
Vier von fünf Lehrkräften in Bremen gehen frühzeitig in den Ruhestand. Das ergeben Daten der Bildungsbehörde, die aus der Antwort einer FDP-Anfrage an den Senat hervorgehen. Demnach gingen zum Ende des vergangenen Schuljahres 131 Lehrkräfte in den Ruhestand, 28 davon mit Erreichen der regulären Altersgrenze. In Bremerhaven waren es 18 Lehrkräfte, die Hälfte von ihnen beendete frühzeitig ihren Dienst. Damit liegt Bremen laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes mit Daten aus dem Jahr 2017 allerdings im Bundestrend: Von den 24.400 in den Ruhestand versetzten Lehrkräften deutschlandweit hatten 6000 die gesetzliche Regelaltersgrenze erreicht.
Die gesetzlich vorgeschriebene Altersgrenze bemisst sich in Bremen und Niedersachsen nach den Geburtsjahrgängen: Für alle Geburtsjahrgänge bis 1963 liegt sie bei 65 beziehungsweise 66 Jahren, seit Januar 2015 für alle Jahrgänge ab 1964 bei 67 Jahren. Ein Blick ins Nachbarland Niedersachsen zeigt ähnliche Ergebnisse wie in Bremen: Zwar stammt die aktuelle Erhebung bezüglich des Ruhestandseintritts von Lehrkräften aus dem Jahr 2015, dennoch seien die Zahlen „durchaus ähnlich“, erklärt ein Sprecher des niedersächsischen Kultusministeriums. Demnach erreichten 78 Prozent der Ruheständler nicht die gesetzlich vorgeschriebene Regelaltersgrenze. Nach Berechnungen der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Niedersachsen auf Basis der öffentlichen Statistiken gingen 18,22 Prozent der Lehrkräfte in 2017 zur regulären Zeit in Pension.
Wie viel früher die Lehrkräfte den Schuldienst beenden, ist sowohl in Bremen als auch in Niedersachsen unklar. In Bremen hat sich nach Angaben von Annette Kemp, Sprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD), der Anteil der Lehrkräfte, die einen früheren Ruhestandseintritt wählen, in den vergangenen Jahren kaum verändert. Die Gründe für ein früheres Ausscheiden sind ebenfalls nur oberflächlich erfasst und „sehr unterschiedlich“, sagt Kemp. 2018 beendeten 247 Lehrkräfte ihren Dienst in Bremen, einige darunter wechselten zu anderen öffentlichen Arbeitgebern.
Bei den Lehrkräften, die aus Altersgründen ausschieden, zeigt sich: Das Gros (67) beendete nach Altersteilzeit den Dienst und ging damit nach Angaben der Behörde ein oder zwei Jahre vor Erreichen der Altersgrenze in die Freistellungsphase. 47 beantragten mit dem 63. Lebensjahr eine flexible Altersgrenze. 18 schieden „auf eigenen Wunsch“ oder aus „sonstigen Gründen“ aus, zwölf wegen Berufs-, Dienst- oder Erwerbsunfähigkeit. Ob diese Lehrkräfte allerdings zwei bis drei oder zehn Jahre vor der eigentlichen Altersgrenze ausscheiden, ist unklar.
Ähnlich sah es 2015 in Niedersachsen aus: An den verschiedenen Schulen reduzierte im Schnitt ein Drittel der Lehrkräfte „freiwillig in Verbindung mit Gehaltseinbußen ihre Unterrichtsverpflichtung“, neun Prozent wurden wegen Dienstunfähigkeit in den vorzeitigen Ruhestand versetzt.
Über die Gründe für die frühen Ausstiege sind sich Personal- und Gewerkschaftsvertreter einig: Viele Lehrkräfte seien überlastet. Aus Sicht von Angelika Hanauer, Vorsitzende des Personalrats Schulen, ist es bezeichnend, dass zahlreiche Lehrerinnen und Lehrer Ruhestandsmodelle wählen, mit denen finanzielle Einbußen einhergehen. „Sie verzichten auf Geld, um früher aus den Schulen zu gehen.“ Das betreffe nicht nur verbeamtete Lehrkräfte, sondern auch andere Mitarbeiter an Schulen. „Das sind Jobs, die man nicht unendlich lang machen kann“, sagte Hanauer. „Das ist ein sichtbares Zeichen, dass man Belastungen ausgesetzt ist.“ Christian Hoffmann, Sprecher der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Niedersachsen, zitiert dazu eine Arbeitszeitstudie im Auftrag der GEW, laut der Lehrkräfte in Niedersachsen jährlich 6,5 Millionen unvergütete Überstunden machen.
Hauke Hilz (FDP), dessen Partei die Senatsanfrage in Bremen gestellt hatte, fordert von der Politik, Lehrkräften im höheren Alter „mehr entgegenzukommen“, um sie so länger im Dienst zu halten. „Wir brauchen die erfahrenen Kräfte in den Schulen.“ Dass sei für den Fachkräftemangel wichtig: Sicher sei der Lehrermangel nicht „mit einem Fingerschnippen“ zu lösen, aber es könne besser geplant werden, wenn auch die Pensionszeiten der Lehrkräfte planbar seien.
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