
Die Geschäfte sollen wieder öffnen können, die Kultureinrichtungen und die Außengastronomie ebenfalls. Zumindest wird der Ruf danach immer lauter, nachdem in Niedersachsen bereits die ersten Städte zu sogenannten Modellkommunen erklärt wurden. Dort ist vorgesehen, dass wieder geöffnet werden darf, wenn sich die Kunden bei Einlass mit einem negativen Corona-Testergebnis ausweisen können.
Dem Einzelhandel bereitet das allerdings Bauchschmerzen. „Wir testen unsere Mitarbeiter bereits jetzt wöchentlich“, sagt der der Kaufmann Norbert Caesar aus dem Viertel und fragt sich: „Wie häufig soll getestet werden, wenn die Geschäfte wieder öffnen dürften?“ Nach Meinung der Kaufleute gebe zu der Thematik bislang zwar viel zu lesen, aber wenig handfeste Informationen, wohin die Reise gehen könnte. Für Caesar wäre ein Test pro Woche für seine Angestellten leistbar. Sollte aber die gesamte Belegschaft täglich getestet werden müssen, um das Geschäft öffnen zu können, würde es problematisch – und zwar aus finanziellen Gründen.
Uwe Andor, Geschäftsführer des Oldenburger Herrenausstatters Bruns, hat das alles schon mal durchgerechnet. Und dann gemerkt, dass die Kosten so hoch seien, dass sie im Vergleich mit dem Ertrag in einem Ungleichgewicht stünden. Oldenburg hatte am Donnerstag einen Inzidenzwert von 62,1. "Wir können weiterhin Click & Meet anbieten. Dafür braucht es momentan keine Tests, weder bei Kunden, noch bei Mitarbeitern", sagt Andor. Würde Oldenburg nun zur Modellkommune, würde sich das ändern. Die niedrigen Infiziertenzahlen in der Huntestadt ebnen zwar den Weg zur Modellöffnung und würden insbesondere der Kultur und Außengastronomie zugutekommen, für den Einzelhandel wäre der Weg aber mit neuen Problemen gepflastert. "Von unseren 90 Angestellten hat sich bislang niemand mit Corona infiziert, ich will auch, dass das so bleibt. Aber eigentlich müsste die Testpflicht für Kunden und Mitarbeiter dann auch in den Supermärkten gelten", so Andor weiter.
Für den Augenoptiker Herbert Kunk, der am Wall und in Delmenhorst zwei Geschäfte betreibt, sind die Mitarbeiter-Tests aber eine gute Sache. „Ich kaufe mir damit Sicherheit“, sagt er, „deshalb habe ich gleich, als es möglich wurde, 100 Schnelltests gekauft.“ Jeweils zu Beginn der Arbeitswoche würden seine Mitarbeiter die Tests zu Hause machen. Die Kosten für die Tests könne er mit seiner Kalkulation auffangen. Aber er sieht, dass der Einzelhandel nach einem anstrengenden Jahr finanziell nicht mehr üppig ausgestattet ist. „Im Normalfall sollten die Gewinnmargen im Einzelhandel ausreichen, aber ein Jahr mit geringen Umsätzen bei bleibenden Kosten macht es nicht leicht“, sagt Kunk.
Für Caesar ist die Frage, wer die Tests bezahlen solle, eine sehr politische. „Wenn man vom Grundsatz der Gleichbehandlung her denkt, dann muss natürlich jedes Unternehmen seine Tests selbst bezahlen. Schaut man aber auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, stellt sich die Sache anders dar.“ Denn während die Industrie trotz Corona mitunter dicke Gewinne einstreichen konnte, habe der Einzelhandel geschlossen bleiben müssen.
Ob die Tests überhaupt etwas bringen, wird weiter diskutiert. Und auch Andor meint, dass es beim Lockdown in erster Linie um die Beschränkung von Kontakten ginge: „Wenn die Innenstädte wieder voller werden, dann steigt auch das Infektionsrisiko, weil man auf mehr Menschen trifft.“ So ist dann von Betroffenen auch zu hören, dass ein strenger und konsequenter Lockdown vielleicht die Möglichkeit schaffen würde, ohne verpflichtende Tests und bei hoher Impfquote im Sommer einen Neustart wagen zu können.
Norbert Caesar ist weiterhin optimistisch. „Es gibt Studien aus dem Lebensmittelhandel, nach denen das Infektionsrisiko im Supermarkt äußerst gering sei. Und weil der ja immer geöffnet war, konnte man dort auch zu sicheren Erkenntnissen kommen“, sagt er. Kunk ist da vorsichtiger: „Wenn ich im Supermarkt in einer Schlange stehe, dann immerhin auf Abstand. Aber wenn ich einem Kunden eine Brille anpasse, dann komme ich der Person recht nah, da helfen nur Hygienemaßnahmen und viel Lüften.“
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