
Das Klimahaus in Bremerhaven soll mit einer High-Tech-Ausstellung zum Thema Extremwetter fit für die Zukunft gemacht werden. Rund 10,9 Millionen Euro will sich das Wirtschaftsressort des Senats die umfassende Modernisierung kosten lassen. Nach Informationen des WESER-KURIER ist das Projekt in der rot-grünen Koalition noch nicht endgültig abgestimmt. Die Grünen haben kurzfristig Beratungsbedarf geltend gemacht. Ob die erforderlichen Planungsmittel von gut 900.000 Euro noch im alten Jahr freigegeben werden können, ist deshalb ungewiss.
Das Klimahaus in den Havenwelten gilt seit seiner Eröffnung im Jahr 2009 als Touristenmagnet Nummer eins des kleinsten Bundeslandes. Im ersten vollen Betriebsjahr 2010 verzeichnete die Einrichtung rund 700.000 Besucher. Ihr Kerneinzugsbereich reicht von Köln bis Kiel und von Helmstedt bis Gronau, hat also einen Radius von rund drei Autostunden. Die populärwissenschaftliche Ausstellung verschaffte der Seestadt in den vergangenen Jahren nicht nur einen Imagegewinn, sie hat sich zum Wirtschaftsfaktor gemausert. Rund 140 Menschen beschäftigt das Klimahaus selbst, weitere 260 Jobs entstanden in der Zulieferungs- und Wertschöpfungskette.
Wie jede touristische Attraktion ist allerdings auch das Juwel der Havenwelten gewissen Abnutzungserscheinungen unterworfen. Die Zahl der Besucher ging über die Jahre kontinuierlich zurück und lag 2017 noch bei rund 455.000 – und das, obwohl die Betreibergesellschaft KBG und die Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft Alter/Neuer Hafen (BEAN) immer wieder mit kleineren Innovationen gegenzusteuern versuchten. So zum Beispiel mit der Neugestaltung des Hauptraums „Sardinien“, der Anlage eines Geheges für Nachtaffen und der Entwicklung des „World-Future-Lab“. Diese behutsamen Modernisierungsschritte konnten den Besucherrückgang allerdings bestenfalls verlangsamen. Es sei deshalb nun an der Zeit, „eine grundlegende Erneuerung vorzunehmen, die auf nationaler und internationaler Ebene für Aufmerksamkeit sorgt“, wie es in einem noch vertraulichen Papier der Wirtschaftsbehörde heißt, das dem WESER-KURIER vorliegt.
Diese neue Attraktion soll in Gestalt des Extremwetterbereichs entstehen. Clou der Ausstellung, die innerhalb des vorhandenen Baukörpers angesiedelt werden soll: Die Besucher sind dort nicht mehr zu Fuß unterwegs, sondern auf einer drehbaren Hubplattform, die verschiedene Extremwetterzonen durchquert. „Begleitet wird die Fahrt durch unterschiedliche Spezialeffekte, um den Besuchern die Wetterereignisse über möglichst viele Sinneseindrücke näher zu bringen.
In Betracht kommen hierbei Sprühnebel für Regen, Warmluft für Feuer, Kaltluft für Wind, Vibrations- und Kühlelemente in Sitzen und Armlehnen et cetera“, heißt es in der Vorlage aus dem Haus von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD). Die Reise auf der Plattform würde nach Einschätzung der Behörde „ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für das Klimahaus darstellen“.
Eine vergleichbare Anlage sei bisher „weltweit nicht bekannt“. Bei der konkreten Ausgestaltung des Konzeptes soll allerdings darauf geachtet werden, dass der technische Schnickschnack das ernsthafte Anliegen der Information über die zunehmenden Risiken durch Extremwetter nicht überlagert. Es gehe darum, den „seriösen Vermittlungsanspruch des Klimahauses mit konsumtouristischen Erwartungen“ zu vereinen, schreiben die Tourismus-Fachleute der Wirtschaftsbehörde.
Die in dem Papier genannten Gesamtkosten von rund 10,9 Millionen Euro sind Schätzwerte, Abweichungen von bis zu 20 Prozent seien möglich, wird in dem Papier eingeräumt. Auch ohne solche Steigerungen scheint das grün-geführte Finanzressort des Senats dem Projekt mit einer gewissen Skepsis gegenüberzustehen. Dort werden öffentliche Investitionen auf ihren regionalwirtschaftlichen Nutzen hin durchgerechnet. Dabei kam offenbar heraus, dass die angenommenen zusätzlichen 60.000 Besucher pro Jahr eine Investition von 11 Millionen Euro kaum rechtfertigen und sich für Bremen jedenfalls „keine positiven fiskalen Effekte“ ergeben. Das Haus Günthner hält dagegen. Das Klimahaus werde mit dem geplanten Extremwetter-Komplex „eines der aktuellsten Themen touristisch und wissenschaftlich besetzen und Bremerhaven einen „erheblichen Imagegewinn“ bescheren.
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