
Auch in Bremen verfolgen Krankenhausapotheker und Ärzte die Meldungen zu Lieferengpässen des Narkosemittels Propofol mit erhöhter Aufmerksamkeit. Es gilt als Standardmittel, das in jedem deutschen Krankenhaus bei kleineren und großen Eingriffen oder auch bei Untersuchungen wie einer Darmspiegelung eingesetzt wird. Die Lieferschwierigkeiten der beiden größten Propofol-Hersteller in Deutschland machten sich im Krankenhausbetrieb derzeit zwar nicht bemerkbar. Ausfälle wären aber „wirklich absolut ärgerlich“, weil das Standard-Narkosemittel deutlich verträglicher für die Patienten sei als Alternativen, betont der Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin im Rotes-Kreuz-Krankenhaus (RKK) in der Bremer Neustadt, Carsten Brummerloh.
Der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker hatte die aktuellen Lieferschwierigkeiten in der Zeitung „Welt“ vor wenigen Tagen als „wirklich sehr dramatisch“ bezeichnet. Erste Kliniken müssten bereits auf andere Narkosemittel ausweichen. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft bezeichnete Propofol wegen der vergleichsweise wenigen Nebenwirkungen als „alternativlos“. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bestätigt auf Nachfrage des WESER-KURIER kurzfristige Lieferverzögerungen, es sei jedoch „zu keinem Zeitpunkt zu einem Lieferabriss gekommen“, so BfArM-Sprecher Maik Pommer. Die vom Bundesamt befragten Pharmafirmen hätten für diesen Monat eine Entspannung der Lage
prognostiziert.
„Die Versorgung der Anästhesie und der Operationssäle ist bei uns nicht gefährdet“, sagt Timo Sczuplinski, Sprecher des Klinikverbunds Gesundheit Nord (Geno), zu dem die Kliniken Bremen-Mitte, -Ost, -Nord und Links der Weser gehören. „Wir erwarten auch in der kommenden Zeit keine Probleme in unseren Krankenhäusern.“ Die Zentralapotheke plane weit im Voraus und halte den Bestand auf einem konstant hohen Level. Der Bestand reiche für mehrere Wochen. Patienten wären durch eine eingeschränkte Verfügbarkeit nicht gefährdet, weil sie theoretisch auch mit anderen Narkosemitteln zuverlässig versorgt werden könnten. Allerdings sei Propofol besonders schonend einsetzbar.
„Es gibt die Möglichkeit, auf ältere Medikamente wie das Barbiturat Thiopental zurückzugreifen. Dieses ist jedoch schwieriger zu dosieren, da der Körper länger braucht, um es abzubauen“, erklärt RKK-Chefarzt Brummerloh. Propofol habe eine kürzere Wirkzeit und könne durch den Einsatz einer Spritzenpumpe bei Eingriffen einerseits für kontinuierlichen Schlaf und andererseits für punktgenaues Erwachen nach der OP sorgen. „Außerdem ist es deutlich verträglicher, es macht weniger Nebenwirkungen und ist besser zu handhaben als Medikamente, die vor seiner Zeit eingesetzt wurden.“
Seit Monaten häufen sich die Meldungen über Lieferengpässe in der Arzneimittelversorgung. Die Folgen bekommen Apotheken und Patienten zunehmend zu spüren: Verordnete Medikamente sind häufig nicht verfügbar, sodass Patienten wirkstoffgleiche Alternativen erhalten (der WESER-KURIER berichtete). Betroffen sind alle möglichen Medikamente, von Schmerzmitteln wie Ibuprofen bis hin zu Antibiotika, Impfstoffen und Krebsmedikamenten. Dem BfArM liegen aktuell rund 260 Meldungen über Lieferengpässe für Humanarzneimittel in Deutschland vor, wie dessen Sprecher mitteilt. Darunter befänden sich über 100 Meldungen zu dem Blutdrucksenker Valsartan. Apothekerverbände und -kammern in Bremen und Niedersachsen machen für diese Entwicklung den Preisdruck auf dem Markt und die Konzentration auf weltweit wenige Hersteller verantwortlich.
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