
Die Zukunft des Bremer Musical Theaters ist vorerst gesichert. Zum Jahreswechsel übernimmt mit dem Veranstalter Jörn Meyer ein neuer Betreiber das Haus am Richtweg. Meyer hat mit dem Immobilieneigentümer Rolf Specht einen Vertrag abgeschlossen, dessen Dauer bis zum April 2023 reicht. Specht sieht in dieser Zeitspanne eine Art Bewährungsfrist für den Unterhaltungsstandort.
Sollte sich das Musical Theater wirtschaftlich nicht endgültig etablieren, könnten Neubaupläne wieder aufleben. Anfang des Jahres hatte Specht Überlegungen angestellt, das Gebäude abzureißen und dort einen Komplex mit etwa 100 Wohnungen zu errichten. Dass es hierzu nicht kommt, ist das erklärte Ziel des neuen Betreibers. Jörn Meyer verfügt über langjährige Erfahrung im Veranstaltungsgeschäft.
Zuletzt war er Mitglied der Geschäftsführung der Mannheimer BB Group, deren Tochter BB Promotion im Musical- und Konzertgeschäft tätig ist. Meyer stieg auf eigenen Wunsch aus, um auf selbstständiger Basis das Haus am Richtweg zu übernehmen. „Als ich noch bei BB war, haben wir uns schon für das Musicaltheater interessiert, aber für die Unternehmensgruppe wäre es kein Einstiegsobjekt gewesen“, sagt der 44-Jährige.
Er sei überzeugt, das Musical Theater wirtschaftlich so solide führen zu können, „dass es kein kurzes Abenteuer wird“. Jörn Meyer tritt in der Spielstätte die Nachfolge der Düsseldorfer Agentur „Mehr! Entertainment“ an. Mit ihr hatte sich Rolf Specht nicht über eine Fortsetzung des Betreibervertrages einigen können.
Erstes Event ist die Tanzshow "Ballet Revolucion"
Meyer steht nun vor der Aufgabe, mit wenigen Monaten Vorlauf ein Programm für das erste Halbjahr 2018 aus dem Boden stampfen zu müssen. In welchem Maße das gelingt, wird sich zeigen. Für Februar ist als erstes Event unter Meyers Ägide die Tanzshow „Ballet Revolucion“ angekündigt. Seine Visitenkarte werde aber wohl eher die Spielzeit 2018/19 sein.
„Daran kann und muss ich mich messen lassen“, so Meyer. Zum künftigen inhaltlichen Profil des Musical Theaters ist dem neuen Betreiber noch nicht viel zu entlocken. Wofür er aber von Anfang an sorgen will, ist eine einheitlichere Außendarstellung des Theaters. In der Vergangenheit hätten die einzelnen Veranstalter die Kommunikation ihrer Programme und Gastspiele überwiegend selbst übernommen.
Diese Aufgabe wolle er in seiner Hand bündeln, kündigt Meyer an. Der bisherige Betreiber „Mehr! Entertainment“ verlässt Bremen nach den Worten seines Geschäftsführers Maik Klockow „erhobenen Hauptes“. „Wir haben hier über die Jahre sowohl die Veranstaltungsdichte als auch die Besucherzahlen steigern können“, hält Klockow fest.
Auflösung eines Vertrags bestätigt
Zu den Konditionen, die ihm von Rolf Specht zu Jahresbeginn für die Zeit ab 2018 angeboten wurden, sei ein wirtschaftlicher Betrieb jedoch nicht denkbar gewesen. „Wenn Herr Meyer das als Einzelkämpfer schafft – Chapeau“, sagt der scheidende Betreiber mit unverkennbar sarkastischem Unterton.
Rolf Specht will sich zu den Differenzen mit „Mehr! Entertainment“ nicht mehr äußern. Er bestätigt lediglich, dass in der vergangenen Woche ein Vertrag mit den Düsseldorfern aufgelöst wurde, der eine Strafzahlung für den Fall vorsah, dass binnen zwei Jahren nach dem Ausstieg von „Mehr!“ ein anderer Betreiber aus der gleichen Branche das Haus bewirtschaftet.
Specht hofft, dass das Musical Theater unter der Leitung von Jörn Meyer den Zuspruch findet, den es verdient: „Es haben so viele Leute gesagt und geschrieben: Bremen braucht ein Musicaltheater. Man kann nur hoffen, dass diese Menschen jetzt auch kommen.“ Der Bremer Konzertveranstalter Jan Trautmann ist erleichtert, dass es eine Anschlusslösung für die Zeit nach "Mehr! Entertainment" gibt.
Zuschauer aus ganz Deutschland
Trautmanns Agentur "Bremen events & concerts" hatte in der Vergangenheit viel beachtete und gut besuchte Gastspiele internationaler Künstler im Musical Theater arrangiert, darunter Tom Jones, Anastacia und Michael Bolton. "Ich hätte es fast tragisch gefunden, wenn es dort nicht weitergegangen wäre", sagt Trautmann. Er ist überzeugt, dass ein wirtschaftlicher Betrieb der Spielstätte möglich ist, wenn es dort ein attraktives Angebot gibt.
Bei den genannten Beispielen habe der Einzugsbereich weit über Bremen hinausgereicht. Als im Juli die britische Achtzigerjahr-Kultband "Marillion" am Richtweg gastierte, sei nur etwa die Hälfte der Ticketverkäufe auf Bremer Postleitzahlen entfallen. "Der Rest kam aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland", weiß Trautmann. Er hoffe, mit Jörn Meyer an diese Erfolge anknüpfen zu können.
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