
Azad Kour hat in Bremen eine neue Heimat gefunden. Und der junge Mann aus Nordsyrien will zeigen, was ihm das bedeutet und was er mit den Möglichkeiten in diesem Land anfängt. Es ist nun sechs Jahre her, dass Azad Kour nach Deutschland kam. Im Herbst 2016 konnte er mit einem Deutschkurs beginnen, erinnert er sich an die vergangenen Jahre. „Das hat mir dann sehr geholfen“, ist er sicher. Und er ist froh, dass er inzwischen so viele enge Kontakte zu Bremerinnen und Bremern aufbauen konnte. „Ich habe hier viele Freunde gefunden“, sagt er.
Im Frühjahr wird Azad Kour sein Abitur an der Gesamtschule am Leibnizplatz machen. Er steht bei den Noten derzeit zwischen 1,3 und 1,4. Das mit dem Abi dürfte also gut klappen. „Ich denke auf Deutsch“, sagt er schlicht. Gleich im Anschluss an die Schule soll es für ihn an die Uni gehen. Das müsse aber nicht in Bremen sein. Was er studieren möchte, hat er sich dagegen schon genau überlegt: „Ich würde gern Wirtschaftswissenschaften machen. Und Bremen wird immer einen Platz in meinem Herzen behalten“, betont der 21-Jährige.
Der gebürtige Syrer, der mit der Gruppe „Zollhausboys“ auch Musik macht, gern singt und tanzt, hat ein Kochbuch geschrieben. Darin trägt er Gerichte und Geschichten aus seinem Geburtsland zusammen. Er habe mit der deutschen Sprache so wenig Schwierigkeiten, dass er das Buch problemlos allein habe schreiben können. In Syrien ist das Werk, das über den Buchhandel bestellt werden kann, inzwischen bekannt. Azad Kour ist nämlich auch in den sozialen Netzwerken aktiv und macht dort Werbung für seine Arbeit.
So ist ein großer Sender, den viele Kurden weltweit verfolgen, auf ihn aufmerksam geworden und hat den Neubremer daraufhin kontaktiert. Der Sender heißt Rudaw TV und sitzt im kurdischen Teil Iraks in der Stadt Erbil. Inzwischen habe er Interviews bei weiteren kurdischen Fernsehsendern gegeben, so Azad Kour.
Erbil ist durch Kriegshandlungen und die Belastungen der Bevölkerung in den vergangenen Jahren auch in deutschen Medien immer wieder präsent gewesen. Doch dem jungen Neubremer geht es um die positiven Seiten, um das, was er mit seinem Land Syrien verbindet. Und dazu gehören Essen, Gebräuche und Traditionen. Und da ihn hier immer wieder Menschen darauf angesprochen haben, hat Azad Kour sich mit dem Thema genauer beschäftigt, berichtet er über den Anstoß zum Kochbuch.
Schon zu Hause habe er seiner Mutter in der Küche beim Kochen geholfen, habe gern die Zutaten geschnibbelt und Freude daran gehabt, sagt Azad Kour. Sein Bremer Pate habe ihm dann Inspirationen gegeben und auch den Verlag vermittelt. Zwei Jahre hatte er im Zollhaus in der Überseestadt gewohnt, ist mit der Volljährigkeit aus der dortigen Einrichtung für junge Flüchtlinge ausgezogen. Inzwischen lebt er in einer Wohnung in der Sögestraße und bereitet sich auf das Abitur vor.
Die Familie des jungen Mannes lebt noch in Syrien. Azad Kour ist der älteste Sohn und hat noch drei jüngere Brüder. „Ich wollte in Syrien nicht zum Militär. Ich will im Frieden leben.“ Wegen der Angriffe türkischer Soldaten hätten es seine Eltern und Geschwister schwer, aber sie wollten trotzdem in Syrien bleiben, schildert er. „Ich bin anerkannter Flüchtling.“ So kann er hier das Studium angehen. Vielleicht entwickeln sich mit dem Kochbuch neue Möglichkeiten.
Azad Kour möchte reisen und hofft auch deshalb, dass Corona bald vorbei ist und die Möglichkeiten junger Menschen nicht eingeschränkt bleiben. „Bremen wird immer meine Stadt sein, ich weiß immer, wo ich hier wohnen kann.“
Azad Kour: „Salz und Sehnsucht – Kurdische Gerichte und Geschichten aus Nordsyrien“, Verlag Winfried Jenior Kassel, 15 Euro.
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