
Andere Unternehmen haben es vorgemacht, jetzt zieht Nehlsen nach. Das Bremer Recyclingunternehmen stattet 250 Fahrzeuge mit einem Abbiegeassistenten aus. Die technischen Systeme sollen schwere Unfälle mit Radfahrern und Fußgängern vermeiden. „Angesichts der alarmierenden Unfallzahlen sehen wir uns als Unternehmen mit einer großen Fahrzeugflotte in der Verantwortung“, sagt Marcel Johannsen, Leiter des Projektes bei der Nehlsen AG. Mit der Maßnahme sorge man für einen bestmöglichen Schutz der Verkehrsteilnehmer.
Große Transportfahrzeuge haben bei Abbiege- und Wendemanövern eine stark eingeschränkte Sicht. Dadurch sind Fußgänger und Fahrradfahrer besonders gefährdet. 2018 hatte es in Bremen mehrere Unfälle gegeben, bei denen Busse oder Lkw Personen schwer verletzten. Im April 2018 ist eine Frau an den Folgen eines solchen Unfalls verstorben.
Nach Angaben des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sind rechtsabbiegende Lkw Hauptverursacher von tödlichen Radunfällen. Das soll sich durch Abbiegeassistenten ändern. Über Sensoren und Kameras erkennen die Systeme Personen im toten Winkel. Sie geben dann ein akustisches oder optisches Signal, das den Fahrer auf den Radfahrer oder Fußgänger hinweist. Während solche elektronischen Systeme ab dem Jahr 2022 für neue Lkw-Typen und spätestens ab 2024 für alle weiteren Neufahrzeuge verpflichtend sind, will Nehlsen jetzt selbst vorangehen.
Bislang sind laut dem Unternehmen 90 Fahrzeuge ausgestattet, die in der kommunalen und gewerblichen Müllabfuhr eingesetzt werden. Dabei handelt es sich um firmeneigene Wagen sowie die der Tochterfirma Abfalllogistik Bremen GmbH, an der Nehlsen zu 50,1 Prozent beteiligt ist. Geplant sei, weitere 40 Fahrzeuge in Bremen auszurüsten, 250 sollen es an allen Standorten der Firma werden. Insgesamt investiert Nehlsen nach eigenen Angaben etwa 300.000 Euro, also etwa 1200 Euro pro Gefährt. Die Firma beschäftigt in Bremen 870 Mitarbeiter.
„Die Rückmeldungen unserer Kraftfahrer, die mit dem neuen System erste Erfahrungen gesammelt haben, sind durchweg positiv“, sagt Johannsen. Die besseren Arbeitsbedingungen würden ihnen ein sicheres Gefühl im Straßenverkehr geben und reduzierten den Stresspegel. Bis 2021 soll die Ausstattung der Lastwagen, die drei oder mehr Achsen besitzen, abgeschlossen sein.
Auch die städtische Lkw-Flotte soll mit Assistenten versehen werden. Das hatte der frühere rot-grüne Senat und im Februar 2019 dann die Bürgerschaft beschlossen. Nach Angaben der Verkehrsbehörde sind die Bremer Stadtreinigung und die Straßenreinigung am weitesten: Alle relevanten Fahrzeuge seien mit dem System ausgerüstet. Auch bei der Abfalllogistik Bremen seien fast alle Müllwagen soweit. „Wir setzen uns im Bund aber weiterhin dafür ein, dass die Abbiegeassistenten zur Pflicht werden“, sagt Behördensprecher Jens Tittmann. Der Vorschlag, dass Kommunen Sicherheitszonen einrichten können, in denen nur Lkw mit Abbiegeassistenten fahren dürfen, ist bei der Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) nicht berücksichtigt worden.
Bei der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) hat noch keiner der gut 220 Busse den Assistenten. Allerdings gehen im Frühjahr 43 neue Busse mit dem System in den Betrieb, wie BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer sagt. Eine Nachrüstung der vorhandenen Fahrzeuge ziehe das Unternehmen derzeit nicht in Betracht: Tests hätten nicht überzeugt und die Kosten seien zu hoch. Zudem seien Busse nicht mit Lkw vergleichbar, weil sie seitlich eine Glasfront und mehrere Spiegel besitzen. Und: Es habe in den vergangenen Jahren keinen schweren Abbiegeunfall mit einem Bus gegeben, so Meyer. Der Abwasserentsorger Hansewasser hatte kürzlich vermeldet, seine komplette Lkw-Flotte (22 Wagen) mit dem System ausgestattet zu haben.
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