
An fast jedem fünften Verkehrsunfall in Bremen ist 2019 ein über 65-Jähriger beteiligt gewesen. 67 Senioren sind dabei schwer verletzt und fünf getötet worden. In Niedersachsen war jeder Siebte bei einem Unfall Verunglückte ein älterer Mensch. Die Generation 65 gilt dabei aus Sicht von Behörden und Organisationen jedoch nicht als Gefährder, sondern vielmehr als gefährdet. Ein Problem, das sich verschärfen könnte: Wegen des demografischen Wandels nimmt der Anteil dieser Teilnehmer am Straßenverkehr weiter zu. Daher fordern Organisationen wie der Verein Fuß oder die Bremer Seniorenvertretung mehr Sicherheit.
„Es könnte einiges getan werden, um die Verkehrssicherheit für Senioren zu erhöhen“, sagt Michael Breidbach, Sprecher der Seniorenvertretung. Der Fokus müsse „unbedingt“ auf die Belange der älteren Generation gelegt werden. Eine zuständige Person im Verkehrsressort, die sich die Infrastruktur mit dem Senioren-Blick anschaue, wäre sinnvoll, so Breidbach. In Gesprächen mit Behörden und der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) sei einiges erreicht worden. Als Beispiele nennt er barrierefreie Zugänge in Bahnen oder neue Ampeln mit längeren Grün-Phasen.
Laut dem Statistischen Bundesamt war 2019 jeder dritte Mensch, der im Straßenverkehr getötet wurde, über 64 Jahre alt. Besonders hoch fielen die Zahlen bei den Fahrrad- und Fußgängerunfällen aus: Dort gehörten den Angaben zufolge knapp 60 Prozent der 862 Getöteten zur älteren Generation.
„Zugeparkte Gehwege sind ein weitverbreitetes Problem, Gehwege werden als Abstellflächen für Mülleimer, Sperrmüll oder Stelltafeln verwendet“, ergänzt Angelika Schlansky vom Verein Fuß, Gruppe Bremen. „Da muss mehr gemacht werden.“ Um die Sicherheit für Fußgänger im Straßenverkehr zu erhöhen, müsse man das Tempo für andere Verkehrsteilnehmer drosseln. Abgesenkte Borsteine, mehr Zebrastreifen und längere Grünphasen bei Ampeln seien nicht nur für bestimmte Altersgruppen wünschenswert.
Das Bremer Verkehrsressort verweist auf zahlreiche Maßnahmen im Verkehrsentwicklungsplan 2025, die mit Seniorenbeauftragten oder dem Landesbehindertenbeauftragten abgestimmt seien. Dazu gehöre das Reduzieren von aufgesetztem Parken durch Anwohnerparken oder das Begutachten von Ampelphasen nach DIN-Norm, sagt Sprecher Jens Tittmann. Zudem sollen Verkehrsknoten wie der Brill oder die Domsheide umgestaltet werden. „Ziel ist es, Verkehrsströme zu entzerren, um mehr Sicherheit zu schaffen“, so Tittmann. Das sei an Straßen wie Wall, Martinistraße oder Balgebrückstraße geplant. Seit 2020 gebe es einen eigenen Fußverkehrsetat. Dieser ist von 700.000 auf eine Million Euro im Jahr 2021 erhöht worden und soll im Haushalt fortgeschrieben werden.
Zudem habe Bremen vor vielen Seniorenwohnheimen Tempo-30-Zonen eingerichtet, sagt Tittmann. Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) setzt sich als Vorsitzende der Verkehrsministerkonferenz für eine Regelgeschwindigkeit von Tempo 30 innerorts ein. Dem muss auch das Bundesverkehrsministerium zustimmen. Im Bundestag waren die Grünen mit solch einem Vorstoß im September 2020 gescheitert.
Die BSAG hat nach eigenen Angaben Senioren und die Barrierefreiheit beim Kauf der neuen Straßenbahnen „Nordlicht“ im Blick gehabt. Man tausche sich mit dem Forum barrierefreies Bremen aus, sagt BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer. Das Verkehrsunternehmen registriere beispielsweise eine steigende Zahl von Menschen mit Rollator. Für diese gebe es in den neuen Bahnen mehr Platz hinter den Türen.
In der Stadt Bremen kam es 2019 zu 19.630 Verkehrsunfällen, an 4197 waren Senioren beteiligt. Laut Innenressort wurden 405 Menschen der Generation 65 plus bei diesen Unfällen entweder leicht oder schwer verletzt oder getötet. Zahlen für 2020 veröffentlicht die Behörde in Kürze. In Niedersachsen gab es 218.029 Unfälle, bei denen laut Statistischem Bundesamt 5758 Senioren verunglückten. Darunter waren 2808 Auto- und 1852 Fahrradfahrer. Insgesamt gab es in Niedersachsen 42.348 Verunglückte. Wie das Innenministerium weiter mitteilte, starben 2019 bei Unfällen 143 Menschen im Alter über 65 Jahren.
„Grundsätzlich kann man sagen, dass die Gruppe der über 65-Jährigen eher an Verkehrsunfällen mit Sachschäden beteiligt sind“, sagt Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin der Innenbehörde. Ältere Menschen seien deutlich defensiver unterwegs als andere Verkehrsteilnehmer, bestätigt auch sie, und „eher Opfer als Verursachende“.
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