
Es sah so aus, als sei der Bremer Polizei ein wirklich großer Wurf gelungen. Ende September vereitelte sie – unterstützt von Spezialkräften aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg sowie dem französischen Staatsschutz – einen Überfall auf einen Juwelier in Osterholz-Scharmbeck. Der sollte, so die Vermutung der Sicherheitsbehörden, der Finanzierung von Kriegswaffen dienen. Demnach wollten Dschihadisten aus Frankreich mit der Beute des Überfalls in Deutschland Sturmgewehre kaufen, um sie bei einem Terroranschlag einzusetzen.
Der Spiegel meldet Zweifel an dieser Version an. „Gab es überhaupt eine Terrorgefahr?“, fragt das Magazin in seiner am Sonnabend erscheinenden Ausgabe. Denn es seien weder Waffen gefunden worden noch Belege dafür, dass ein solcher Waffendeal überhaupt geplant war. Vielmehr sei die Bremer Polizei schon zum zweiten Mal den vagen Hinweisen einer Bremer Journalistin aufgesessen und habe wie beim Alarm Ende Februar 2015 zum zweiten Mal eine Anti-Terror-Operation ausgelöst. Skepsis gegenüber der Hinweisgeberin? Fehlanzeige, heißt es hierzu im Spiegel-Bericht. Vielmehr seien die Bremer Staatsschützer „wie angefixt“ gewesen.
Bremens Kripo-Chef Daniel Heinke kann diese Kritik nicht nachvollziehen. „Ein Raubüberfall vereitelt, ein Beschuldigter in Untersuchungshaft, ein Straftäter und gefährlicher Salafist abgeschoben“ – dies sei ein Ergebnis, mit dem man sich aus Sicht der Polizei durchaus sehen lassen könne, lautet sein Fazit zu dem Einsatz. „Es gab Hinweise auf Straftaten, und die haben wir ernst genommen.“

Den ersten Anstoß zu dem Ermittlungsverfahren habe tatsächlich ein Hinweis von außen gegeben, bestätigte Heinke. Dazu, ob es sich dabei um die besagte Bremer Journalistin handelt, wollte er sich am Freitagabend auf Anfrage des WESER-KURIER nicht äußern. Wichtiger ist ihm etwas anderes: „Alle Maßnahmen daraufhin waren die Folge der Ergebnisse wochenlanger umfangreicher Telekommunikations-Überwachungen und weiterer Ermittlungen der Bremer Polizei, des Landesamtes für Verfassungsschutz sowie französischer Sicherheitsbehörden.“
Laut Heinke war den Bremer Sicherheitsbehörden einer der Beteiligten des geplanten Raubüberfalls in Osterholz-Scharmbeck, der 50-jährige Mansour A., bereits seit rund zehn Jahren als Salafist bekannt. Er war regelmäßiger Besucher des 2014 vom Innensenator verbotenen Kultur & Familien Vereins (Kuf), dem vorgeworfen wurde, die islamistischen Terrormilizen in Syrien und Irak zu unterstützen. Eine Auswertung der Facebook-Seite von Mansour A. habe unter anderem ergeben, dass nicht nur die eingestellten Videos Bezüge zu der Terrororganisation des Daesch aufwiesen, sondern auch Hunderte "Freunde" auf seiner Facebook-Seite jihadistische Inhalte posteten.
Ende September sei Mansour A. gemeinsam mit einem weiteren Mann aufgrund dieser Ermittlungen beim Versuch eines Überfalls auf einen Juwelier in Osterholz-Scharmbeck von Spezialeinsatzkräften überwältigt und festgenommen worden. Nur einen Monat später wurde er nach Algerien abgeschoben.
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