
Im kommenden Jahr soll es eigentlich losgehen: Großbaustelle auf der Domsheide, die Neugestaltung des Verkehrsknotenpunktes in der Bremer Innenstadt. Doch hinter den Kulissen wird an den Plänen herumgezerrt. Zentral geht es einmal mehr um die Frage, wo die Haltestellen für Busse und Bahnen konzentriert werden. Sollte sich Verkehrssenatorin Maike Schaefer (Grüne) durchsetzen, wäre dieser Ort vor der Glocke. Andere meinen, dass sich so eine Lösung nicht mit der Bedeutung und Zukunft des Konzerthauses vertragen würde, zumal der Bund die Teilfinanzierung eines weiteren Saals zugesagt habe.
Das neue Aktionsbündnis zur Rettung der Bremer Innenstadt, in dem sich im Dezember unter anderem Kammern, Investoren und Gewerkschaften zusammengeschlossen haben, sagt es klipp und klar: „Bei dem diskutierten Umbau der Domsheide kann es jetzt nicht mehr allein um die Optimierung der Haltestellenanlagen gehen.“ Vielmehr müssten durch eine neue Platz- und Umfeldgestaltung unbedingt auch die Eingangssituation und die städtebauliche Einordnung des Konzerthauses insgesamt gestärkt werden. Es handele sich um einen Kulturort von überregionalem Rang, der entsprechend behandelt werden sollte, heißt es in dem Forderungskatalog des Bündnisses.
Bürgermeister a. D. Carsten Sieling (SPD) hatte die Domsheide vor gut zwei Jahren zur Chefsache erklärt. „Das Ganze ist ein Chaos“, kritisierte Sieling die Zustände auf dem Platz, wo täglich 13.000 Fahrgäste ein- und aussteigen. Zu Beginn der Planung gab es 14 Entwürfe, von denen zwei übriggeblieben sind: Ein zentraler Haltepunkt entweder vor der Glocke oder 50 Meter weiter in der Balgebrückstraße.
Die Fachleute der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) favorisieren eindeutig die Glocke-Variante. Maike Schaefer, Aufsichtsratsvorsitzende der BSAG, tut das auch: „Wir haben alle Aufgaben abgearbeitet, es gibt aus meiner Sicht nichts mehr, was gegen diese Haltestelle spricht.“ Unter anderem sei ein Gutachten erstellt worden, wie schnell die Besucher der Glocke im Notfall aus dem Gebäude flüchten können. Die Ingenieure hätten dabei festgestellt, dass die Busse und Bahnen kein Hindernis wären. Für sie bleibe die Domsheide Chefsache, betont Schaefer – und zwar mit einer entsprechenden Dringlichkeit: „Die Gleise und Weichen müssen schnell erneuert werden.“
Die BSAG hatte stets betont, dass die Verkehrsanlage spätestens im kommenden Jahr grundlegend saniert werden müsse, nachdem in den Jahren 2019 und 2020 lediglich die dringendsten Arbeiten erledigt werden konnten. Nun haben sich bei dem Unternehmen die Prioritäten offenbar verschoben: „Die Situation ist auch noch bis 2024 oder 2025 vertretbar“, sagt BSAG-Sprecher Jens-Christian Meyer. Dafür müsste auf der Domsheide allerdings weiterhin auf eine der Abbiegespuren verzichtet werden, die fest für 2022 eingeplant war. „Eigentlich wird die betrieblich gebraucht“, so Meyer.
Neu in Gang gekommen ist die Diskussion über die Domsheide, nachdem der Haushaltsausschuss des Bundestages Ende November 40 Millionen Euro für den Bau eines dritten Saals in der Glocke bewilligt hatte. Veranschlagt werden dafür 80 Millionen Euro, die zweite Hälfte muss von Bremen oder von Sponsoren kommen. Das Geld aus Berlin hatte die Bremer Bundestagsabgeordnete Elisabeth Motschmann (CDU) eingeworben.
Motschmanns Partei fordert, dass der Platz vor der Glocke deutlich an Fläche und Potenzial gewinnen müsse. Die Domsheide sollte deshalb so saniert werden, dass sie weiteren Entwicklungen der Innenstadt nicht im Wege steht. „Wir haben aufgezeigt, dass die Aufenthaltsqualität in der Obernstraße durch die Verlegung der Straßenbahnen deutlich erhöht werden könnte“, sagt Heiko Strohmann, stadtentwicklungspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Dieser Vorschlag sollte bei der Sanierung der Domsheide konsequent mitgedacht werden. Die Aus- und Einstiege des öffentlichen Verkehrs könnten hauptsächlich im bereits erschlossenen Bereich an der Balgebrückstraße stattfinden.
Senatorin Schaefer schließt das aus, doch durch die Ankündigung der BSAG ist plötzlich der Druck weg, sich schnell zu entscheiden. Der Glocke will Schaefer insofern helfen, als dass vor dem Gebäude Flüstergleise eingebaut werden sollen. Gleiches ist am benachbarten Landgericht geplant. Die Senatorin verhandelt nach eigenem Bekunden außerdem über eine neue, rückwärtige Zufahrt für das Konzerthaus, damit die schweren Laster nicht länger auf dem Platz davor stehen müssen.
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