
Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 510.000 Menschen an Krebs, für das Jahr 2030 rechnet die Deutsche Krebshilfe mit bis zu 600.000 neuen Patienten jährlich. Neben der Prävention von Tumorerkrankungen – etwa durch Veränderungen des Lebensstils – wird an neuen Therapieansätzen geforscht. Große Hoffnungen ruhen auf der sogenannten molekularen Tumoranalyse. Sie soll dabei helfen, Tumore besser zu entschlüsseln, um sie gezielter angreifen zu können. Bei bestimmten Krebserkrankungen kommt sie bereits zum Einsatz.
„Es geht darum, eine maßgeschneiderte Therapie mit höchster Präzision zu entwickeln“, sagt Ruben Plentz, Chefarzt der Inneren Medizin am Klinikum Bremen-Nord. „Die molekulare Tumoranalyse ist dafür derzeit eines der spannendsten Themen in der Krebsforschung.“ Sie beruhe auf folgenden Erkenntnissen: Auch wenn zwei Patienten die gleiche Krebserkrankung hätten, unterschieden sich die Tumore wesentlich. Die Tumorzellen seien bei jedem Menschen anders. „Deshalb sind auch die Angriffspunkte für eine Therapie häufig ganz verschieden“, sagt der Bremer Chefarzt.
Um diese Angriffspunkte zu finden, werde der Fokus bei der molekularen Diagnostik auf die individuellen Eigenschaften des Tumors gerichtet. „Wir wollen nicht nur wissen, wie Krebszellen aussehen, sondern wie sie funktionieren“, so Plentz. In standardisierten Verfahren werde bereits seit Längerem Tumorgewebe auf bekannte Marker hin untersucht, die mehr Aufschluss über Arzt und Zusammensetzung gäben. Die molekulare Analyse gehe noch einen großen Schritt weiter: „Über die bekannten Marker hinaus wird das Gewebe in spezialisierten Laboren auf mehr als 700 weitere Gene untersucht.“
Je mehr über die Eigenschaften der Tumorzellen und Veränderungen der Erbinformationen bekannt sei, desto größer seien auch die Chancen, einen passenden Schlüssel für eine noch präzisere Behandlung zu finden. Diese detaillierte Analyse sei vergleichbar mit einer Art Rasterfahndung in Tumorzellen. Im besten Fall ergäben sich daraus Auffälligkeiten für neue Therapieansätze.
Dazu gehöre der gezielte Einsatz von Medikamenten, auch in Kombination mit anderen Verfahren wie Chemotherapie und Bestrahlung. Ergebnis könne auch sein, dass Medikamente in Betracht kämen, die bisher bei anderen Tumoren zum Einsatz kämen. Plentz: „Ein Medikament, das eigentlich gegen Darmkrebs eingesetzt wurde, könnte theoretisch etwa auch für die Behandlung eines Bauchspeicheldrüsentumors infrage kommen.“
Der Bremer Klinikverbund Gesundheit Nord, zu dem das Klinikum Nord gehört, kooperiert dabei unter anderem mit dem Universitätsklinikum Tübingen – per Videokonferenz nehmen die Ärzte etwa am Molekularen Tumorboard des Uniklinikums teil. In dem Gremium aus Onkologen, Pathologen und Molekularbiologen würden konkrete Fälle sowie die Ergebnisse der Gewebeuntersuchungen besprochen – und welche möglichen Ansätze sich für eine neue Behandlung daraus ergeben könnten.
„Die molekulare Tumoranalyse ist eine große Hoffnung – vor allem im Hinblick auf eine künftige maßgeschneiderte und spezialisierte Therapie von Krebserkrankungen“, sagt Jörg Gröticke, leitender Oberarzt im Onkologischen Zentrum des Bremer Klinikverbunds. „Man muss aber auch realistisch sein, es handelt sich noch nicht um ein Standardverfahren.“ Die meisten Erfahrungen seien bisher bei Leukämie-, Brustkrebs- und Lungenkrebspatienten gesammelt worden. Sogenannte solide Tumore wie bei Leber-, Bauchspeichel-, Darm- oder Magenkrebs spielten zunächst noch eine untergeordnete Rolle.
Der Fokus liege derzeit vor allem auf Patienten, bei denen die bisherigen Therapien nicht mehr oder nicht ausreichend wirkten, oder wenn es sich um besonders seltene Tumore handele. Etwa ein bis drei Prozent der Krebspatienten kämen derzeit dafür infrage. Plentz: „Der körperliche Zustand muss es auch zulassen, dass bei einem kleinen Eingriff eine Gewebeprobe entnommen werden kann.“
Die molekulare Diagnostik ist ein aufwendiges und teures Verfahren. Die Krankenkassen übernähmen prinzipiell die Kosten, so der Arzt. Stelle sich heraus, dass etwa ein Darmkrebsmedikament bei einem Bauchspeicheldrüsentumor ein passender Schlüssel für die Therapie sein könnte, für dies es nicht zugelassen sei, müsse dies individuell und in jedem Fall beantragt werden.
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