0,7 Prozent zu Beginn des Jahres 2019 aus. 2020 betrug die Steigerung der Tarife im Verkehrsverbund im Durchschnitt 1,6 Prozent.
Der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) hatte Mitte Oktober mitgeteilt, dass die Preise im Jahr 2021 „weitestgehend stabil bleiben“. Zum einen wolle man die vorübergehende Absenkung der Mehrwertsteuer um zwei Prozent an die Kunden weitergeben. Zum anderen habe die Pandemie im laufenden Jahr zu einem deutlichen Fahrgastrückgang geführt.
Bei der Bremer Straßenbahn AG gab es zu Beginn der Pandemie einen drastischen Fahrgastrückgang, der seinen Tiefstand Ende März hatte. Laut der BSAG sank die Nachfrage zu dem Zeitpunkt in Bahnen auf 22 Prozent, in Bussen auf 26 Prozent. Mittlerweile ist die Auslastung wieder gestiegen und liegt bei 72 Prozent zur jeweiligen Vorjahreswoche.
Als Ursachen führen das Verkehrsunternehmen und das Ressort die Schließungen von Geschäften und Gastronomie durch den Lockdown, den Rückzug ins Homeoffice und die Angst vor Infektionen an. Für 2021 strebt die BSAG eine Nachfrage durch Fahrgäste von mindestens 85 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 an.
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