
Debora Schallhorn hat Routine. Als Erstes führt sie das lange Stäbchen in den Mund ein, weit bis in den Rachen. Zwei-, dreimal bewegt sie das Ende mit dem Aufsatz an der Schleimhaut entlang. Dann das gleiche Prozedere in der Nase. „Für manche ist das unangenehm, verständlich, aber das ist schnell vorbei“, sagt die Mitarbeiterin des Deutschen Roten Kreuz (DRK). Zur Routine ist der Corona-Abstrich inzwischen auch für Sabrina Blome geworden. Sie arbeitet als Servicekraft im Stadtteilhaus St. Remberti der Bremer Heimstiftung. Regelmäßig werden sie und ihre Kollegen auf Sars-CoV-2 getestet.
Seit dem 21. Dezember ist das in der Corona-Verordnung des Landes Bremen geregelt. Beschäftigte unter anderem in Einrichtungen der Altenpflege müssen sich demnach mindestens zweimal pro Woche einem Antigentest unterziehen. Das betrifft nicht nur Pflegekräfte, sondern auch die Mitarbeiter in sogenannten pflegefernen Bereichen – also etwa der Hauswirtschaft, Betreuung oder Verwaltung. Allein in den Pflegeheimen sind das laut der Sozialbehörde etwa 6400 Beschäftigte – ein organisatorischer und personeller Kraftakt, den viele Einrichtungen aus dem Stand und vor allem aus eigenen Ressourcen nicht leisten können. Das Personal muss für die Entnahme der Proben speziell geschult sein.
Seit gut vier Wochen unterstützen der DRK-Kreisverband und die Bremische Schwesternschaft des Roten Kreuzes die Pflegeheime, wenn dies gewünscht ist. Dazu gehören auch Einrichtungen der Eingliederungshilfe. „Wir sind täglich mit drei mobilen Teams, denen zwei Mitarbeiter angehören, unterwegs“, sagt DRK-Bereichsleiter Peter Zeugträger. „Zurzeit betreuen wir 13 Standorte im Stadtgebiet, die Zusammenarbeit läuft hervorragend.“ Etwa 1600 Testungen sind bislang zusammengekommen, für nächste Woche sind laut der Sozialbehörde knapp 400 weitere angemeldet.
Jedes der zweiköpfigen Teams sei in der Lage, bis zu 100 Abstriche am Tag vorzunehmen. Die Tests werden von den Pflegekassen finanziert, die Kosten der Mobilteams trägt das Sozialressort unter Beteiligung der Einrichtungen. Sie bekommen laut Behördensprecher Bernd Schneider die Kosten in Form von neun Euro Personalkosten pro Testung von den Kassen erstattet.
Christina Middelberg ist „heilfroh“ über die Unterstützung durch die DRK-Teams. Die Leiterin des Stadtteilhauses steht mit einer Liste vor dem Raum, in dem Sabrina Blome noch auf ihr Ergebnis wartet. „Das war vorher unser Konferenzraum, jetzt laufen hier alle Testungen.“ Takt und Abstrich-Termine gibt der Dienstplan vor, die Pflegekräfte arbeiten in unterschiedlichen Schichten. „Insofern haben wir täglich Testungen“, sagt die Hausleiterin. Bislang sei nicht ein positiver Fall darunter gewesen. Wer im Dienst und als Nächstes an der Reihe ist, wird übers Diensthandy angerufen. Etwa im Viertelstundentakt geht es voran. Solange dauert es im Schnitt, bis das Testergebnis da ist.
Die Unterstützung durch die DRK-Helfer ist zunächst bis zum 31. Juli befristet. „Wenn dann weiter Bedarf besteht, wird auch verlängert“, sagt Behördensprecher Schneider. Niemand wisse, wie sich die Pandemie-Lage weiter entwickle, zumal sich auch die ansteckenderen Virusvarianten ausbreiteten. Die Bedeutung der Tests werde eher noch zunehmen, auch durch die neu geschaffenen Möglichkeiten von Selbsttests.
Die mobilen Test-Teams des DRK stünden bereit, sagt Bereichsleiter Zeugträger. „Wir haben das geschulte Personal und die Routine.“ Nicht alle Einrichtungen griffen auf die Unterstützung zurück, aber für diejenigen, die das Angebot nutzten, sei es eine „unglaubliche Erleichterung“, sagt Sozialsenatorin Anja Stahmann (Grüne). Die Unterstützung durch das DRK und die Schwesternschaft des Roten Kreuzes habe nicht nur den praktischen Nutzen, dass sie das Personal in den Einrichtungen entlaste. „Sie ist auch ein Signal an die Beschäftigten und an die Bewohnerinnen und Bewohner, dass wir sie nicht allein lassen und uns auf allen Ebenen um Unterstützung bemühen.“
Das Testergebnis von Sabrina Blome ist nach gut einer Viertelstunde da. Ein einziger Strich ist an der richtigen Stelle zu sehen. „Das heißt: Das Ergebnis ist negativ, kein Corona-Nachweis“, erklärt die DRK-Mitarbeiterin.
Testungen verpflichtend
Gegen regelmäßige Corona-Tests hat Sandra Siggelkow nichts einzuwenden. Die Geschäftsführerin des Montessori-Kinderhauses im Viertel ist aber der Ansicht, es gebe keine Rechtsgrundlage dafür, Kita-Beschäftigte einmal wöchentlich zu Tests zu verpflichten. „Nur in der Kommunikation wird so getan, als seien die Tests zwangsverpflichtend“, sagt Siggelkow. Dem widerspricht die Bildungsbehörde mit Hinweis auf den Senatsbeschluss vom 16. Februar. „Das ist die Rechtsgrundlage“, sagt Ressortsprecherin Annette Kemp. „Für alle Kita-Mitarbeitenden gilt die Pflicht zu regelmäßigen Testungen.“
Ebenso tritt die Bildungsbehörde Befürchtungen entgegen, Kita-Beschäftigte könnten künftig bei den Tests zur Kasse gebeten werden. „Die Beschäftigten müssen keinen Test selbst zahlen. Sie können immer ins MVZ“, sagt Kemp. Den Beschäftigten in Kitas und Schulen werden nach Mitteilung der Behörde aber auch Schnelltests zur Verfügung gestellt. Damit soll allen Beschäftigten die Möglichkeit gegeben werden, zweimal pro Woche selbst einen Schnelltest durchzuführen. Im Falle eines Positivbefunds muss die betroffene Person in Quarantäne, es wird dann ein PCR-Test vorgenommen.
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