
Halten Sie eine Einstellung des Flugbetriebs für realistisch?
Alexis Papathanassis: Grundsätzlich wäre so eine Maßnahme natürlich möglich. Ich bin kein Jurist, deshalb kann ich die rechtlichen Aspekte nicht einschätzen. Geklärt werden müssten aber auch noch eine Menge anderer Fragen. Will man den Flugverkehr allgemein stoppen, oder sollen Menschen nur noch aus triftigen Gründen reisen? Welche Ausnahmen werden definiert, wie werden sie kontrolliert? Der Teufel steckt im Detail. Ich glaube, dass die Diskussion im Moment eher dazu dient, ein Signal zu senden, um die Ernsthaftigkeit der Lage zu verdeutlichen.
Was wären Auswirkungen auf den Tourismus?
Eine Frage ist ja auch, wie lange so eine Schließung dauern würde. Momentan sind wir nicht in der Hauptsaison, weder für Reisende, die nach Deutschland kommen, noch für Deutsche, die ins Ausland reisen wollen. Der Wintertourismus ist von einem allgemeinen Flugverbot weniger betroffen, weil die meisten mit dem Auto in die Skigebiete fahren. Da wären dann eher Grenzschließungen ein Thema. Was die südeuropäischen Urlaubsländer angeht, ist es so, dass in vielen Strandregionen im Winter kaum Touristen da sind und viele Betriebe geschlossen haben. Das Geld für das ganze Jahr wird im Sommer verdient. Den Verlust der Wintersaison wäre aus ihrer Perspektive zu verkraften. Die große Hoffnung für sie und der Überlebensfaktor bleibt der Verlauf der Sommersaison.
Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Lage der Reisebranche ein?
Genaue Zahlen habe ich nicht, aber ich vermute, dass etwa ein Drittel der Betriebe in akuten Schwierigkeiten steckt. Es ist wichtig, dass die Branche eine Basis bekommt, auf der sowohl Betriebe als auch Reisende verlässlich planen können. Der Wirtschaftsbereich Reise und Freizeit macht auch in Deutschland acht bis neun Prozent des Bruttoinlandproduktes aus. Wir reden also über einen wesentlichen Teil der Wirtschaftsleistung mit mehr als einer Million Beschäftigten.
Wird sich das Reisen verändern?
Tourismus als Branche ist resilient in Krisenzeiten. Das haben wir in der Vergangenheit beispielsweise nach der Finanzkrise oder auch nach der Sars-Pandemie gesehen. Auf den Tourismus zu setzen, hat sich zuletzt auch immer als Strategie bewährt, um die Wirtschaft eines Landes wieder anzukurbeln. Aber das wird dauern. Angenommen, dass Reisen ab dem Spätsommer wieder möglich sind, gehe ich nicht vor Anfang 2023 von einer Normalität aus. Die Frage ist, wie viel Kapazitäten dann übrig sind und wie sich unser Reiseverhalten bis dahin geändert hat. Was ich auf jeden Fall annehme: Reisen wird in Zukunft teurer, dafür steigt der Anspruch der Touristen an die Leistungen.
Das Gespräch führte Nina Willborn.
Alexis Papathanassis (45) ist Professor für Touristik und Management für Kreuzfahrttourismus. Er lehrt seit 2005 an der Hochschule Bremerhaven und ist seit November 2020 auch ihr Rektor.
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