
Ein Schwachhauser wird durchschnittlich fast 81 Jahre alt, ein Gröpelinger dagegen erlebt statistisch gesehen seinen 73. Geburtstag nicht mehr. Bei jedem dritten Kind aus Bremer Familien mit niedrigem Einkommen, das zeigen die Schuleingangsuntersuchungen, werden Vorerkrankungen diagnostiziert. 17 Prozent von ihnen benötigen schon vor dem ersten Schultag eine motorische, medizinische oder psychosoziale Therapie.
Zahlen wie diese sind nicht neu. Dass Armut krank macht und Krankheit arm, ist bekannt. Das Problem: Bremen fehlt es nach Ansicht der Akteure der 3. Armutskonferenz an einer Gesamtstrategie, um den Teufelskreis, der durch die Wechselwirkung entsteht, zu durchbrechen. Deshalb widmet sich die dritte Auflage der Konferenz dem Zusammenhang zwischen sozialer Lage und gesundheitlichem Risiko. Am Dienstag, 27. Februar, diskutieren 200 Teilnehmer, darunter Gesundheitsexperten und Quartiersmanager im Bürgerzentrum Neue Vahr. Wolfgang Luz, Sprecher der Armutskonferenz: „Die Schere zwischen Arm und Reich in Bremen geht immer weiter auseinander. Wir widmen uns Fragen wie der, was soziale Ungleichheit mit Gesundheit zu tun hat.“
Inge Danielzick vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt ergänzt: „Das Thema 'Armut macht krank, und Krankheit macht arm' betrifft alle – vom Säugling bis zum Greis.“ Denn Armut werde nicht nur „vererbt“. Oft sei es auch so, dass sie „erworben“ wird, zum Beispiel durch Arbeitslosigkeit und hohe Kosten als Folgen einer schweren Erkrankung. Auch strukturelle Nachteile könnten sich indirekt negativ auf die Gesundheit auswirken, sagen die Experten. Beispielsweise gebe es in Tenever – dort leben über 2000 Kinder unter 15 Jahren – weder einen Kinderarzt noch einen Supermarkt.
„Wir dürfen nicht nur gucken, wo die Krankheiten sind. Wir sollten die Lebenswelten von Menschen so gestalten, dass sie sich wohlfühlen und gesund aufwachsen können. In Bremen arbeiten die Politikfelder nebeneinander her. Wir müssen das Thema Gesundheit aber gemeinsam denken. Es braucht eine kommunale Gesamtstrategie, die sich an den verschiedenen Lebensphasen orientiert“, sagt Nicole Tempel von der Landesvereinigung für Gesundheit. Man sehe dafür nicht nur Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt (SPD) in der Pflicht, etwas zu tun, sondern alle anderen Ressorts.
Besser aufgestellt sind laut Tempel Niedersachsen und Hamburg. Niedersachsen habe mit den „Präventionsketten“ in 43 Kommunen eine ressortübergreifende Struktur geschaffen, um Hilfebedarf und Angebote für Kinder und Familien in allen Lebensphasen zu analysieren und zu koordinieren. In Hamburg gebe es mit dem „Pakt für Prävention“ eine Gesamtkonferenz, auf der Maßnahmen und Schwerpunktthemen für die einzelnen Stadtteile entwickelt werden. Tempel: „In Bremen haben wir gute Ansätze, aber eben auch eine Zersplitterung. Viele der Projekte sind finanziell nicht ausreichend abgesichert. Außerdem fehlt eine Evaluation.“
Neben einer Evaluation von Bedarf und Angebot fehlt es aus Sicht der Initiatoren der Konferenz, darunter der Paritätische Wohlfahrtsverband, auch insgesamt an aktuellen Daten. Das bemängelt auch die Fraktion der Linken. „Nur mit einer Beurteilung der gesundheitlichen Lage kann eine bedarfsgerechte medizinische Versorgungsplanung erstellt werden“, heißt es in ihrem Antrag. Die Linken fordern vom Senat, alle vier Jahre einen Bericht zur kommunalen Gesundheit vorzulegen.
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