
Wie viele Kunden kommen? Welchen Weg nehmen sie durch die Abteilungen des Geschäfts? Gerade für Shoppingcenter und Kaufhäuser sind das wichtige Informationen. Neben der Erfassung von Besucherströmen etwa mit Lasern werden dabei auch neue Technologien eingesetzt, um etwas über die Kunden und ihr Verhalten herauszufinden – wie WLAN-Router oder Kameras. Parsya Baschiri von der Verbraucherzentrale Bremen sieht das allerdings kritisch. Die Geschäfte müssten die Kunden informieren, welche Daten aufgenommen werden und zu welchem Zweck. „Der Verbraucher weiß vielleicht nichts davon.“ Zwar lasse sich durch Ausschalten des WLAN auf dem Handy die Erfassung von Routern umgehen: „Doch das kann nicht vom Verbraucher verlangt werden.“
Die Router erfassen keine Namen oder persönliche Daten, aber eine Nummer, die Media-Access-Controll-Adresse: Das funktioniert, weil Smartphones mit eingeschaltetem WLAN versuchen, sich mit Routern in der Nähe zu verbinden. Wenn es genügend Router gebe, sagt Erik Maier, Professor für Handelsmanagement an der Leipziger Handelshochschule (HHL), könnten auch Bewegungsprofile erstellt werden. Maier geht davon aus, dass alle größeren Einkaufszentren in Deutschland die Besucherströme messen.
Das Shoppingcenter Dodenhof in Posthausen erfasst elektronisch die Kunden an den Eingängen und Übergängen der Gebäude sowie die Pkw bei der Auffahrt. So ließen sich auch Laufwege ein wenig abschätzen, sagt Sprecherin Michaela Strube. „Das ist absolut wichtig für uns, um zu sehen, wie sich das übers Jahr entwickelt. Schaffen wir es noch, die Menschen zu mobilisieren, herzukommen?“ Dodenhof setzt laut Strube keine Router ein. Jedoch: „Wir sind demgegenüber aufgeschlossen.“ Vielleicht sei irgendwann sogar eine Verbindung von Kundenkarte und Smartphone denkbar, um etwa Angebote passend zum Besuch zu schalten – wenn das rechtlich sicher sei: „Das ist ein Zukunftsthema.“
Einen Schritt weiter geht die Kundenerkennung per Kamera. Dabei kann neben der Zahl der Besucher auch deren Geschlecht und ungefähres Alter erkannt werden. „Das ist aber in deutschen Kaufhäusern verhältnismäßig unüblich“, sagt Experte Maier. Denn der Händler bewege sich damit immer mehr im Grenzbereich dessen, was mit Datenschutz-Vorgaben vereinbar sei. Fraglich sei etwa, ob solche Aufnahmen gespeichert werden dürfen, oder ob Gesichter verpixelt und damit unkenntlich gemacht werden müssen.
Dagegen beobachtet Marco Atzberger, Mitglied der Geschäftsführung im Kölner Handelsforschungsinstitut EHI, einen deutlichen Anstieg der Zählung mit Kameras. Die Technik sei sowieso zum Diebstahlschutz verbaut, mittlerweile würden Gesichter direkt verpixelt. Neben den Laufwegen könne sogar die Stimmung der potenziellen Kunden analysiert werden. Die Speicherung der Daten sei allerdings ein heißes Pflaster. „Das möchte niemand anfassen“, so Atzberger. Zu groß sei die Angst bei den Händlern vor Kritik der Kunden.
Der Weserpark hat sich gegen eine Erfassung per Kamera und WLAN entschieden. Lasergeräte zählen zwar die Besucher an den Eingängen, außerdem gebe es von Zeit zu Zeit Umfragen. Kamera und Router will Center-Managerin Monika Mehrtens aber nicht verwenden: „Der Datenschutz steht ganz oben für uns.“ Leicht bewege man sich in einem Graubereich, es stelle sich die Frage: Wo werden Rechte verletzt? „Der Mensch ist schon so gläsern.“ Und wie halten es die großen Kaufhäuser Karstadt und Kaufhof vor Ort? Auf Anfrage des WESER-KURIER gab es dazu am Dienstag keine Antwort.
Verbraucherexperte Baschiri hält es für wichtig, dass der Kunde erst einwilligt, sollten Daten erhoben werden. Beschwerden gebe es noch keine; derzeit sei das Thema noch nicht beim Verbraucher angekommen. Jan König, Hauptgeschäftsführer beim Handelsverband Nordwest, ist kein Laden bekannt, der WLAN und Kameras zur Analyse nutzt. Angesichts der rechtlichen Fragen geht er davon aus, dass die Techniken in Deutschland sicherlich „sehr defensiv“ genutzt würden. Wissenschaftler Maier weist derweil darauf hin, dass Verbraucher beim Online-Shopping wesentlich transparenter seien als in Geschäften. Im Internet würden Daten, die durch Cookies bei unterschiedlichen Plattformen gespeichert werden, zentral ausgewertet.
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