
8347 Bremerinnen und Bremer befanden sich Ende der vergangenen Woche in Quarantäne. Das heißt für die meisten dieser Menschen: Isolierung in der eigenen Wohnung. Aber was tun, wenn dafür kein Platz ist, weil die Räume zu klein sind und die Zahl der Mitbewohner zu groß ist? In Bremen kennt man dieses Problem vor allem in Stadtteilen wie Tenever, Gröpelingen oder Huchting. Die Zahl der positiv getesteten Menschen ist hier höher als anderswo in der Stadt. Die beengte Wohnsituation gilt als eine Erklärung.
Das Phänomen, dass die Infiziertenzahlen im Stadtgebiet ungleichmäßig verteilt sind, kennen auch andere Großstädte. Zum Beispiel Berlin: Die rot-rot-grüne Landesregierung in der Hauptstadt plant deshalb, 500 Zimmer in Hotels zu mieten, um Menschen, die Möglichkeit zu geben, sich dort abzuschotten. „So können wir Infektionsketten unterbrechen“, sagt Vize-Regierungschef Klaus Lederer von der Linken. Auch die SPD in Schleswig-Holstein hat diese Idee inzwischen für ihr Bundesland ins Spiel gebracht.
Und Bremen? „Das klingt zunächst einmal ganz attraktiv“, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher des Bremer Gesundheitsressorts, „aber es stellen sich auch sehr viele Fragen. Um nur ein paar zu nennen: Wer ist berechtigt? Wie wird die Berechtigung überprüft? Wer verteilt die Zimmer? Wie werden die Leistungen abgerechnet? Und mit wem?“ Berlin hat auf einige dieser Fragen schon Antworten gefunden. Zahlen soll der Bund. Verteilen soll das Gesundheitsamt. Und berechtigt sein sollen diejenigen, die in großen Familien und zu kleinen Wohnungen leben beziehungsweise gar keine Wohnung haben.
Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund unterstützt die Idee von der Quarantäne im Hotelzimmer. „Beengte Wohnverhältnisse gefährden den Erfolg der Quarantäne“, sagt die Vorsitzende Susanne Johna. Voraussetzung für das Angebot aus Sicht der Mediziner: Die Menschen müssen freiwillig ins Hotel wollen, und sie dürfen keine oder nur schwache Symptome zeigen.
„Die Grundidee klingt nett“, sagt Detlef Pauls, der unter anderem das Hotel Munte am Stadtwald besitzt und Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands für Bremen ist, „die Hotels würden sich freuen, wenn wieder mehr Zimmer belegt wären. Wir wollen lieber arbeiten als alimentiert zu werden.“
Auch Pauls sieht viele offene Fragen: „Wie funktioniert der Check-In? Wie läuft die Verpflegung? Was bedeutet das für meine Mitarbeiter? Ich kann sie ja schlecht den ganzen Tag in Schutzkleidung arbeiten lassen.“ Außerdem muss er auch an seine gesunden Gäste denken. Pauls fragt ganz direkt: „Würden Sie in ein Hotel gehen, in dem auch Gäste untergebracht sind, die in Quarantäne sind?“
Das AWA-Hotel in München hat diesen Schritt gewagt. Dort sind einzelne Flure für Quarantäne-Gäste reserviert. Der Schlüssel zum Check-In liegt im Safe. Die Absprachen werden telefonisch getroffen. Das Essen wird vor die Tür gestellt, und der Fahrstuhl wird jede Stunde desinfiziert.
Die Nachfrage bisher sei sehr mäßig, teilt Hotel-Managerin Anita Wandinger dem WESER-KURIER auf Anfrage mit: „Wir hatten seit April insgesamt vier positiv getestete Personen wissentlich im Haus, aktuell ist es eine. Was wir jedoch öfter haben, sind Reiserückkehrer, die bei uns auf ihr negatives Ergebnis warten, Risiko-Berufsgruppen, die lieber bei uns wohnen als bei ihren Familien, und diejenigen, die nicht mehr in ihr Zuhause können, weil dort ein Infizierter in Quarantäne sitzt.“ Für Wandinger steht deshalb fest: „Wir bieten das Angebot weiterhin an."
Die allermeisten Bremerinnen und Bremer in Quarantäne scheinen sich an die Auflagen zu halten. „Wir treffen zwischen 80 und 90 Prozent der Menschen zu Hause an“, sagt Dirk Siemering, der zu den 30 Mitarbeitern des Ordnungsamtes gehört, die täglich Besuche vor Ort durchführen. Zwischen 500 und 700 solcher Kontrollen sind es täglich, zur Hochphase der Infektionszahlen waren es bis zu 1000. Bei Verstößen gegen die Quarantäneauflagen können Bußgelder in Höhe von 400 bis 4000 Euro verhängt werden. Genaue Zahlen kann die Innenbehörde nicht liefern, da die Statistik nicht zwischen einzelnen Arten von Verstößen gegen die Corona-Maßnahmen differenziert.
Für Aufsehen hatte jüngst ein Arzt gesorgt, der trotz Quarantäneaufforderung gearbeitet hatte. Das Ordnungsamt hatte daraufhin die Praxis geschlossen. Nun trafen sich Gesundheitsbehörde und Kassenärztliche Vereinigung (KVHB), um den Fall aufzuarbeiten. Die KVHB hält die Schließung weiterhin für überzogen, weil der Arzt nur Kontaktperson und nicht positiv getestet war. Die KVHB fürchtet Engpässe in der ärztlichen Versorgung. „Wir sind sehr beunruhigt, was die Grippesaison im Januar und Februar angeht“, sagt Sprecher Christoph Fox. Die Gesundheitsbehörde bleibt bei ihrer Position, weist aber darauf hin, dass Betroffene in Quarantäne einen Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung beim Gesundheitsamt stellen können. „Das wird dann im Einzelfall geprüft“, sagt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Behörde. In einigen Fällen sei es daraufhin Kontaktpersonen unter strengen Auflagen erlaubt worden, zur Arbeit zu gehen.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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Konsequent schließen, diese Krankenhäuser.
Ach, und die Altenheime auch. ...