
In Bremen ist ein Streit darüber entbrannt, wie die im Lockdown-Beschluss eingeforderte „restriktive Umsetzung“ von Schulschließungen oder ausgesetzter Präsenzpflicht konkret aussehen soll. Der Zentralelternbeirat (ZEB) fordert, die Schulen weiterhin offen zu halten. Doch es gibt auch andere Stimmen: In einem offenen Brief an Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) verlangen die unterrichtenden Lehrkräfte der gymnasialen Oberstufe des Schulzentrums am Rübekamp, die Präsenzbeschulung sofort zurückzunehmen. Stattdessen müsse für alle Schülerinnen und Schüler verpflichtender Distanzunterricht angeordnet werden.
Zum weiteren Vorgehen äußerte sich die Bildungsbehörde am Mittwoch nicht. „Wir werden keinen Schnellschuss machen und spekulieren nicht vor der Entscheidung“, sagt Ressortsprecherin Annette Kemp. Es werde noch beraten – auch mit anderen Bundesländern, in denen ebenfalls die Präsenzpflicht gemäß Beschluss der Ministerpräsidenten ausgesetzt sei. Die Situation solle mit Akteuren vor Ort abgewogen werden. An diesem Donnerstag entscheide der Senat auf Grundlage der Beratungen und einer Vorlage des Bildungsressorts.
Niedersachsen folgt in Teilen dem bisherigen Bremer Kurs für die Schulen. Ab sofort können die Eltern selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Grundschulen schicken oder lieber zu Hause lernen lassen.
Die seit Anfang dieser Woche bestehende Präsenzpflicht im Wechselunterricht mit halben Klassen in den ersten vier Jahrgängen werde bis Mitte Februar aufgehoben, kündigten Ministerpräsident Stephan Weil und Kultusminister Grant Hendrik Tonne (beide SPD) am Mittwoch in Hannover an.
Das Bremer Modell sieht in den ersten sechs Klassenstufen die Möglichkeit von Präsenzunterricht, aber keine Verpflichtung zur Teilnahme vor. Daran will die Hansestadt nach Angaben aus Regierungskreisen in Hannover offenbar auch festhalten. Ressortchef Tonne und seine Bremer Kollegin Bogedan hätten sich in dieser Frage eng abgestimmt, hieß es.
Als „schlechten Scherz“ bezeichnen unterdessen die Rübekamp-Lehrkräfte das Präsenzangebot von Bogedan. „Vor dem Hintergrund der aktuellen Coronalage und den steigenden Infektions- und Todesraten ist die Durchführung von Präsenzunterricht fahrlässig“, lautet ihre Einschätzung. Eine konsequente Kontaktreduzierung bedeute: keine Menschenansammlungen in der Schule.
Für eine Schließung von Schulen und Kitas plädiert in einem offenen Brief an Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) auch der ehemalige stellvertretende Schulleiter des Schulzentrums Neustadt, Friedrich Greve. Eine weitere Ausbreitung des mutierten Virus zu verhindern sei vorrangig, andere Aspekte müssten dahinter zurücktreten. Auch in Anbetracht der Fürsorgepflicht für Erzieherinnen und Lehrerinnen.
Auf überschaubare Veränderungen hofft der ZEB. „Es wird Einschnitte geben, aber wohl nicht so drastisch“, sagt Vorstand Martin Stoevesandt. Für die Abschlussklassen rechnet er mit Aufhebung der Präsenzpflicht, aber verpflichtenden Klausuren. In den Klassen 1 bis 6 seien „sehr geringe Anpassungen“ zu erwarten.
Martin Stoevesandt fürchtet um die Klassen 7 bis 9, die keinen Anspruch auf Betreuung hätten und nicht abschlussrelevant seien. Ab Klasse 5 oder 7 seien Halbgruppen mit Präsenzpflicht denkbar. Defizite attestiert der ZEB dem Bildungsressort bei Formulierung der Vorgaben, dieses Mal müsse „klar und eindeutig kommuniziert“ werden.
Für eine „verlässliche Regelung“ macht sich die Bildungsgewerkschaft GEW stark. Vorstandssprecher Jan Eric Ströh regt an, nach Ende des verlängerten Lockdowns vom 14. Februar an Halbgruppen-Unterricht bis Ostern oder zu den Sommerferien einzuführen. Es müsse Planungssicherheit bestehen, so Ströh.
Am Vorabend hatten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länderchefs – nach langen Verhandlungen – auf einen strengeren Kurs für Schulschließungen geeinigt. Mit dem neuen niedersächsischen Weg befinde man sich innerhalb des Korridors der Bund-Länder-Beschlüsse, versicherte Ministerpräsident Weil. Es gelte, sowohl das Kindeswohl und den Infektionsschutz zu beachten.
Am Freitag will Andreas Bovenschulte in der Bürgerschaft eine Regierungserklärung abgeben, im Anschluss ist eine General-
debatte angesetzt.
18.000 Personen absolvieren Test
Rund 18.000 Schülerinnen und Schüler, Lehr- und Erziehungskräfte haben das Testangebot der Stadtgemeinde Bremen wahrgenommen. Wie Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) am Dienstagabend mitteilte, war ungefähr jeder 350. Test positiv, eine Quote von 0,3 Prozent. Insgesamt konnten sich 73.000 Schülerinnen und Schüler sowie etwa 11.200 Beschäftigte (auch an Kitas) testen lassen. Die Beteiligung an den Corona-Tests lag damit bei rund 21,4 Prozent. Bovenschulte kündigte ansatzlose Reihentestungen auch für die Zukunft an. Genaue Zahlen will die Bildungsbehörde an diesem Donnerstag mitteilen.
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