
Klassenfahrten sind ein schwieriges Thema an der Oberschule Rockwinkel. „Es ist ein Desaster. Wir fahren ein akutes Sparprogramm“, sagt der stellvertretende Schulleiter Wolfgang Kierst. Das Problem ist das Budget für die Reisen, das an vielen Schulen in Bremen zu gering sei. „Wir finanzieren Klassenfahrten im Moment aus Resten, die an anderer Stelle gespart wurden. Damit sind wir noch gut aufgestellt.“ Denn von Kollegen habe er erfahren, dass an manchen Schulen komplett auf Klassenfahrten verzichtet werden müsse.
Die Kostendebatte für Klassenfahrten hat mit einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes aus dem vergangenen Jahr wieder Fahrt aufgenommen: Seit 2018 müssen Lehrkräfte diese Reisen nicht mehr aus eigener Tasche zahlen, das haben die Richter entschieden. Trotzdem, sagt Kierst, seien viele Lehrer bereit, auf eine Kostenübernahme durch die Schule zu verzichten. „Sie brennen darauf, auf Klassenfahrt zu fahren.“
So eine Verzichtserklärung war allerdings Auslöser für die Klage eines Realschullehrers aus Baden-Württemberg, die der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vorausging. Mit einer solchen Anfrage verletzten Land und Schulleitung „den beamtenrechtlichen Fürsorgegrundsatz“ aus dem Grundgesetz, heißt es im Urteil. Die Entscheidung hat auch Auswirkungen in Bremen: „Sollte die Lehrkraft selber für die Kosten aufkommen, handelt die Schule gesetzeswidrig“, sagt Christian Stoevesandt, Vorstandssprecher des Zentralen Elternbeirats.
Eine Lösung soll ein erhöhtes Budget für Klassenfahrten im Bildungshaushalt bringen, an einer „Veränderung und Aufstockung“ wird laut Annette Kemp, Sprecherin der Senatorin für Kinder und Bildung, gearbeitet. Bis allerdings der Haushalt für die kommenden Jahre steht, müssen sich die Schulen anders behelfen. Nach Angaben von Frank Zylinski, Vorstandsmitglied des Personalrats Schulen, erhält jede Schule ein Gesamtbudget mit mehreren Posten, unter anderem der für Reisekosten: „Wenn das nicht reicht, muss die Schule aus den anderen Posten Geld für die Kostenerstattung umverteilen. Oder aber die Fahrten fallen aus.“
Auch an der Oberschule Rockwinkel ist das Geld knapp: Bisher, so Kierst, habe es Klassenfahrten für die Jahrgänge fünf, sechs, acht und zehn gegeben, auch sogenannte Profilfahrten in der Oberstufe oder Sonderfahrten für Sprach- oder Sportkurse kamen dazu. „Dieses Programm mussten wir jetzt drastisch reduzieren.“ Christian Gloede, Landesvorstandssprecher der Gewerkschaft Bildung und Wissenschaft (GEW), hält eine einheitliche Regelung für Klassenfahrten in Bremen für sinnvoll: „Bei weit über 200 Schulen in Bremen gibt es viele Probleme und viele Lösungsansätze. Deswegen müssen Klassenfahrten einheitlich geregelt werden, um Klarheit zu schaffen.“ Kierst sieht das kritisch, denn so würden „Spezialangebote“ wegfallen, die Anreiz böten, seine Schule zu besuchen. In einem sind sich Gloede und Kierst allerdings einig: Gerade Klassenfahrten seien eine der wichtigsten pädagogischen Maßnahmen, um neben der schulischen Ausbildung auch soziale Kompetenzen zu vermitteln.
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