
Heiko und Tanja Gerken kommen aus Hepstedt, einem kleinen Ort im Elbe-Weser-Dreieck östlich von Bremen. Dort züchten sie seltene Anglerrinder. Die Rasse, die aus Schleswig-Holstein kommt, ist vom Aussterben bedroht. Zu Beginn des neuen Jahrtausends gab es keine 40 Mutterkühe. Weltweit. Heute sind es mehr als 350, immerhin. Die regionale Nutztierart zu erhalten, finden die beiden Züchter sinnvoll. Das Fleisch sei eine Spezialität, die Tiere seien robust, intelligent und unkompliziert, sagt Heiko Gerken. In Hepstedt leben sie auf großen Weiden, artgerecht. So paradox es auch scheinen mag: Nur, wenn auch das Fleisch nachgefragt wird, kann auch die Zucht gelingen.
Am kommenden Sonnabend, 22. September, ist Heiko Gerken, der selbst auf einem konventionell betriebenen Bauernhof groß geworden ist, zu Besuch in Bremen. „Hand und Hof“ heißt das Format, das künftig in unregelmäßigen Abständen laufen soll. Zum Auftakt dreht sich von 11 bis 18 Uhr alles ums Thema Fleisch.
Gerken hat dafür eigens das erste seiner Rinder geschlachtet. Eine Rinderhälfte bringt er mit. Sie wird von der Oldenburger Fleischerei „Bauer und Metzger“, die nur mit Erzeugern aus der Region zusammenarbeitet, live vor Publikum hinter einer Scheibe zerlegt. Gezeigt werden dabei auch besondere „Cuts“, also besondere Schnitte aus Amerika und Frankreich, wo auch Stücke vom Nacken oder die Bauchlappen zum Kurzbraten verwendet werden. Angemeldet haben sich zudem Erzeuger aus der Region. Köche aus Bremen und umzu wollen demonstrieren, was man aus Innereien zaubern kann. Das Motto lautet „From Nose to tail“, was so viel heißt wie: von der Nase bis zum Schwanz. Besucher können zudem dabei zusehen, wie Wurst gemacht wird und mit den Anbietern ins Gespräch kommen – auch kritische Fragen stellen.
„Viele Verbraucher möchten wissen, woher die Lebensmittel stammen, die sie konsumieren“, sagt der Leiter der Markthalle Acht, Björn Hille, über die Beweggründe, eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Fleisch komme eben nicht fertig verpackt aus dem Supermarkt und „wächst auch nicht auf Bäumen“. Es gehe um Transparenz, Vertrauen zum Produzenten und um einen respektvollen Umgang des Menschen mit Tieren und der Umwelt, sagt Hille.
Der Auftakt der neuen Reihe richtet sich an interessierte Menschen, die nicht auf Fleisch verzichten wollen, aber Wert auf Qualität und die Herkunft des Fleisches legen. Die Veranstaltung sei durchaus für Familien mit Kindern geeignet, sagt Hille. „Es ist gut, so früh wie möglich anzufangen, den Kindern zu zeigen, woher Produkte stammen.“ Nachhaltigkeit bedeute auch, klar zu machen, wie man das gesamte Tier verwerten kann. Alle Teile seien gleichwertig – vom Filetsteak bis hin zu den Knochen für die Rinderbrühe. „Wir wollen auch in der Branche Lust auf ein Umdenken machen“, sagt Hille.
Das Anglerrind ist in die „Arche des guten Geschmacks“ aufgenommen worden. Das internationale Projekt für Biodiversität der Slow-Food-Stiftung schützt weltweit rund 4800 regional wertvolle Lebensmittel, Nutztierarten und Kulturpflanzen, die aus der Mode gekommen sind oder sich nach den Maßstäben moderner Produktionstechniken nicht rechnen. Es geht um den Erhalt des kulinarischen Erbes einer Region, wie etwa des Bremer Scherkohls, der Kartoffel Bamberger Hörnla oder des bunten Bentheimer Schweins.
Rinderzüchter Heiko Gerken hat den konventionell betriebenen Bauernhof seines Vaters einst übernommen, aber nicht weitergeführt. Stattdessen hat er im vergangenen Jahr die Firma „Lebensmittel-Punkt“ gegründet und bietet über seinen Onlineshop Fleisch und Wurst aus eigener Produktion und das ähnlich gesinnter Kollegen an. Alles aus der Region, frisch produziert und vakuumverpackt. Die gekühlten Kartons werden per Paketdienst verschickt. Zur Isolierung verwendet Gerken Stroh oder Hanf anstelle von Styropor. Wer sich das anschauen möchte, kann den Hof in Hepstedt auch besuchen.
„Hand und Hof“ startet Sonnabend, 22. September, von 11 bis 18 Uhr in der Markthalle Acht. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter www.der-lebensmittel-punkt.de oder www.markthalleacht.de. Die Vorbestellung von Rinderstücken sind möglich in der Markthalle Acht per E-Mail unter mail@markthalleacht.de, Betreff: Anglerrind
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