
Thomas Kriwat: Natürlich, das ist traurig, aber wegen der Umstände leider nicht zu ändern. Die 120 Jahre wären ein besonderer Anlass gewesen, den wir mit vielen, auch internationalen, Gästen gefeiert hätten. Sonst wäre das Stiftungsfest aber ganz normal abgelaufen. So altehrwürdig sind wir dann doch noch nicht. Da gibt es ganz andere Institutionen in der Stadt.
Die Ursprünge des Ostasiatischen Vereins liegen in der Kolonialzeit. Wie gehen Sie mit diesem Erbe um?Das ist eine interessante Frage und vielleicht mal eine Untersuchung wert. Wir haben es zum Beispiel sehr positiv gesehen, als das Überseemuseum die Maori-Gebeine zurückgegeben hat. Die Gründer unseres Vereins waren aber keine Politiker oder Militärangehörige, sondern Kaufleute, die in Asien Waren eingekauft und verkauft haben, übrigens nicht nur in Kolonialgebieten. Heute hat man sicherlich eine andere Sicht auf dieses Kapitel, aber dass der Handel eine imperialistische Tätigkeit war, kann ich nicht erkennen.
Bei aller Historie schauen Sie auch nach vorn. Welche Ziele verfolgt der Verein?Wir verstehen uns als Brückenbauer hin zu den Menschen in Asien, zu ihrer Wissenschaft und Kultur. Wir wollen das Verständnis für diesen Kontinent wecken und fördern. Das ist eine Aufgabe, die heute wieder zunehmend wichtig wird, weil sich viele Staaten mehr und mehr auf die eigenen Interessen zurückziehen. Der lange geübte Multilaterismus nimmt deutlich ab. Das ist nicht gut, denn die Probleme in der Welt können wir nur gemeinschaftlich lösen. Nebenbei wollen wir im Kontakt mit den asiatischen Ländern natürlich auch die Bremer Flagge hochhalten.
Wie sehen Sie China? Das Land schickt sich an, die USA zu überholen.Ja, die Gewichte in der Welt verschieben sich, und eines ist klar: An China führt kein Weg vorbei. Das Land verfolgt sehr stark seine eigenen Interessen, ist aber immer auch am Dialog interessiert. China wird von einem autokratischen System geführt und kann deshalb ganz anders agieren als eine Demokratie mit ihren langwierigen Entscheidungsprozessen. Das müssen wir akzeptieren, gleichzeitig zum Beispiel bei den Menschenrechten aber auf unsere eigenen Werte hinweisen und sie verteidigen. Wie vor 1990 gibt es jetzt wieder einen Wettbewerb der Systeme.
Was hat der Westen aus Ihrer Sicht im Umgang mit China bisher falsch gemacht?Es war blauäugig anzunehmen, dass China sich automatisch in Richtung Demokratie bewegt, sobald es genügend Wohlstand gibt und sich eine Mittelschicht herausgebildet hat. Die Chinesen sehen, dass ihre Regierung Erfolg hat, und sind zu einem großen Teil zufrieden damit.
Das Gespräch führte Jürgen Hinrichs.Thomas Kriwat (54)
ist seit fünf Jahren Vorsitzender des Ostasiatischen Vereins in Bremen. Der Jurist ist Chef der Bremer Schifffahrtsgruppe Mercmarine.
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Und so sehr ich das wünschte, so wenig glaube ich, dass das Verfassungsgericht ...