
Was kann das Land Bremen tun, um beim Zukunftsthema grüner Wasserstoff, also seiner Produktion durch klimafreundlichen Strom, auf möglichst vielen Ebenen zu profitieren? Mit dieser und anderen Fragen rund um das Thema hat sich der SPD-Arbeitskreis „Klimawandel“ in den vergangenen vier Monaten beschäftigt. Entstanden, auch in Zusammenarbeit mit Experten, die bereits in der Wasserstoffbranche arbeiten, Akteuren wie dem Stahlwerk, aber auch Hochschulen und Handels- sowie Arbeitnehmerkammer, ist ein 14-seitiges Papier, das Anfang des Jahres veröffentlicht werden soll und das dem WESER-KURIER vorab vorliegt.
„Wir wollen das Thema voranbringen, denn wir betrachten Wasserstoff als doppelte Chance, ökologisch und ökonomisch“, sagt Arno Gottschalk, Mitglied des Arbeitskreises und klimapolitischer Sprecher der Fraktion. „Das Thema wird auch ein Wettbewerb sein, bei dem es um Schnelligkeit geht.“ Harald Ginzky, Mitbegründer des Arbeitskreises, ergänzt: „Das Papier ist ein Diskussionsangebot, wir wollen Impulse geben.“ Die wichtigsten Punkte im Überblick.
Bremerhaven als Zentrum der neuen Branche: Noch kann grüner Wasserstoff nicht in industriellem Umfang produziert werden. In Bremerhaven soll das Fraunhofer-Institut für Windenergiesysteme (IWES) auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Luneort ein Elektrolyse-Testfeld zur Erzeugung von grünem Wasserstoff aufbauen. Der Senat fördert dieses Modellprojekt mit zehn Millionen Euro, die gleiche Summe kommt aus EU-Fördermitteln hinzu. Ziel muss es sein, so heißt es in dem SPD-Papier, Bremerhaven nicht nur nachhaltig als Standort für derartige Tests zu positionieren, sondern „zugleich starke Anreize für die Ansiedlung der Hersteller solcher Produkte zu setzen“. „Das IWES kann mit seiner Expertise dauerhaft von großer Bedeutung für die Entwicklung der Wasserstofftechnologie sein“, sagt Alexander von Waaden, Koordinator der Arbeitsgruppe „Wasserstoff“, „und damit auch Bremerhaven als Standort, nach dem Vorbild der Windenergie.“
„Wasserstoff-Hub in Bremen: Strategisch soll auch Bremen durch die Entwicklung der neuen Technik profitieren. Die angestrebte Umstellung der Stahlproduktion auf Wasserstoffbasis mithilfe einer Elektrolyse-Anlage und, als zweites geplantes Großprojekt, eine Innovationsplattform für grünen Wasserstoff im Industriehafen könnten nach Ansicht des Arbeitskreises für Symbiosen genutzt werden. Beispiele wären die Entwicklung von synthetischen Kraftstoffen auch für den Schwerlastverkehr.
Know-how der Raumfahrt nutzen: Auch die Luftfahrt soll „grüner“ werden. Auf diesem Feld sollte Bremen auf die Expertise einer Branche zurückgreifen, die traditionell stark vertreten ist im Bundesland: Die Raumfahrt, die Wasserstoff bereits als Antriebsenergie nutzt. Sowohl das theoretische Wissen als auch praktische Erfahrungen seien unter anderem bei Airbus, Ariane Group, OHB und dem DLR Institut für Raumfahrtsysteme vorhanden, heißt es in dem Strategiepapier. „Dieses Potenzial zu nutzen und für den Standort Bremen fruchtbar zu machen, sollte ein weiterer strategischer Ansatz sein.“ Ein wesentlicher Ansatz, so die Autoren, müsse zudem in der Förderung sowie dem Ausbau der Forschung rund um das Thema liegen. Gottschalk: „Zum Lernprozess gehört auch, zu erkennen, wo schon viel Know-how ist und wie man es nutzen kann.“
Vernetzung der Akteure: Nach dem Vorbild des Wirtschafts- und Wissenschaftsnetzwerkes „I2B“ oder „Bremen AI“, dem Cluster für künstliche Intelligenz, sollte auch der Austausch zwischen Unternehmen oder Einzelpersonen, die an Wasserstoffprojekten arbeiten, gefördert werden, findet der SPD-Arbeitskreis. Zum einen auf wirtschaftlicher Basis, um schnell und effizient das vorhandene kreative Potenzial umsetzen zu können, gleichzeitig aber auch in Verbindung mit der Wissenschaft, um Innovationen anzustoßen oder Lösungen für Probleme zu finden. „Dieser Strukturwandel bedeutet auch Chancen“, sagt von Waaden. „Es ist wichtig, dass die Gesellschaft nicht nur die negativen Seiten sieht.“
Gleichzeitig müsse die Politik die Akteure „proaktiv“, so schreiben die Autoren, über Fördermöglichkeiten durch das Land, den Bund oder auf europäischer Ebene aufklären und sie dabei unterstützen, an diese Mittel zu kommen. „Das ist aus unserer Sicht eine ihrer zentralen Aufgaben in diesem Prozess“, sagt Ginzky. „In anderen Bundesländern gibt es dazu bereits Strategien.“
Koordinierung und Ansprechpartner: „Was auch gebraucht wird, um die Entwicklung von Wasserstoff als Antrieb voranzubringen, ist eine schlagkräftige Struktur auf Verwaltungsseite“, sagt von Waaden. „Die Akteure wünschen sich konkrete Ansprechpartner.“
Der SPD-Arbeitskreis schlägt deshalb vor, analog zum neuen Wasserstoffbeauftragten des Bundesforschungsministeriums eine bremische Koordinierungsstelle mit Experten aus den Ressorts Wissenschaft/Häfen, Wirtschaft/Arbeit sowie Klimaschutz/Umwelt/Verkehr einzurichten. „Geboten scheint eine institutionelle Lösung mit hinreichend eigenen Kapazitäten“, schreiben die Autoren. Sie könne nicht nur sozusagen als Botschafter für das Thema agieren, sondern auch dafür sorgen, dass unter anderem Genehmigungsprozesse schnell verlaufen. „Wenn wir Erfolg haben wollen, brauchen wir ein hohes Maß an Schnelligkeit“, sagt Arno Gottschalk.
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ja so lange debattieren, darin sind wir ganz groß.