Auch in der Bremer Regierung macht sich Unmut über die fehlende Kompromissbereitschaft von Baden-Württemberg und Bayern breit. „Sehr schade und wenig hilfreich“ sei das Festhalten am süddeutschen Sonderweg in Sachen Ferienterminierung, betont Anette Kemp, die Sprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD). Der Vorstoß aus Berlin und Hamburg, die Sommerferien bundesweit erst ab dem 1. Juli beginnen zu lassen, werde daher auch von der Bremer Regierung unterstützt.

Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) unterstützt den Vorstoß aus Berlin und Hamburg. Sie drängt auf eine schnelle und länderübergreifende Einigung.
Gleiche Ferienzeit in Bremen und Niedersachsen wichtig
Bereits im Oktober hieß es aus dem Bildungsressort, dass vor allem eine identische Ferienregelung in Bremen und Niedersachsen wichtig sei, um den zahlreichen Berufspendlern eine familiengerechte Urlaubsplanung zu ermöglichen. Nun erhöht der Vorschlag den Druck auf die Länder, eine Einigung zu erzielen. Anderenfalls laufe es „auf Alleingänge beziehungsweise wie bisher auf einen gemeinsamen Gang von Bremen und Niedersachsen hinaus“. Die Entscheidung über eine Neuregelung soll bei der Kultusministerkonferenz im Dezember 2020 getroffen werden.

Yvonne Averwerser, bildungspolitische Sprecherin der CDU, hält den Vorstoß aus Hamburg und Berlin nicht für sinnvoll. Sie befürchtet ein Sommerferien-Chaos.
Bei den Bremer Fraktionen von CDU und FDP ist man hingegen bemüht, die Schärfe aus der Debatte zu nehmen. „Beim Streit um die Neuregelung der Sommerferientermine wären alle Beteiligten gut beraten, ein wenig die Emotionalität rauszunehmen“, sagt die bildungspolitische Sprecherin der CDU, Yvonne Averwerser. Und auch Hauke Hilz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP, fordert die Parteien dringend auf, zur Sachlichkeit zurückzukehren. „Für uns ist vor allem wichtig, dass wir weiterhin parallel zu Niedersachsen in die Sommerferien gehen“, betont er. Zwar sei seine Fraktion offen für Neuerungen, zwingend erforderlich seien sie nicht.
Das sieht die Bremer CDU anders. Averwerser lehnt den Vorschlag zur Neuregelung der Ferienzeiten ab und spricht sich für eine Beibehaltung des bisherigen Systems aus. „Je breiter die Ferien gestreut und die Tage gestreckt sind, desto besser ist das für den Tourismus, für die Wirtschaft und ebenfalls gut gegen Staugefahr auf den Autobahnen“, merkt sie an.
Auch Peter Beck, Vorsitzender der Bremer AfD, sieht diese Gefahr. Deshalb spricht er sich für eine Beibehaltung des Rotationsprinzips beim Ferienbeginn aus. Allerdings mit einer Neuerung: „Nach Ansicht der Bremer AfD müssen auch die Bundesländer Bayern und Baden-Württemberg an diesem Rotationssystem teilnehmen.“
Vertreter der Bremer Wirtschaft lehnen den Vorstoß aus Berlin und Hamburg ab. Peter Siemering, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen, befürchtet bei einer Verkürzung des Ferienkorridors ein Verkehrschaos, das in den norddeutschen Flächen-ländern zu hohen Umsatzverlusten führen würde. Siemering schränkt allerdings ein: „Bremen beträfe die geforderte verkürzte Regelung nicht so stark, denn gerade Bremen als Stadtdestination hat einen Schwerpunkt bei den Geschäftsreisenden in den gewerblichen Beherbergungsbetrieben.“ Trotzdem spricht sich die Bremer Wirtschaftsförderung für eine Änderung der Ferienterminierung aus. Siemering fordert eine Ausdehnung der Ferienzeiten von bisher 85 auf bundesweit 90 Tage.
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