
Der Tag von Peter Schenck hat mindestens 25 Stunden - zumindest scheint es so. Der 21-jährige ist Ehrenamtler. Für gleich drei ehrenamtlichen Einrichtungen engagiert er sich freiwillig. Nicht selten mutieren diese Aufgaben zu Vollzeitberufen. Dennoch will er seine ehrenamtlichen Tätigkeiten nicht missen.
Er könne schlecht nein sagen, erklärt Schenck, den seine ehrenamtlichen Aufgaben deshalb manchmal auch überfordern. Der Grund, warum er ehrenamtlich arbeitet, ist jedoch ein anderer: „Ehrenamtliche Einrichtungen haben mich immer in meinem Leben begleitet und mir sehr in meiner Entwicklung geholfen. Ich möchte deshalb etwas zurückgeben, indem ich mich auch einbringe“, sagt er.
Peter Schenk: „Ein Ehrenamt macht auch einfach Spaß“
Darüber hinaus könne man neue Freunde und Gleichgesinnte finden, mit denen man sich für eine gemeinsame Sache engagieren kann. Und natürlich: „Es macht auch einfach Spaß. Sonst würde ich es auch nicht machen können. Die Freude an der Arbeit muss immer im Mittelpunkt stehen, auch wenn man mal ernst sein muss.“
Angefangen hat alles mit 14 Jahren bei der Jugendfeuerwehr, wo er zwischenzeitlich auch im Vorstand aktiv war. Fast zeitgleich fand Schenck zudem den Weg zur Naturfreundejugend. Sein Vater nahm ihn vor knapp acht Jahren zum alljährlichen Straßenfest des Jugendhauses Buchte in der Buchtestraße mit. „Dort bin ich am Getränkestand mit einem Mitglied der Naturfreundejugend ins Gespräch gekommen“, berichtet Schenck. Mittlerweile hat er sein Freiwilliges Ökologisches Jahr bei den Naturfreunden gemacht und ist dort auch im Vorstand aktiv.
Durch einen spontanen Sprachaustausch nach China kam er in Kontakt mit der Vermittlungsorganisation Youth For Understanding (YFU) für die er sich mittlerweile ebenfalls ehrenamtlich engagiert. Hinzu kommt seine jüngste Tätigkeit beim Segelschulschiffverein Vegesack - die erste, die auch etwas mit seinem beruflichen Werdegang in Verbindung steht.
Denn neben seinen zahlreichen freiwilligen Engagements ist er Student. Seine Studienfächer sind Nautik und Schiffsverkehr. Im Übrigen war das - genau wie sind Auslandsjahr in China - eine spontane Entscheidung. Bis zum Beginn des Studiums hatte er so gut wie keine Verbindungen mit der Seefahrt. Sich ohne große Vorüberlegungen in neue Projekte zu stürzen ist ein fester Bestandteil von Schencks Lebensweg.
In der damit einhergehenden Überforderung, etwa durch das Lernen einer neuen, gänzlich unbekannten Sprache in China, sieht er auch immer etwas Positives. Ein Beispiel dafür ist ein Vortrag, den er in China halten musste. Der war zwar auf Englisch, dafür aber vor einer ganzen Menge an fremden Menschen und im Hintergrund streikte die Technik. „In der Schule habe ich mich bei Vorträgen immer hinter Karteikarten versteckt. In China wurde ich dann ins kalte Wasser geschmissen und musste es irgendwie hinbekommen.“ Und meistens - so sagt er - „klappt es immer irgendwie“. Mittlerweile hält er Seminare im Rahmen seiner ehrenamtlichen Arbeit und steht sogar ab und zu als Theaterspieler auf der Bühne.
Bis zu zehn Stunden und mehr pro Woche für das Ehrenamt
Für gewöhnlich beschäftigt er sich rund fünf Stunden pro Woche mit seinen ehrenamtlichen Aufgaben. Je nachdem was ansteht, können daraus aber auch schnell zehn Stunden in der Woche oder gar mehrere 24-Stunden-Tage werden. „Ab und zu muss ich mich dann auch mal zwingen, mich etwas zurückzunehmen. Wobei ich selbst dann immer noch erreichbar bin für meine Kollegen“, sagt Schenck.
Dass er sich komplett mit seinen Aufgaben identifiziert, versteht sich von selbst. „In der Naturfeundejugend bin ich aktiv, weil hier soziale und ökologische Aspekte zur Grundorientierung gehören“, sagt er. Wenn er nicht zu mindestens 90 Prozent hinter einer Organisation stehen würde, könne er sich für diese nicht engagieren, „selbst wenn die Kollegen noch so cool wären.“
Bezeichnend für ihn ist, dass er, wie so viele Ehrenamtler, keine Aufmerksamkeit sucht. Aufmerksamkeit, Geld oder ein Eintrag im Lebenslauf dürften nicht die Gründe sein, weswegen man ehrenamtlicher Arbeit nachgehe. Die Motivation, etwas Gutes zu tun und im kleinen Rahmen etwas zu bewirken, müssten - zusammen mit dem Spaß an der Arbeit - immer im Mittelpunkt stehen. „Das ist aber auch bei allen Ehrenamtlichen, die ich kenne, der Fall“, betont er. Diese Eigenschaften von Freiwilligen würden viel zu selten wertgeschätzt, vor allem von staatlicher Seite.
In Zukunft wird er irgendwann kürzertreten müssen. Ehrenamt und Beruf sind zwar unter einen Hut zu bekommen, doch in dem Ausmaß, in dem Schenck ehrenamtlich tätig ist, dürfte es mehr als schwierig werden. „Ich werde das sicher dann alles etwas zurückfahren. Aufhören möchte ich aber nicht, bei keiner der drei Einrichtungen für die ich aktuell aktiv bin.“
Bis dahin hat er aber noch viel vor, möchte noch viel bewegen. Im Jugendhaus etwa würde er gerne noch eine Theatergruppe gründen. Er will Jugendlichen helfen, auf eigenen Beinen zu stehen, eigene Erfahrungen zu sammeln und erwachsen zu werden. Eben so, wie es andere Ehrenamtler auch für ihr taten. Und natürlich will er auch selber noch weiter lernen durch seine Arbeit. So wie er durch freiwillige Engagements das freie, pointierte Sprechen gelernt hat, ebenso, wie auch mal nein sagen zu können. Außer es steht etwas Wichtiges an, versteht sich.
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