
Manchmal muss sein, was eigentlich nicht sein darf: Wenn der Eispanzer auf Straßen und Wegen mechanisch nicht zu durchdringen ist oder gefährliches Blitzeis schnelles Eingreifen erfordert, kommt Streusalz zum Einsatz. Weitestgehend bleibt dies aber die Wahl der Profis. Das sind Winterdienste, die von privaten Anliegern engagiert werden können, und, allen voran, die Einsatzkräfte der Bremer Stadtreinigung (DBS), die den Winterdienst für die meisten Straßen der Stadt übernimmt und auf Hauptstrecken, Brücken und an Gefahrenstellen grundsätzlich Salz einsetzt.
„Der Schutz der Umwelt wurde auch beim Straßenwinterdienst zu Verpflichtung“, sagt DBS-Sprecherin Antje von Horn. Es gelte „die Maxime: So viel Salz wie nötig, so wenig wie möglich“. Wichtige Verbesserungen hätten bereits mit der Entwicklung der sogenannten Feuchtsalztechnologie und geschwindigkeitsabhängiger Streutechniken, einer verbesserten Straßenwetter-Beobachtung und -Prognose Einzug gehalten.
Ohne die Menge zu beziffern, geht Antje von Horn davon aus, dass an den vergangenen beiden Wochenenden „etwa der halbe Jahresbedarf an Salz eines durchschnittlichen Winters auf die Straßen“ gebracht worden sei. Für Vorrat sei ohnedies gesorgt. In der Juiststraße und in Bremen-Nord könnten die Salzlager schnell mit Nachschub aus einem Außenlager gefüllt werden. Sollte es wider Erwarten einmal knapp werden, sei die Versorgung auch während der Saison gesichert: Bei Bedarf könnten „zusätzliche Kontingente zu einem vorab ausgehandelten, vertraglich festgelegten Preis abgerufen“ werden. „Zudem sind vier Silos mit jeweils 45 Kubikmetern Sand gefüllt.“
Privatleute, die ohne Streutechnologie auskommen müssen, sind gleichwohl verpflichtet, den Gehweg vor ihrem Haus begehbar zu halten. Genau genommen dürfen sie außer Schneeschaufel und Besen nur Sand und Split benutzen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Das Bremische Landesstraßengesetz regelt, dass „Salze und salzhaltige Streumittel nur in geringen Mengen und nur bei Glatteis sowie zum Auftauen festgetretener Eis- und Schneerückstände gestreut werden“ dürfen. „Bei Straßen, in denen Bäume stehen oder die auf anliegende begrünte oder baumbestandene Grundstücke entwässern, dürfen Salze oder salzhaltige Streumittel nicht verwendet werden.“
Dennoch ist Auftausalz, wie die Handelsbezeichnung lautet, in nahezu jedem Supermarkt zu haben. Und das offenbar nicht nur für den besagten Notfall. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) geht davon aus, „dass jährlich durchschnittlich 1,5 Millionen Tonnen Streusalz auf deutschen Straßen und Wegen“ landen. Ein Drittel davon werde durch private Haushalte ausgebracht. Zum ökologischen und volkswirtschaftlichen Nachteil, denn: So hilfreich es bei der Unfallverhütung auch sein, richtet Salz auch Schäden an. Das Umweltbundesamt (UBA) zählt unter anderem Verätzungen an Pflanzen zu den Folgen.
„Noch entscheidender“ ist für das Umweltbundesamt: „Das mit dem Schmelzwasser versickerte Streusalz kann sich in Straßenrandböden über viele Jahre anreichern. Schäden an der Vegetation zeigen sich daher oft erst zeitverzögert. Bei einem überhöhten Salzgehalt im Boden werden wichtige Nährstoffe verstärkt ausgewaschen und die Aufnahme von Nährstoffen und Wasser durch die Pflanzen erschwert“, so das Umweltbundesamt. Salzhaltiges Schmelzwasser verursache außerdem Korrosionsschäden an Betonbauten und Fahrzeugen und strapaziere Schuhe und Kleidung. Das Salz gelange nicht nur in Böden, sondern auch ins Grundwasser.
Je mehr, desto gefährlicher –wie bei der Ernährung. Ob Auftau- oder Tafelsalz, beides ist Natriumchlorid, erklärt Drogistin Ursula Willnow aus der Kilia-Drogerie im Steintor. Das Streumittel „ist ein Abraumsalz, das ist gröber und nicht gereinigt“. Folglich ist es nicht zum Verzehr geeignet und kann Hunden, die im Schnee tollen, auf den Magen schlagen. Bei Kunden werde auf Wunsch ganz auf eine Salzbeimischung im Streugut verzichtet, sagt Bianca Reinhard, Geschäftsführerin der Bremer Bürgersteigreinigung. Dann werde Granulat aus Blähton oder Quarzsand eingesetzt.
Hundebesitzern rät Tierärztin Beate Philipp dazu, gestreute Routen zu meiden. „Hunde laufen ja unheimlich gerne im Schnee.“ Von Salz geschundene, wunde Hundepfoten sollten nach dem Gassigehen in lauwarmem Wasser gebadet und sorgfältig abgetrocknet werden. „Salz ätzt die Haut zwischen den Ballen kaputt, und sie entzündet sich“, berichtet Beate Philipp aus ihrer Neustädter Praxis. „Auch vereiste Klümpchen zwischen den Pfotenballen können gefährlich werden und sollten entfernt werden.“
Aber nicht nur Hunde leiden unter dem winterlichen Wetter. „Auch Katzen leben gefährlich“, sagt die Tierärztin. Die selbstbewussten Kletterer seien nicht daran gewöhnt, dass manche Passage zu glatt, mancher Sims eine Rutschbahn ist, und laufen Gefahr abzustürzen. „Zum Beispiel auf vereisten Ästen.“
Feuchtsalz auf Bremer Straßen
Ein Gemisch aus Auftausalz und Sole, das unmittelbar vor dem Ausbringen am Streufahrzeug hergestellt wird, hat nach Darstellung der Bremer Stadtreinigung (DBS) große Vorteile: Feuchtes Salz sei sehr viel sparsamer in der Anwendung und verwehe nicht, es „ermöglicht größere Streubreiten, haftet auf reif- und eisglatter Fahrbahn besser als Trockensalz, setzt dazu den Auftauprozess schneller in Gang und hält die Straßen länger eisfrei“, erläutert DBS-Sprecherin Antje von Horn.
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