
Karstadt Bremen hat einen neuen Chef. Seit 1. März kümmert sich Gerhard Ordczinsky um die Geschicke des Warenhauses. Beim Gästeabend des Einzelhandels am Dienstagabend hatte er die erste Gelegenheit, sich Mitgliedern des Handelsverbands Nordwest sowie den Vertretern der Handelskammer Bremen vorzustellen. Vor seiner Tätigkeit war der gebürtige Niedersachse bei der Kaufhof AG für die Weltstadt-Filialen zuständig. Dazu gehört beispielsweise auch der Kaufhof in Düsseldorf auf der Königsallee.
Die bisherige Chefin des Bremer Karstadt-Hauses, Eleonore Jennes, ist nach vier Jahren in Bremen nun nach Gütersloh gewechselt. Eine Mitteilung seitens Karstadt, wie es in der Vergangenheit sonst der Fall gewesen ist, hat es dazu nicht gegeben. Anfragen dazu bei der Karstadt-Pressestelle in Essen blieben auch nach zwei Tagen unbeantwortet. Von dieser Art der Informationspolitik ist auch der Bremer Verdi-Gewerkschaftssekretär Herbert Behrens alles andere als erfreut: „Wir fordern hier, offen und transparent auch gegenüber den Mitarbeitern zu kommunizieren.“
Dies sagt Behrens auch vor dem Hintergrund der anstehenden Tarifverhandlungen im Einzelhandel. Denn der noch gültige Tarifvertrag läuft Ende April aus. Und auch wenn die Holding von Karstadt und Kaufhof langsam Formen annimmt, sagt Behrens: „Wir sehen Karstadt und Kaufhof als immer noch zwei voneinander agierende Unternehmen, und so werden wir auch in die Tarifrunde gehen.“
Da erscheint die Tatsache, dass Ordczinsky zuvor in verschiedenen Positionen bei Kaufhof tätig war und nun bei Karstadt die Verantwortung trägt als ein Hinweis, wo die Reise hingehen könnte. Denn der fusionierte Warenhaus-Konzern von Galeria Kaufhof und Karstadt nennt sich künftig „Galeria Karstadt Kaufhof“, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet hatte. Neben der Holding sollen auch die insgesamt knapp 190 Filialen entsprechend benannt werden.
Demnach werde im neuen Logo der Schriftzug der Dachmarke Galeria den größten Raum einnehmen, darunter ordnen sich die Namen der ehemaligen Warenhaus-Konkurrenten ein. Auch die beiden Unternehmensfarben blau und grün tauchen im neuen Logo auf. Doch die Häuser sollen nicht alle zur gleichen Zeit das neue Logo erhalten. Aufgrund der hohen Kosten für die Umgestaltung sollen an den einzelnen Filialen nur sukzessive die Schilder mit dem neuen Konzernnamen angebracht werden.
So könnte es auch passieren, dass nicht zur gleichen Zeit das Logo am alten Karstadt-Gebäude und am Kaufhof-Haus in Laufweite ausgewechselt werden. Über allem schwebt überhaupt die Frage, wie die Zukunft der beiden Häuser aussieht. Denn der Bremer Investor Kurt Zech will die Fläche zwischen Karstadt, dem Parkhaus Mitte und der Galeria Kaufhof neu entwickeln. Dafür plant Zech eine City-Galerie mit neuen Wegen rund um die Lloyd-Passage. Er würde dafür den Anbau des denkmalgeschützten Karstadtgebäudes abreißen, um die Lloyd-Passage an die Obernstraße anzubinden. Karstadt selbst würde entsprechend den Plänen innen vollkommen neu organisiert.
Die Karstadt-Immobilie gehört Zech. Nach der Fusion von Karstadt und Kaufhof ist nun die Frage, wie es mit dem Kaufhof-Gebäude weitergeht. Der Eigentümer dieser Immobilie, die Frankfurter DIC Asset AG, hatte eigentlich Gesprächsbereitschaft signalisiert, sobald die Fusion von Karstadt und Kaufhof abgeschlossen ist. Sollte das Haus von Kaufhof nicht für Veränderungen verfügbar sein, was bis zum Verkauf und Abriss alles bedeuten kann, darf das Parkhaus Mitte nicht wie geplant abgerissen werden. Denn auf dem Dach hat Kaufhof Parkplätze, die nur über das Parkhaus Mitte erreichbar sind. Die Zuwegung ist rechtlich gesichert, man kann sie nicht einfach aufkündigen.
Zech hat bereits mehrmals in der Vergangenheit betont, dass in der Innenstadt aus seiner Sicht für die Zukunft kein Platz für Warenhäuser sei. Bereits im November sagte er bei einer öffentlichen Diskussion zur Zukunft der Innenstadt: „Die Zeiten, als von den Händlern große Flächen gesucht wurden, sind vorbei, die Zeit der hohen Mieten in der Obernstraße und der Sögestraße auch.“ Durch die Digitalisierung und den zunehmenden Online-Handel werde es in Zukunft mehr Showrooms geben, in denen die Ware nur gezeigt wird.
Bestellen können die Kunden dann im Internet. Entsprechend werde es weniger der klassischen Verkaufsläden geben. Das ist ein wichtiger Punkt für die Neugestaltung der Innenstadt, schließlich geht es dabei auch darum, zu planen, wie viel Ladenfläche ein Shop noch benötigt, wenn Platz für Lagerräume durch das veränderte Einkaufsverhalten nicht mehr notwendig ist. Dann geht es auch darum, wie viel Gastronomie und Flächen für den Erlebnisfaktor gebraucht werden.
Doch noch sind wir im Jahr 2019, und nun geht es für Gerhard Ordczinsky erst mal darum, das Bremer Karstadt-Haus für die Zukunft gut aufzustellen. Seine Vorgängerin hatte in der Vergangenheit betont, dass das Haus schwarze Zahlen schreibe. Die Holding der neuen Galeria Karstadt Kaufhof wird laut „Kölner Stadt-Anzeiger“ seinen Sitz in Luxemburg haben. Dies habe vor allem steuerliche Gründe. Allerdings macht es das Unternehmen damit dem Online-Händler Amazon gleich, der dort ebenfalls seinen Europasitz hat. Und das Unternehmen gilt nun mal als einer der ärgsten Konkurrenten gegenüber dem stationären Handel.
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