
Der Fall „Deutsche Bahn gegen Trendy Shop“ liegt jetzt beim Bremer Amtsgericht. Eigentlich hätte das Geschäft bereits Ende Januar dieses Jahres schließen sollen. Doch der Verkauf geht nach wie vor weiter. Die Deutsche Bahn hat Mitte März eine Räumungsklage erwirkt, das Familienunternehmen reagierte mit einer Widerklage. Der auf zehn Jahre befristete Mietvertrag für das Geschäft in der Ladenpassage des Bremer Hauptbahnhofs war wie berichtet nicht verlängert worden. Doch im Vorfeld hatte man die Familie im guten Glauben gelassen, dass sie weiter im Bahnhof erwünscht ist.
Auf diese Argumentation beruft sich Wolfgang Schoofs, der Rechtsanwalt der Unternehmerfamilie. In den Monaten vor Vertragsablauf habe es viele konstruktive Gespräche gegeben, die einen „Vertrauenstatbestand“ gesetzt hätten – der im Grunde einem Handschlag gleichkäme. „Alles verdichtete sich auf eine Mietverlängerung oder auf einen Umzug in andere Räume innerhalb des Bahnhofs“, erklärt der Jurist. Die Geschäftsführung sei sich über die Fortführung des Vertragsverhältnisses sogar so sicher gewesen, dass sie viel Geld in ein professionelles Konzept und eine neue Ladeneinrichtung investiert und jede Menge neue Ware bestellt habe.
Vom neuen Konzept, so Inhaber Omid Burhani im Januar bei einem Gespräch mit dem WESER-KURIER, habe sich das Bahnmanagement zunächst angetan gezeigt: Es sah einen Ladenumbau mit neuem Boden, Decke und Beleuchtung vor, und eine weitere Schwerpunktverlagerung in Richtung Reisebedarf, Bremensien und Werder-Fanshop. Im Juli vergangenen Jahres sei ihm dann aber überraschend mitgeteilt worden, dass das Konzept abgelehnt sei. „Ohne Begründung“, so der Kaufmann. „Alle anderen Geschäfte bekamen eine Vertragsverlängerung. Nur wir nicht.“
Fast zwanzig Jahre lang hatte die Inhaberfamilie den Laden mit seinem Sortiment aus Reisebedarf, Bremen-Souvenirs, Modeaccessoires und Fanartikeln geführt. Die Miete habe man stets pünktlich bezahlt, habe gegen keine Regel verstoßen, sich jederzeit kooperativ verhalten, sagte Omid Burhani damals. Kurz zuvor war die Familie mit einem Anruf aus der Bahn-Zentrale darüber informiert worden, dass sie das Geschäft zum Ende des Monats zu räumen habe. „Völlig überraschend und ohne Begründung“, so Burhani.
Bereits im Oktober habe er durch Zufall erfahren, dass das 110 Quadratmeter große Geschäft, in dem früher Photo Dose eine Filiale hatte, anderweitig angeboten wurde. „Wir wären mit einer Mieterhöhung einverstanden gewesen. Wir wären auch bereit gewesen, im Tausch in ein kleineres Ladengeschäft zu ziehen“, erklärte Burhani. Stattdessen dann der Schock wenige Tage vor Weihnachten per Telefon aus der Bahn-Zentrale: „Es hieß: Wir wollen nicht mehr mit Ihnen zusammenarbeiten.“ Am 6. Januar folgte die Mitteilung, dass der Laden bis Ende des Monats zu räumen sei. Die Entscheidung sei mit einem Branchenwechsel erklärt worden. „Alle finden es immer so toll, wenn kleine selbstständige Familienunternehmen funktionieren“, sagte Omid Burhani.
So schnell wollte man denn auch nicht aufgeben, schaffte Öffentlichkeit in der Presse und in den sozialen Medien, suchte juristischen Beistand und moralische Unterstützung: Laut Burhani haben sich online und per Hand inzwischen mehr als 53 000 Unterschriften für die Weiterführung des Geschäfts ausgesprochen. „Wir sind kein Konzern und kein Filialist, sondern nur ein kleines Familienunternehmen“, sagt der Kaufmann. „Aber die Kunden stehen hinter uns“.
Die Deutsche Bahn äußert sich nicht zum laufenden Verfahren. Zur Begründung, warum der Mietvertrag nicht verlängert wurde, hieß es nur: Man wolle „den Branchenmix in diesen und im kommenden Jahren gemäß der Kundenbedürfnisse und anhand wirtschaftlicher Rahmenbedingungen optimieren“. Wegen seiner Lage und der Reisendenfrequenz sei der Bremer Hauptbahnhof „ein sehr interessanter Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gastronomiestandort“.
Rechtsanwalt Schoofs rechnet mit einem Verhandlungstermin Mitte August.
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