
Bewahrt ein Thema bei aller Tagesaktualität auch noch in fünf oder gar zehn Jahren seine Bedeutung für die Hansestadt? Das ist in vielen Fällen ganz schwer zu sagen. Aber die Experten im Staatsarchiv müssen entscheiden – und zwar jetzt. Heben sie also ein Papier auf, weil es auch später noch für die bremische Historie wichtig ist? Oder eben nicht? „Es ist oft nicht einfach, die Relevanz zu erkennen“, sagt Konrad Elmshäuser, Leiter des Staatsarchivs. Da bedürfe es genauer Kenntnisse. Und weil es der gesetzliche Auftrag ist zu bewahren, wächst zugleich stetig die Menge an Dokumenten, die sachkundig und unter anderem auch klimatisch korrekt eingelagert werden muss. Auch das bereitet im Staatsarchiv Kopfzerbrechen mit wachsendem Druck.
28203 Bremen, Am Staatsarchiv 1 – so lautet die Postadresse. Etwas volkstümlicher ausgedrückt liegt dieses „Gedächtnis der Stadt“ in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bremer Lagerhaus Gesellschaft am John-F.-Kennedy-Platz an der Einmündung zur Straße Fedelhören – gleich hinter dem Weg Bischofsnadel. Die Architektur ist markant, als Beispiel dafür sei der weithin sichtbare hohe rötliche Bau im Anschluss an den gläsernen Eingangs- und Bürotrakt genannt.
Elmshäuser betont, es handele sich um „ein lebendiges Archiv.“ Es werde zum Beispiel viel geschrieben und auch publiziert, aber als „Kernaufgabe“ sieht er gleichwohl die „Überlieferungsbildung“, die mit möglichst regem Publikumsverkehr verknüpft ist. Das Stöbern in Unterlagen ist also erwünscht, die Lektüre von Dokumenten gerne gesehen. „Wir legen großen Wert darauf,“ so der Leiter des Staatsarchivs, „ganz nahe an den Menschen zu sein.“
Etwa 12.000 Meter „Archivgut“ stehen nach seinen Worten zur Verfügung. Und pro Jahr kämen rund 150 Meter hinzu. „Es kann aber auch mehr sein“, sagt Elmshäuser. Die „Zugangsmenge“ könne erheblich wachsen, wenn zum Beispiel, wie jüngst, Kaffee HAG Bestände übergebe. Firmen, Familien, Vereine, Verbände – sie alle und noch viele andere würden vorstellig, um dem Staatsarchiv ihre Unterlagen zu überlassen.
Längst bereitet es praktische Probleme, so Elmshäuser, „dass das Papier noch lange nicht ausgedient hat“. Denn wer bewahren will – und das gesetzlich unterlegt –, der braucht Platz. Und der wird knapp. Bis 1967, als der Neubau mit der heutigen Adresse nach Entwürfen des damaligen Oberbaurats Alfred Meister eingeweiht wurde, war das Staatsarchiv dort, wo heute das Ortsamt Mitte/Östliche Vorstadt zu Hause ist: in der Rutenberg-Villa am Dobben, das Gebäude benannt nach dem Baumeister Lüder Rutenberg (1816-1890). Dahinter liegt noch heute ein Bunker, der seit etwa 25 Jahren als Magazin für gesammelte Dokumente genutzt wird. „Aber es wird eng und enger. Nur noch wenige Jahre, und wir sind komplett voll“, erklärt der Archivleiter. Hinzu kämen weit mehr als eine Million Fotos.
Der Bunker am Dobben, der laut Elmshäuser an jedem Mittwoch angefahren wird, um von Interessenten gewünschte Unterlagen herauszusuchen und zum Haupthaus am Staatsarchiv 1 zu bringen, sei ohnehin nicht optimal. Feuchtigkeit könne Dokumente angreifen, es gebe vier Etagen, aber keinen Fahrstuhl; die Außenmauern seien zwar massiv, ganz im Gegenteil allerdings zu den vergleichsweise dünnen Decken, die zur Erhöhung der Tragkraft deutlich gestärkt werden müssten. Elmshäuser: „Der Bunker müsste sehr aufwendig renoviert werden“.
Vor diesem Hintergrund werde seit Jahren gemeinsam mit Immobilien Bremen nach einer passenden Heimstatt für das Magazin gesucht. Das ist nicht einfach. Die Blicke hätten sich dann, so der Archivleiter, auf den Raum unter dem Domshof gerichtet. „Ein Vorteil ist, dass die Archivalien alle auf einer Ebene wären.“ Dort sei genug Platz für bis zu zehn Regalkilometer, das Staatsarchiv hätte „Planungssicherheit für etwa 20 Jahre“.
Aber das Problem mit dem Transport von Unterlagen, das bleibe – dann eben nicht mehr vom Dobben zum Haupthaus, sondern vom Domshof zum Haupthaus. Hierzu aber gebe es noch eine Alternative, die von Alfred Meister bei seinem Entwurf für die Zentrale des Staatsarchivs ohnehin „mitgedacht wurde“, so Elmshäuser. Dann müsste auf dem angestammten Grundstück Am Staatsachiv 1, wo jetzt ein Parkplatz ausgewiesen sei, ein Magazin gebaut werden. Der Leiter des Staatsarchivs: „Fachlich auf jeden Fall eine gute Lösung.“
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