
Ein prominentes Stück Innenstadt wechselt den Besitzer: Die Allianz hat das Bremer Carree verkauft. Das gab Unternehmenssprecher Roland Deger auf Anfrage bekannt. Der Vertrag ist am vergangenen Freitag unterzeichnet worden. Wer der neue Eigentümer ist und wie hoch der Preis für die Immobilie liegt, dazu gab er allerdings keine Auskunft: „Darüber wurde Stillschweigen vereinbart.“
Der Verkauf kommt nicht unerwartet. Gerüchte kündigten ihn bereits an. Jan-Peter Halves, Geschäftsführer der Bremer City-Initiative, hat davon gehört. „Die Aussage der Allianz war, dass sie im Juni verkaufen will.“ Halves macht der Besitzerwechsel Hoffnung, das sei ein gutes Zeichen. Seit vielen Jahren nämlich gibt es im Bremer Carree ein Problem mit Leerstand.
Große Investoren wie die Allianz Real Estate interessiere es nicht unbedingt, was das im kleinen Bremen für Auswirkungen habe. „Ein neuer Eigentümer hat sicherlich neue Ideen.“ Der Zeitpunkt des Verkaufs ist interessant, denn direkter Nachbar des Carrees ist der Lloydhof.
Vor Kurzem endete die Frist, bis zu der sich Investoren um ihn bewerben konnten. Das höchste Gebot bekommt den Zuschlag für das Gebäude. Fristende und Vertragsabschluss – die Nähe der Ereignisse lässt die Vermutung zu, dass ein und derselbe Investor Lloydhof und Bremer Carree kaufen will und größere Pläne hat.
Zum Ende des Jahres werde der neue Eigentümer das Gebäude wahrscheinlich übernehmen, sagt Deger. Für die Mieter, Rossmann, L`Tur, Calida, Lush, Bijou Brigitte, die Optikerin Doris Winter, Jas Forwarding, Berlitz und den mit 3800 Quadratmeter Fläche größten Mieter H&M ändere sich zunächst nichts. Offen ist jedoch, wie lange die Mietverträge noch gelten. Dazu äußert sich die Allianz nicht.
3000 Quadratmeter Leerstand
Insgesamt hat das 1988 errichtete Gebäude mehr als 12.000 Quadratmeter Fläche: 7800 entfallen auf den Einzelhandel, 3900 auf Büros. Derzeit sind 3000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche über drei Ebenen nicht vermietet. Der Leerstand kam in das Bremer Carree, als das große Modehaus H.W. Meyer Ende 2012 auszog.
Die Scheiben des Geschäfts zur Papenstraße blieben lange verklebt. Der Italiener "Tano" verließ das Gebäude ebenfalls. Dann konnte die Allianz einen Coup landen: Die Drogeriekette Rossmann bezog neue Verkaufsflächen, die Modekette H&M verdreifachte ihre. Am Ansgarikirchhof ist jedoch nicht viel passiert. Wer versucht, in die toten Schaufenster zu sehen, dem verwehren Pressholzplatten einen tieferen Einblick.
Rohre ragen aus dem Boden, eine Staubschicht liegt in den Fensterbänken. Die City-Initiative versucht, den Leerstand so gut es geht zu nutzen und hat entlang der Fensterfront Werbeplakate für den „Bremer Geschenkgutschein“ angeklebt. Der Platz zwischen Handwerkskammer und Carree ist eigentlich sommerlich belebt: Menschen an den bunten Tischen, unter den Sonnenschirmen, in den Strandliegen, Kinder buddeln in den Sandkästen.
Spuren einer Baustelle
Die jährliche Begrünung der Innenstadt zieht Publikum an. In Hochbeeten gedeihen auf dem Hanseatenhof Hopfen und Grünkohl. Doch gleich daneben Leere – und weihnachtliche Stimmung: Im Eckladen ist der Schriftzug für den Weihnachtsmarkt aufgestellt. „Ansgarikirchhof“ leuchtet im Leerstand.
In der Obernstraße schauen nur ab und an Passanten in die leeren Fenster. Fußspuren im Staub sind dort auf dem Boden eines ehemaligen Geschäfts zu sehen, Spuren einer Baustelle. Irgendwann setzt Gewöhnung ein. Niemand wunderte sich mehr, dass es hier in 1-a-Lage Leerstand gibt.
Der zeigt sich überall. Viele Klingelschilder und Briefkästen am Eingang sind nicht belegt. Neun Halterungen, an denen normalerweise Ladenschilder angebracht sind, funktionslos. Bei Calida, H&M und Bijou Brigitte zieht der Schlussverkauf dagegen die Kunden. Eine Schlange bildet sich an den Kassen von Rossmann.
Interessant für die Innenstadt
Vom Hanseatenhof aus gesehen wirken viele Büros unbelebt. Eine Orchidee steht im zweiten Stock verloren an einem der Fenster. Fast die Hälfte der Büros steht tatsächlich leer: etwa 1700 Quadratmeter. Derzeit soll jedoch ein Vertragsabschluss für 400 Quadratmeter in den letzten Zügen sein.
Viele Jahre habe man versucht, neue Mieter zu finden. „Uns war sehr daran gelegen„, so der Allianz-Sprecher. “Wir haben viele Verhandlungen geführt und waren öfter dicht dran.“ Doch Kritik gab es hier und da, dass die Mieten zu hoch seien. Jan-Peter Halves hat von mindestens vier Unternehmen gehört, die ins Carree wollten, sie wären interessant für die Innenstadt gewesen.
Doch am Ende habe die Allianz vermutlich einen Preis aufgerufen, auf den sie sich nicht einigen wollten. Die Räume könnten nicht das Problem sein: „Das Bremer Carree hat alles, was man haben will.“ Deger widerspricht: „Die Höhe der Miete ist marktüblich.“
Keine Entscheidung gegen Bremen
Zudem spiele bei der Vermietung auch die Geschäftspolitik eine Rolle. Der Verkauf des Carrees sei dabei keineswegs eine Entscheidung gegen Bremen, wo der Investor mittlerweile gar keine Immobilie mehr besitzt. Das 1992 gekaufte Objekt passe einfach nicht mehr in die Strategie der Allianz Real Estate. „Wir wollen uns auf die großen Städte konzentrieren, auf Gebäude ab einem Wert von 50 Millionen Euro.“
Frankfurt, München, Düsseldorf, Berlin, Köln oder Hamburg stünden im Fokus, nicht Hannover, Stuttgart oder Bremen. Für die Allianz sei wichtig, dass das Objekt eine attraktive Rendite für das Unternehmen abwerfe. Halves hofft nun auf einen Eigentümer, den auch die Entwicklung der Stadt interessiert. „Das ist eine Riesenchance. Da gibt es richtig Bewegung.“ Das Ansgariviertel habe das Potenzial zu einer Toplage.
Ob Bahnhof, Marktplatz, Weserstadion oder Schlachte: Das Bremer Stadtbild hat sich im Laufe der Zeit erheblich verändert. Wir berichten über vergessene Bauten, alte Geschichten und historische Ereignisse.
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