
Bis Juli 2020 müssen stadtweit in Bremen mehr als 3800 neue Kita-Plätze entstehen, damit der Senat seine eigenen Ziele bei der Kinderbetreuung erreicht. Das geht aus einer aktuellen Ausbauplanung der Bildungsbehörde hervor, die dem WESER-KURIER vorliegt. Der Senat hatte 2015 beschlossen, die Betreuung bis zum Jahr 2020 so auszubauen, dass es für 98 Prozent der Kinder über drei Jahren und mindestens 50 Prozent der Kinder unter drei einen Kita-Platz gibt. In den wohlhabenderen Stadtteilen, wo viele Eltern bereit sind, im Zweifel für ihr Recht auf Betreuung zu klagen, lag die Versorgungsquote zuletzt teils über der Zielmarke. In anderen Stadtteilen wie zum Beispiel in Gröpelingen und Blumenthal ist man dagegen noch weit vom Ziel entfernt.
49 Kita-Gruppen sollen bis Ende Juli dieses Jahres da sein, für 108 Gruppen gibt es Pläne, wo sie entstehen sollen. Doch für immerhin mehr als 100 Gruppen gibt es noch keine konkreten Planungen. Es ist also weder klar, in welchen Gebäuden die Kinder betreut werden sollen, noch welcher Träger dies übernimmt. Bereits im vergangenen Jahr hatte Bremen einiges beim Kita-Ausbau zu stemmen: Rund 1800 Kita-Plätze entstanden, die große Mehrheit davon in Containern in der ganzen Stadt.
Ein ähnlicher Kraftakt steht Bremen nun in jedem der beiden kommenden Jahre bevor. Und die CDU weist darauf hin, dass die meisten Gruppen in Containern keineswegs für die Zukunft gesichert sind: „Für maximal ein Drittel der 70 Gruppen in Containern haben wir bisher eine Anschlusslösung, für die anderen nicht”, sagt Sandra Ahrens, kinderpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Die meisten Mobilbauten sind befristet angemietet, schon jetzt ist absehbar, dass sie länger gebraucht werden als geplant. Bremen fielen nun „handfeste handwerkliche Fehler” vor die Füße, die beim Kita-Ausbau gemacht wurden, sagt Ahrens. Ab 2008 habe Rot-Grün lange zu wenig ausgebaut und nur nach innen verdichtet. Statt verstärkt Erzieher auszubilden und neue Kitas zu bauen, habe man die bestehenden Einrichtungen des städtischen Eigenbetriebs Kita Bremen immer weiter „vollgestopft bis unters Dach”.
Sofia Leonidakis, kinderpolitische Sprecherin der Linksfraktion, kritisiert: „Es gibt in vielen Stadtteilen eine extreme Betreuungslücke, besonders in benachteiligten Gebieten.“ In Gröpelingen müssen laut Bildungsbehörde bis 2020 noch Standorte für 20 Kita-Gruppen gefunden werden, in Blumenthal und in der Östlichen Vorstadt jeweils 14, in Vegesack 12. Leonidakis führt die große Zahl fehlender Plätze vor allem auf zwei Ursachen zurück. Zum einen habe Bremen versäumt, den stadteigenen Betrieb Immobilien Bremen so auszustatten, dass dieser den Bau der Kitas stemmen könne. Zum anderen habe die Stadt bei Neubaugebieten zum Teil Kitas nicht mit eingeplant.
Elternvertreter haben Zweifel, ob die Pläne der Behörde überhaupt umsetzbar sind: „Es werden wieder neue Plätze geschaffen, aber das Personal für die Kitas ist nicht da”, sagt Christin Siems vom Bündnis Kitanotstand Bremen, in dem sich Eltern und Erzieherinnen zusammen geschlossen haben. Schon jetzt fehle es an Erzieherinnen, um die bestehenden Kindergruppen zuverlässig zu betreuen. „Es ist absehbar, dass der Rechtsanspruch auf Betreuung in Bremen vielfach nicht erfüllt werden wird.” Im Winter seien sämtliche Fachkräfte eines Vertretungspools von Kita Bremen fest in Gruppen eingeplant worden, so Siems. Zeitweise habe es nur noch eine einzige Vertretungskraft für sämtliche Einrichtungen von Kita Bremen gegeben, die bei Krankheitsfällen einspringen konnte.
Die neuen Gebäude und die zusätzlichen Fachkräfte, die gebraucht werden, dürften die größten Herausforderungen für Bremen sein. „Wir müssen ausbilden, ausbilden, ausbilden“, sagt Annette Kemp, Sprecherin der Bildungsbehörde. Erzieherinnen, die in Bremen ihre Ausbildung machen, blieben mit hoher Wahrscheinlichkeit danach in der Stadt, so die Sprecherin. Derzeit absolvieren der Behörde zufolge rund 400 angehende Erzieherinnen in Bremen eine Ausbildung und schließen diese im Sommer ab. Hinzu kommen rund 180 angehende sozialpädagogische Assistenzkräfte.
Grundlage für die neue Ausbauplanung der Behörde ist die Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes vom Dezember. Zuletzt gab es einen regelrechten Baby-Boom in Bremen: Sowohl in einheimischen als auch in eingewanderten Familien kamen im Jahr 2016 deutlich mehr Kinder zur Welt.
++ Dieser Text wurde am 05.04.18 um 22.45 Uhr aktualisiert. ++
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